
Traurige Abschiede, dafür auch unvergessliche Wiedersehen: Fernbeziehungen bringen Vor- und Nachteile.
Nah trotz Entfernung«In Fernbeziehungen erlebt man alles intensiver» – 5 Tipps für die Liebe auf Distanz
Fernbeziehungen können herausfordernd sein – aber auch Vorteile mit sich bringen. Eine Paartherapeutin gibt Tipps, wie die Beziehung trotz der Distanz funktioniert.
- von
- Michelle de Oliveira
Immer wieder «Tschüss» sagen, dafür aber auch regelmässig das Wiedersehen feiern – Fernbeziehungen können einem Paar viel abverlangen, bringen aber auch Vorteile.
Von einer Fernbeziehung ist grundsätzlich dann die Rede, wenn ein Paar nicht unter einem Dach wohnt. «Aber natürlich ist klar, dass es einen Unterschied macht, ob ein Kilometer dazwischen liegt, oder hundert oder gar tausend», sagt die Paar- und Psychotherapeutin Ines Schweizer. Und dann gibt es noch die Unterscheidung zwischen den «Short-Termern», also denen, die zum Beispiel eine Wochenendbeziehung führen. Im Gegensatz zu den «Long-Termern», die jeweils Wochen oder gar Monate getrennt sind.
Hast du schon mal eine Fernbeziehung geführt?
Solche Beziehungen bringen natürlich einige Nachteile mit sich. Etwa, dass man sich einsam fühlen kann, dass jedes Treffen geplant werden muss, Spontanität kaum möglich ist und der Alltag nicht geteilt werden kann. Obwohl genau das auch ein Vorteil sein kann: «Die Momente, die man zusammen hat, bekommen eine andere Qualität – es wird alles intensiver erlebt und diese Zeit kann als sehr spannend und unbelastet vom Alltag erlebt werden», erklärt die Paartherapeutin. Ausserdem lässt einem eine Fernbeziehung die Zeit, den eigenen Interessen – sei das Arbeit oder Hobbys – nachzugehen, ohne schlechtes Gewissen der Partnerin oder dem Partner gegenüber.

Eine Fernbeziehung hat auch Vorteile: Etwa, dass der Alltag aussen vor gelassen werden kann.
Allerdings ist es wichtig, als Paar irgendwann über die Distanz-Phase hinwegzukommen. «Beziehungen möchten sich weiterentwickeln und eben auch den Alltag zusammen erleben», sagt Ines Schweizer. «Nur so kann man herausfinden, ob das überhaupt funktioniert.» Oft wird die gemeinsame Zeit nur zu zweit verbracht, was zur Folge hat, dass man etwa den Freundeskreis oder die Familie der Partnerin oder des Partners kaum kennt. Und eben nicht weiss, ob die Beziehung alltagstauglich ist und über das Ferien-Feeling hinaus bestehen kann.
Wir haben fünf Tipps für dich, die dir und deiner Partnerin oder deinem Partner helfen können, eure Fernbeziehung erfüllend zu gestalten.
1. Treffen langfristig planen
Nicht zu wissen, wann man sich das nächste Mal sieht, kann belastend und auch sehr demotivierend sein. «Zu zweit das nächste Treffen – oder vielleicht sogar längerfristig die nächsten zwei oder drei Wiedersehen – zu planen, stimmt zuversichtlich», sagt die Paartherapeutin. Sich gemeinsam auf das nächste Treffen zu freuen, Pläne zu schmieden und zu träumen, verbindet und stärkt so die Beziehung.

Gemeinsam zu träumen, das nächste Treffen zu planen und Pläne zu schmieden, stärkt die Fernbeziehung.
2. Vertrauen haben
Viele fürchten sich davor, dass in einer Fernbeziehung eher fremdgegangen wird. Die Expertin sagt: «Fremdgehen ist nicht eine Frage der Distanz sondern eher der Gelegenheit, der Beziehungsqualität und des Commitments.» Auch Studien haben gezeigt, dass in Fernbeziehungen nicht zwingend mehr betrogen wird. Eifersüchteleien oder ständige Kontrollanrufe können die Beziehung hingegen ernsthaft gefährden. Falls du unsicher bist oder Zweifel hast, sprich diese lieber offen an, als dass du dich in Hirngespinsten verlierst.
3. Kommunikation auf allen Kanälen
Dank Whatsapp, Facetime und Sprachnachrichten lässt sich der Abstand zumindest für einen Moment verringern und man kann vielleicht sogar einmal den Abend so zusammen verbringen. Regelmässige «Kommunikationszeiten» geben Sicherheit und verhindern, dass man den anderen vergeblich zu erreichen versucht, was frustrierend sein kann. Auch kleine Rituale wie eine «Guten-Morgen-Nachricht» können Nähe schaffen. «Und ganz wichtig: Es ist normal, dass man sich nicht jedes Mal stundenlang angeregt unterhalten kann wie in der anfänglichen Rosarote-Brille-Phase», erklärt Ines Schweizer. «Selbst in einer Fernbeziehung schleicht sich so etwas wie eine Routine ein.»

Videocalls und regelmässige Nachrichten schaffen trotz der Distanz ein Gefühl der Nähe.
4. Erinnerungen schaffen
Gemeinsame Erlebnisse verbinden und sorgen für ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Ein Wochenende im Zelt an einem See, ein schönes Picknick, ein Tag in einem Thermalbad oder ein gemeinsames Konzert – diese Erinnerungen können dich in einsamen Zeiten trösten. Haltet die Momente fest und gestaltet vielleicht sogar zusammen ein Fotoalbum oder wählt die schönsten Bilder aus und hängt sie gerahmt auf. Und lasst jeweils etwas von euch bei der Partnerin oder beim Partner zurück: Das Lieblings-T-Shirt, eine Mütze oder einen kleinen Liebesbrief.

Gemeinsame Erinnerungen: Schöne Erlebnisse – und die Erinnerung daran – trösten in einsamen Zeiten.
5. Zeitrahmen festlegen
Und zu guter Letzt: Legt – zumindest einen groben – Zeitrahmen fest. Kaum eine Beziehung soll für immer nur auf Distanz funktionieren. Sprecht gemeinsam darüber, welche Möglichkeiten euch längerfristig offen stehen, zu welchen Schritten ihr bereit seid und wie ihr ein gemeinsames Leben umsetzen könnt. Auch Wünsche und Erwartungen wie Familienplanung oder Karriere sollten angesprochen werden.

Gemeinsam in die Zukunft blicken: Definiert einen ungefähren Zeitrahmen, wie lange die Beziehung eine Fernbeziehung bleiben soll.
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