Irak: US-Generäle spielen auf Zeit

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Irak: US-Generäle spielen auf Zeit

Die US-Militärführung im Irak fordert von der Politik mehr Zeit. General David Petraeus, der Kommandeur der US-Truppen im Irak, wollte heute im Senat entsprechende Vorschläge vorstellen.

Wenn der General zum ersten Mal seit sieben Monaten das Parlament wieder über die aktuelle Lage im Irak unterrichtet, will er sich dem Vernehmen nach die Option offen halten, mehr US-Truppen im Land zu halten als bisher geplant. Die Militärführung begründet dies damit, dass es nach dem jüngsten Rückgang der Gewalt darum gehen müsse, die Aufstandsbewegung dauerhaft einzudämmen. Daher will Petraeus dafür eintreten, den bis Ende des Jahres geplanten Truppenabzug zu verlangsamen. Dies würde bedeuten, dass zur Zeit der Präsidentenwahl am 4. November noch bis zu 140.000 Soldaten im Irak stationiert sind.

Die Demokratische Partei wandte sich bereits vor der Anhörung gegen diese Pläne. Wenn die Wirtschaft daheim in der Krise stecke, könne sich das Land keinen unbegrenzten Krieg mit monatlichen Kosten von zehn Milliarden Dollar leisten, erklärte die Opposition. «Wir brauchen eine Strategie, die die Lasten eindeutig zu den Irakern verschiebt und den Druck von unseren Truppen nimmt», sagte Jack Reed vom Streitkräfteausschuss des Senats.

Al Sadr fordert Zeitplan für Abzug von US-Truppen

Unterdessen wurden bei einem Bombenanschlag auf einen Kleinbus im Irak mindestens sechs Menschen getötet und zehn verletzt. Der Anschlag ereignete sich am Dienstag im morgendlichen Berufsverkehr am Rand der nordöstlich von Bagdad gelegenen Stadt Balad Rus.

In der Hochburg der schiitischen Mahdi-Miliz in Bagdad flammten neue Kämpfe mit irakischen Regierungstruppen auf. Die Soldaten drangen am Morgen in den Stadtteil Sadr City ein, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Danach waren in weiten Teilen von Bagdad schwere Explosionen zu hören. Mindestens 15 Menschen wurden verletzt.

Sadr City war bereits in der vergangenen Woche Schauplatz blutiger Gefechte. Mehrere hundert Bewohner haben den Stadtteil verlassen. Die Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat am 25. März eine Offensive gegen die Miliz des schiitischen Geistlichen Muktada al Sadr gestartet und ultimativ deren Entwaffnung gefordert. In einer am Dienstag verbreiteten Erklärung forderte Al Sadr erneut einen Zeitplan für den Abzug der US-Truppen und drohte damit, die vor sieben Monaten erklärte Waffenruhe der Mahdi-Miliz zu beenden. (dapd)

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