Erster Gelenkbus ausgeliefertIn diesem Bus hört man jedes Flüstern
Ab Freitag rollt der erste Elektro-Gelenkbus durch Basel. Weitere werden folgen: Die Basler Verkehrs-Betriebe wollen als erster Schweizer ÖV-Anbieter komplett auf Strom umstellen.
- von
- lha
Auf leisen Sohlen kommt der Elektrobus daher: So fährt es sich im neuen Flagschiff der BVB und das sagt der Chauffeur. (Video: 20 Minuten)
«Das ist nicht einfach eine Busbeschaffung, das ist ein grosses Projekt», sagt BVB-Verwaltungsratspräsidentin Yvonne Hunkeler. Am Freitag nimmt der erste Elektro-Gelenkbus seinen Dienst bei den Basler Verkehrs-Betrieben auf. Der 18 Meter lange Citea SLFA-181 des niederländischen Herstellers VDL verkehrt ab 4.49 Uhr morgens ab Badischer Bahnhof auf der Linie 30.
Schon am Donnerstag konnten sich Medienschaffende als auf einer Rundfahrt von den Qualitäten des Fahrzeugs überzeugen. Im Innern unterscheidet sich der Bus kaum von seinen Diesel-Geschwistern. Der Aha-Moment setzt ein, als sich der über 20 Tonnen schwere Koloss in Bewegung setzt: Geräuschlos. Keine Vibration des Motors ist zu spüren, nur das leise Rauschen der Reifen auf dem Asphalt ist zu hören.
Der ganze Bus hört mit
Auch für Chauffeur Alexander Ernst eine neue Erfahrung: «Es sind andere Geräusche, die man wahrnimmt, also alles, was im Innern des Fahrgastraums läuft.» Wer seine Geheimnisse vor dem Busfahrer und den übrigen Fahrgästen wahren möchte, flüstert oder schweigt am besten. Oder textet statt telefoniert.
Nicht nur innen ist der E-Bus ausserordentlich leise, auch Fussgänger hören ihn kaum. Das wird sich bald ändern. «Eine Gesetzesänderung ist in Vorbereitung», weiss Marc Oggier, der Projektleiter der E-Bus-Beschaffung. Dann müssen alle Elektrofahrzeuge, die schneller als 30 Stundenkilometer fahren, ein Geräusch erzeugen. Mit der nötigen Hardware ist der Bus schon ausgestattet. Um auf sich aufmerksam zu machen, kann auch ein künstlicher Glockensound abgespielt werden.
Bis 2027 vollelektrisch und 100 Prozent emissionsfrei
Der 800'000 Franken teure Elektrobus ist im Rahmen eines Pilotbetriebs bis Ende Jahr unterwegs. Parallel arbeiten die BVB mit Hochdruck am Projekt Bussystem 2027. Bis dahin nämlich will das Unternehmen alle Fahrzeuge unter Strom gesetzt haben. «Wir werden die erste Stadt in der Schweiz sein, die die gesamte Flotte umstellen wird», sagt BVB-Direktor Erich Lagler. Der dafür nötige Ratschlag wird bereits 2020 in den Grossen Rat kommen.
«Die Busbeschaffung ist dabei das einfachste Projekt», so Lagler. Ein Beispiel: Der Betrieb der bislang einzigen Ladestation benötigt mehr Strom als das gesamte Busdepot Rankhof im Normalbetrieb. Der Strom der IWB kommt nur aus erneuerbaren Energiequellen. «In Zukunft werden wir 100 Prozent emissionsfrei unterwegs sein», verspricht Lagler. Die komplette Infrastruktur, die Umläufe, Schichten – einfach alles muss umgestellt werden. Hinzu kommt die Infrastruktur für die Ladestationen. Dabei setzen die BVB auf fixe Stationen in den Depots.
Unterwegs laden sei keine Option, erkärt Oggier, zumal die Batterieleistung und Reichweite sich rasant entwickeln werden, so die Annahme. Das würde teuere Schnelllader an Haltestellen dann obsolet machen.
Hochspannung auf dem Dach
Der 18,15 Meter lange Elektrobus hat seinen «Tank» auf dem Dach. Dort sind 12 Batteriemodule mit einer Leistung von 248 Kilowattstunden verbaut. Die Reichweite beträgt bis zu 130 Kilometer. Geladen wird der Bus über einen sogenannten Pantografen auf dem Dach, einen Bügel, der mit der Ladestation verbunden wird. Die Ladedauer beträgt bei einer Leistung von 300 Kilowatt rund 38 Minuten.