«In einem Informatikwettbewerb würde ich gegen meine Lehrer gewinnen»

Aktualisiert

InformatikSie ist schlauer als ihre Lehrer im Gymi

Jasmin Studer (18) hat an der Europäischen Informatik-Olympiade für junge Frauen als erste Schweizerin Gold geholt. Ein Interview. 

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Jasmin Studer hat als erste Schweizerin eine Gold-Auszeichnung an der Europäischen Informatik-Olympiade für junge Frauen geholt.

Jasmin Studer hat als erste Schweizerin eine Gold-Auszeichnung an der Europäischen Informatik-Olympiade für junge Frauen geholt.

Schweizer Informatik-Olympiade
Die 18-Jährige (links) geniesst eine schwedische Zimtschnecke – der Wettbewerb fand dieses Jahr in Lund in Schweden statt.

Die 18-Jährige (links) geniesst eine schwedische Zimtschnecke – der Wettbewerb fand dieses Jahr in Lund in Schweden statt.

Schweizer Informatik-Olympiade
Sie haben die Schweiz an der Informatik-Olympiade für junge Frauen vertreten, von links: Die Altdorferin Hongjia Meng, Hannah Oss aus Thal, Vivienne Burckhardt aus Binz und die Erlacherin Jasmin Studer.

Sie haben die Schweiz an der Informatik-Olympiade für junge Frauen vertreten, von links: Die Altdorferin Hongjia Meng, Hannah Oss aus Thal, Vivienne Burckhardt aus Binz und die Erlacherin Jasmin Studer.

Schweizer Informatik-Olympiade

Gold an der Informatik-Olympiade: Darum gehts

  • «Natürlich musste ich viel trainieren», sagt Jasmin Studer, die als erste Schweizerin eine Gold-Auszeichnung an der Europäischen Informatik-Olympiade für junge Frauen gewonnen hat.

  • Am Wettbewerb musste sie diverse Aufgaben lösen und unter anderem eine Sitzordnung finden, sodass nur Freunde nebeneinander sitzen.

  • Doch die Informatik ist noch immer eine Männerdomäne – vielen Mädchen fehlten in der Disziplin die weiblichen Vorbilder, sagt die 18-jährige Erlacherin.

Die Erlacherin Jasmin Studer vom Gymnasium Lerbermatt in Köniz BE hat es geschafft: Bereits letztes Jahr hatte sie an der Informatik-Olympiade für junge Frauen (EGOI) Silber geholt, beim diesjährigen Wettbewerb in Schweden eroberte sie nun Rang zehn von 200 Teilnehmerinnen und gewann so als erste Schweizerin Gold.

Doch wie kam die 18-Jährige überhaupt auf die Informatik? Und ist sie in der Mathe besser als ihre Lehrpersonen am Gymnasium? Jasmin Studer beantwortet Fragen der 20-Minuten-Redaktion. 

Die 18-jährige Jasmin Studer hat an der «European Girls’ Olympiade in Informatics» in Schweden, an der fast 200 junge Frauen teilnahmen, Platz zehn erobert. Für diese Leistung erhielt sie eine Gold-Auszeichnung.

Die 18-jährige Jasmin Studer hat an der «European Girls’ Olympiade in Informatics» in Schweden, an der fast 200 junge Frauen teilnahmen, Platz zehn erobert. Für diese Leistung erhielt sie eine Gold-Auszeichnung.

Screenshot/egoi23.se

Jasmin, an der letzten Informatik-Olympiade für junge Frauen hast du Gold knapp verpasst, nun hat es geklappt. Hast du damit gerechnet?
Ich habe darauf gehofft, aber natürlich ist es immer auch eine Glückssache, wie gut es einem am Wettbewerb gelingt. Deshalb freue ich mich nun sehr, dass es dieses Jahr wirklich geklappt hat.

Hast du für den Wettbewerb extra trainiert?
Natürlich musste ich viel trainieren. Die beste Art zu trainieren ist, viele Aufgaben aus vergangenen Wettbewerben zu lösen. Dazu organisieren wir auch nationale und internationale Trainingslager.

Kannst du ein Beispiel für eine der Aufgaben nennen, die du lösen musstest?
Ein einfaches Beispiel für eine Aufgabe ist, den kürzesten Weg zwischen zwei Orten zu finden. An Wettbewerben sind solche Aufgaben immer in witzige Geschichten verpackt. An der EGOI musste man zum Beispiel in der einfachsten Aufgabe eine Sitzordnung finden, sodass nur Freunde nebeneinander sitzen.

European Girls’ Olympiade in Informatics

Die Schweiz hat die European Girls’ Olympiade in Informatics 2021 ins Leben gerufen. Der Wettbewerb soll Interesse an Informatik wecken, wissenschaftliche Begabungen fördern und die Kreativität der jungen Frauen befeuern. Dieses Jahr finden auch noch neun weitere Wissenschafts-Olympiaden in den Disziplinen Biologie, Chemie, Geografie, Linguistik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft statt.

Wie bist du überhaupt zur Informatik gekommen?
Ich habe erst durch die Schule das Programmieren entdeckt. Danach haben mir meine Eltern von der Informatik-Olympiade erzählt. Dort hat es mir den Ärmel reingezogen.

Wie hast du Programmieren gelernt?
Das meiste habe ich bei Trainingsevents der Informatik-Olympiade gelernt. Im kompetitiven Programmieren benutzt man meistens die Programmiersprache C++.

Für die Programmierung braucht es mathematisches Vorwissen. Bist du in Mathe besser als dein Lehrer oder deine Lehrerin am Gymi?
In einem Informatikwettbewerb würde ich gegen meine Lehrpersonen gewinnen. Sie haben aber ein viel breiteres Wissen in der Mathematik als ich.

«Meine Freunde vom Gymi verstehen meine Freude an der Informatik zwar nicht so, aber wir teilen andere Interessen.»

Jasmin Studer, gewann als erste Schweizerin Gold an der Europäischen Informatik-Olympiade für junge Frauen

Findest du im Gymi Gleichgesinnte?
Meine Freunde vom Gymi verstehen meine Freude an der Informatik zwar nicht so, aber wir teilen andere Interessen. Über Informatik kann ich mich an Events der Olympiade mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern austauschen.

Hast du ein ganz normales Teenager-Leben?
Ich verbringe viel Zeit mit Training, so wie eine Sportlerin auch. Das heisst aber nicht, dass ich kein normales Leben nebendran habe.

Die Informatik ist immer noch eine Männerdomäne. Warum?
Wegen des Klischees, dass Informatik nur etwas für Männer ist, ziehen viele Mädchen diese Richtung gar nicht in Betracht, obwohl sie Talent und Freude daran hätten. Ausserdem fehlen weibliche Vorbilder und Kolleginnen in der Informatik. So kann man leicht entmutigt werden und sich selbst anzweifeln.

Sie haben die Schweiz an der Informatik-Olympiade für junge Frauen vertreten, von links: Die Altdorferin Hongjia Meng, Hannah Oss aus Thal, Vivienne Burckhardt aus Binz und die Erlacherin Jasmin Studer.

Sie haben die Schweiz an der Informatik-Olympiade für junge Frauen vertreten, von links: Die Altdorferin Hongjia Meng, Hannah Oss aus Thal, Vivienne Burckhardt aus Binz und die Erlacherin Jasmin Studer.

Schweizer Informatik-Olympiade

Was rätst du jungen Frauen, die Programmieren lernen wollen?
Just do it!

Wie geht es nun weiter in deinem Leben?
Im September fange ich ein Informatikstudium an der ETH an, darauf freue ich mich sehr. Danach schaue ich, wie sich die Dinge entwickeln. Ich könnte mir gut vorstellen, Software zu entwickeln, und ich möchte irgendetwas Sinnvolles tun. Bei der Informatik-Olympiade werde ich mich auch als Leiterin freiwillig engagieren und neue Teilnehmende trainieren. 

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