Vertragsbruch?Indien blockiert den Export von Impfstoff wegen Eigenbedarf
In Indien wurden 100 Millionen Corona-Impfdosen für ein internationales Verteilprogramm bestellt. Nun sperrt sich das Land dagegen, einen Grossteil davon auszuliefern.
Darum gehts
In Indien werden grosse Mengen an Corona-Impfstoff hergestellt, darunter auch Dosen für das solidarische Impfprogramm Covax.
Das Land hält offenbar von der vereinbarten Menge dafür grosse Mengen zurück.
Im Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern sind bisher 50 Millionen Impfdosen verabreicht worden.
Bei der weltweiten Auslieferung der Corona-Impfstoffe kommt es wegen Exportbeschränkungen in Indien zu deutlichen Verzögerungen. Das solidarische Impfprogramm Covax der Vereinten Nationen (UN) rechnet damit, dass für März und April geplante Lieferungen nicht wie erwartet ankommen werden, wie eine Sprecherin der Impfinitiative Gavi in Genf am Donnerstag sagte. Durch das Programm erhielten schon Länder wie Somalia oder Palästina Impfstoffe.
Indien sollte grösster Lieferant sein
Indien war als einer der Hauptlieferanten für Covax vorgesehen. Das Programm wollte von Anfang März bis Mai insgesamt 237 Millionen Impfdosen ausliefern – mehr als 100 Millionen davon solche, die vom Serum-Institut in Indien hergestellt werden. Die Verzögerungen sollen Dutzende Millionen Dosen betreffen. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef bestätigte erwartete Lieferverzögerungen, konnte aber keine Angaben zum Umfang machen.
Für Eigenbedarf zurückgehalten
Hintergrund ist, dass Indien selbst Anspruch auf die Produktion des Impfstoffs erhebt. «Verzögerungen bei der Erteilung von Exportlizenzen für Impfdosen, die vom Serum-Institut hergestellt werden, beruhen auf der erhöhten Nachfrage nach dem Covid-19-Impfstoff in Indien», teilte Gavi mit. Gavi-Vertreter verhandelten mit Indien über eine möglichst schnelle Lieferung der versprochenen Dosen.
40 Millionen Dosen vorbeigeschleust
Nach Angaben der Regierung in Neu Delhi sind knapp 18 Millionen in Indien hergestellte Impfdosen an Covax geliefert worden. Weitere 40 Millionen Dosen seien ausserhalb des Programms zu niedrigen Preisen ins Ausland verkauft oder verschenkt worden. In dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land selbst seien 50 Millionen Impfdosen verabreicht worden.
Die grösste Demokratie der Welt steuert nach Einschätzung von Experten auf eine neue Corona-Welle zu. Vor einigen Wochen wurden teils weniger als 10’000 Corona-Infektionen pro Tag erfasst. Zuletzt waren es mehr als 50’000. Im Land sollen sich ab April alle Menschen über 45 zur Impfung anmelden können.
Indien wird oft – wie einst Deutschland – als die «Apotheke der Welt» bezeichnet, da im zweitbevölkerungsreichsten Land nach eigenen Angaben rund die Hälfte aller Impfstoffe weltweit hergestellt wird.
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