Staaten-BlogIn den Rockies warten Abenteuer
Montana lädt zum Verweilen ein. Abenteuerferien sind dank innovativen Farmen und einem verbitterten Offizier bei Touristen hoch im Kurs.
- von
- P. Meister
Zugegeben, Montana steht bei vielen Touristen nicht zuoberst auf der Liste. Doch der viertgrösste Bundesstaat der USA hat viel Abenteuerliches in seinem Repertoire.
Die Hauptstadt Helena hat den Sprung in die Neuzeit geschafft, ohne dabei den Charme aus der Vergangenheit zu verlieren. Die heutige Metropole verdankt ihre Existenz ihrer «letzten Chance», als vier Goldgräber 1874 «ein letztes Mal» ihre Goldpfannen ins Wasser hielten und die sensationellen Goldfunde die Stadt zu einem wichtigen Handelszentrum im Nordwesten machten. Die Main Street entwickelte sich die Jahre hindurch zu einer geschmacksvollen Fussgängerzone mit Boutiquen und Restaurants.
Alt trifft auf neu
An die wilde Boomzeit erinnert natürlich «Last Chance Gulch», wo Kinder noch heute nach (falschem) Gold suchen dürfen. Auch die einstige Kupfermetropole Butte hat es in die Neuzeit geschafft, dank Amerikas bekanntestem Draufgänger, Evel Knievel. Der Motorradstuntman, der mit seinem Gefährt über Schluchten und Haifischbecken sprang, wuchs hier auf. Die Stadt hat landesweit den Ruf, die patriotischste 4.-Juli-Parade zu haben. Auch deswegen und wegen eines alten authentischen Bordells kommen jährlich im Sommer Tausende Touristen in die Stadt.
Custers letzte Schlacht
Am Little Bighorn River fielen im Juni 1876 260 Soldaten des 7. Kavallerie-Regiments auf einer Anhöhe. Darunter auch der legendäre und sagenumworbene Lieutenant Colonel George Custer. Er manövrierte seine Kompanie in einen Hinterhalt von vereinigten Indianerstämmen, erkannte aber zu spät, dass sie zahlenmässig unterlegen waren und ihr Schicksal damit besiegelt war.
Kleine Grabsteine erinnern auf dem «Last Stand Hill» auf dem Little Bighorn Battlefield an diese legendäre Schlacht, während es im Besucherzentrum viele Schaubilder und Relikte zu bestaunen gibt. Die bekannteste Schlacht in der US-Geschichte lehrt Besucher aber vor allem eines, nämlich, dass der Mythos Custer ein Schwindel ist und der Oberbefehlshaber leichtsinnig seine Männer opferte, in seinem erbitterten und egoistischen Kampf um Ruhm und Ehre.
Fliegenfischen und Reitferien
Montana vereint zwei uramerikanische Traditionen; Reiten und Fliegenfischen. An den Seen vom Glacier Nationalpark werfen Alt und Jung ihre Angeln aus und zelebrieren diesen Volkssport, dem Robert Redford mit dem Film «Aus der Mitte entspringt ein Fluss» sogar ein Leinwanddenkmal widmete. Einheimische freut es, wenn man sich als Aussenstehender zu ihnen gesellt, um etwas mehr über den Sport in Erfahrung zu bringen.
Andere zieht es in die Hochprärie. Die McGinnis Ranch im Nordwesten von Montana liegt hinter wogenden Feldern am Rande der Zivilisation. Die Ranch verspricht Abenteuerferien mit einem authentischen Cowboy-Alltag. Frühmorgens werden die Pferde gesattelt und die Rinder auf Weiden getrieben, von wo aus man am Horizont die Rocky Mountains erkennen kann. Am Abend wird zusammen gegessen und getrunken und natürlich viel philosophiert am Küchentisch oder am Lagerfeuer.
In Melancholie gehüllt darf man die Nächte in kleinen Holz-Lodges verbringen, bevor man am nächsten Morgen erneut auf den Fährten von Robert Redford wandeln darf. Denn der Reitstil, nach dem auf der Ranch geritten wird, ist nach Buck Brannaman benannt, dessen Techniken Robert Redford im Film «Der Pferdeflüsterer» als Vorlage dienten.