Zhou Guanyu«In der Schweiz sind alle nett, es ist sicher – aber Temperaturen sind zu kalt»
Der Formel-1-Zirkus ist aktuell in der saudiarabischen Küstenstadt Dschidda zu Gast. Alfa-Sauber-Pilot Zhou Guanyu spricht vor dem Rennen im Interview mit 20 Minuten.
- von
- Tobias Wedermann
Darum gehts
Zhou Guanyu geht als Formel-1-Pilot bei Alfa Romeo Stake in die zweite Saison.
Im Interview mit 20 Minuten spricht er über Druck und den Saisonauftakt.
Ausserdem schwärmt der erste chinesische Formel-1-Fahrer über sein grosses Hobby und die Schweiz.
Zhou Guanyu (23), wie sind Sie zufrieden bis jetzt in Saudiarabien?
Ich freue mich zurück zu sein. Ich mag Highspeed-Strecken und das ist hier der Fall. Letztes Jahr gelang mir schon ein gutes Rennen, ich wurde aber wegen zwei Strafen nur Elfter.
Und dieses Wochenende gibt es Punkte?
Natürlich, das ist unser Ziel für jedes Rennen. Ich will in die Punkte fahren, auch um die Leistung beim Saisonauftakt von Bahrain zu verbessern.
Wie zufrieden sind Sie mit dem neuen Auto?
Es fühlt sich gut an. Wir sind auf einem guten Weg und wollen unseren Platz in der Konstrukteurswertung (Platz 6) behalten. Das Team hat einen tollen Job gemacht, aber wir müssen alle weiter hart arbeiten.
Wie haben Sie den bisherigen Saisonauftakt generell erlebt? Es gibt schon Stimmen, dass es eine langweilige Saison wird, aufgrund der Red-Bull-Dominanz.
Ich glaube, jeder weiss, wer ganz oben sein wird. Das ist so. Aber dahinter ist und wird es sehr eng und spannend. Im ersten Qualifying von Bahrain waren alle Fahrer innert 1,2 Sekunden. Das gab es noch nie – und zeigt, dass sich die Fans auf viele spannende Zweikämpfe freuen können.
Im vergangenen Jahr hatten Sie Ihre erste Saison in der Formel 1. Wie hat sich Ihre Vorbereitung auf die zweite Saison verändert?
Ich gehe mit grösserem Selbstvertrauen in dieses Jahr. Ich weiss, was ich kann und was von mir erwartet wird.
Als Sie vor der letzten Saison als Alfa-Fahrer verkündet wurden, gab es Kritik und gar Beschimpfungen. Fühlt es sich gut an, dass Sie sich als Fahrer beweisen konnten?
Ja, das war auch Druck. Ich wollte natürlich allen beweisen, dass ich zu Recht in diesem Cockpit sitze. Die erste Saison war gut und ich bin stolz darauf, gezeigt zu haben, was ich als Fahrer draufhabe.
Sie sind der erste Formel-1-Fahrer aus China. Ein riesiges Land. Wie hoch ist die Erwartungshaltung in Ihrer Heimat?
Hoch, aber ich bin es mir gewohnt. Ich habe diesen Druck schon meine ganze Karriere lang. Sehr viele Fans schauen in meiner Heimat zu – und es werden immer mehr. Aber nicht nur für mich, sondern für die ganze Formel 1.
Wie viel Zeit verbringen Sie in der Schweiz?
Vor und nach den Rennwochenenden verbringe ich immer ein paar Tage in der Fabrik in Hinwil.
Konnten Sie das Land ausserhalb der Fabrik bisher auch etwas erkunden?
Ich war schon mehrmals in der Stadt Zürich. Viel mehr habe ich noch nicht geschafft.
Was gefällt Ihnen am wenigsten an der Schweiz?
Die Temperaturen. Es ist mir oft zu kalt. (lacht)
Was gefällt Ihnen am meisten?
Die Leute sind alle extrem nett und man fühlt sich rund um die Uhr sicher. Zudem kennen alle Sauber.
Genau vor 30 Jahren hat Sauber erstmals an einem Grand Prix der Formel 1 teilgenommen. Was ist das Erfolgsrezept dieses Rennstalls aus einem kleinen Land?
Ganz klar die Leidenschaft. Es gibt viele Angestellte, die seit über 20 Jahren Teil des Teams sind. Es ist wirklich wie eine kleine Familie und das spornt uns Fahrer auch an, für all diese Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Höchstleistungen zu erbringen.
Was traust du Alfa-Sauber diese Saison zu?
Neben der Formel 1 haben Sie eine grosse Leidenschaft für Mode.
Das ist wahr. Mode und Fashion sind eine meiner Leidenschaften und ich interessiere mich sehr für Design. Unter anderem entwerfe ich alle meine Helmdesigns selber.
Und eine eigene Zhou-Modelinie?
Ja, so etwas in die Richtung würde ich gerne machen. Aber es ist aktuell noch zu früh. Eines Tages vielleicht.
Sie werden schon mit Lewis Hamilton verglichen, der sich als Stilikone der Formel 1 etabliert hat. Ist das Druck?
(lacht) Nein, ich ziehe einfach an, was mir gefällt. Mir ist es auch egal, ob es gerade in ist oder nicht. Es gibt Sportler, die haben Stylisten. Aber ich wähle alles selber aus – und es freut mich, dass es gut ankommt.
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