Fukushima-GAUIn Reaktor 2 hat es noch 60cm Kühlwasser
Das Atom-Desaster von Fukushima ist noch schlimmer als angenommen: In einem Reaktor hat es kaum noch Kühlwasser – und die Strahlenwerte sind zehnmal höher als eine tödliche Dosis.
- von
- fum
Eine neue Untersuchung des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi hat noch schwerere Schäden ergeben als bisher angenommen. Die Strahlungswerte in Reaktor 2 seien zehnmal höher als eine tödliche Dosis.
Kühlwasser sei kaum noch vorhanden, erklärte der Kraftwerksbetreiber Tepco am Dienstag in einer Mitteilung. Dies habe eine endoskopische Untersuchung ergeben. So stehe das Kühlwasser nur etwa 60 Zentimeter hoch. Die Regierung war von zehn Metern ausgegangen, als sie das Kraftwerk im Dezember für stabil erklärte.
Arbeiter in Fukushima meldeten ausserdem neue Lecks, aus denen verstrahltes Kühlwasser austrat. Offenbar handelt es sich dabei um 120 Tonnen, die aus den Reaktoren 1 bis 3 abgeflossen und mit Strontium kontaminiert sind. Teile davon strömten den Angaben zufolge in den Pazifik.
Lecks im Druckbehälter
Wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» schreibt, ist der niedrige Wasserstand vermutlich auf Lecks im Druckbehälter zurückzuführen. Ein Sprecher des Betreibers sagte, dass weitere Untersuchungen notwendig seien, um herauszufinden, wo das Kühlwasser abfliesse. Gleichzeitig beruhigte er mit dem Hinweis, dass die Wassertemperatur in Reaktor 2 bei 48,5 bis 50 Grad liege.
Offenbar sind im angesammelten Wasser Ablagerungen zu erkennen. Ist es Rost oder abgeblätterte Farbe? Oder sind es doch Teile von geschmolzenen Kernbrennstäben? Der Tepco-Sprecher hält dies für «unwahrscheinlich». Man wolle den Reaktor aber weiter untersuchen, um die zahlreichen offenen Fragen zu klären.
Kernschmelze in drei Reaktoren
Tepco und die japanische Regierung glauben, dass es in den Reaktoren 1 bis 3 nach dem Ausfall der Kühlwasserpumpen infolge des Erdbebens und des Tsunamis zur Kernschmelze gekommen ist - in Reaktor 2 am schnellsten.
Die neuen Enthüllungen lassen Zweifel aufkommen an der Darstellung der Regierung und des AKW-Betreibers, man habe die Lage unter Kontrolle. Sie hatte bereits im Dezember erklärt, das Kraftwerk befinde sich nun im Zustand der «geregelten, kalten Abschaltung». Es wäre nicht das erste Mal, dass die japanischen Behörden mit Desinformationen die Öffentlichkeit zu beschwichtigen versuchen.
Das Atomunglück von Fukushima jährte sich am 11. März 2012 zum ersten Mal. Bei der Dreifachkatastrophe von Erdbeben, Tsunami und Atom-GAU kamen fast 20 000 Menschen ums Leben. (fum/sda)