Islamisten in Somalia auf dem Rückzug
Nach heftigen Gefechten haben sich die islamischen Milizen in Somalia aus einer strategisch wichtigen Stadt nördlich von Mogadischu zurückgezogen. Somalische und äthiopische Regierungssoldaten marschierten in Jowhar ein.
Der UN-Sicherheitsrat konnte sich unterdessen nicht auf eine Erklärung zu Somalia einigen. Der UN-Sondergesandte François Lonseny Fall sprach sich in einer Dringlichkeitssitzung für einen sofortigen Waffenstillstand aus.
Wie Einwohner in Jowhar berichteten, setzten beide Seiten bei den Kämpfen am frühen Morgen schwere Waffen ein. Hunderte Menschen flüchteten aus der Stadt, andere wollten bleiben. «Wir wissen nicht, wohin wir fliehen sollen», sagte Abdale Haji Ali.
Die Beratungen im Sicherheitsrat in New York wurden auf (den heutigen) Mittwoch vertagt. Ein Entwurf Katars, das die Ratspräsidentschaft innehat, stiess am Dienstag bei anderen Mitgliedern auf Ablehnung. In dem Dokument wurde ein sofortiger Abzug aller ausländischen Truppen aus Somalia gefordert. Namentlich wurde Äthiopien genannt. Andere Ratsmitglieder, darunter alle Vetomächte und die afrikanischen Staaten Ghana und Tansania, erklärten, vor einem Abzug ausländischer Truppen müssten Friedensgespräche aufgenommen und mit einer politischen Vereinbarung Stabilität geschaffen werden.
Der französische UN-Botschafter Jean-Marc de La Sablière sagte, wichtig seien ein Waffenstillstand und die Wiederaufnahme eines Dialogs. Der amtierende US-Botschafter bei den UN, Alejandro Wolff, sagte, die Erklärung dürfe sich nicht auf ein einzelnes Land konzentrieren. In Somalia seien auch Soldaten aus anderen Staaten im Einsatz, darunter Eritrea, sagte Wolff. Eritrea hat dies dementiert.
Zur Lage in Somalia berief AU-Kommissionspräsident Alpha Oumar Konare für Mittwoch ein Treffen in Addis Abeba ein, an dem neben der Afrikanischen Union unter anderem auch die Arabische Liga teilnehmen soll.
Der UN-Sondergesandte Fall sagte, der Konflikt könne nur auf dem Verhandlungsweg gelöst werden. Die Kämpfe hätten sich inzwischen auf ein 400 Kilometer breites Gebiet ausgedehnt. Die Vereinten Nationen hätten deswegen die Versorgung von zwei Millionen Menschen im Süden und der Mitte des Landes einstellen müssen. Mit der militärischen Intervention Äthiopiens sind die Kämpfe in Somalia seit dem Wochenende eskaliert. Äthiopien unterstützt die international anerkannte somalische Übergangsregierung gegen die islamistischen Milizen.
Somalia hat seit dem Sturz von Staatschef Mohamed Siad Barré im Jahr 1991 keine funktionierende Zentralregierung mehr. Von der Machtübernahme der Islamisten versprachen sich viele Somalier zunächst zumindest Ruhe und Stabilität. Experten befürchten unterdessen, dass Somalia zum Schauplatz eines regionalen Kriegs am Horn von Afrika werden könnte. Nach einem UN-Bericht beliefern zehn Staaten die Konfliktparteien in Somalia mit Waffen und Ausrüstung.
Die USA signalisierten unterdessen ihre Unterstützung der Intervention Äthiopiens. Wegen des Erstarkens islamistischer Kräfte in dem Nachbarland folge Äthiopien eigenen Sicherheitsbelangen, sagte Aussenamtssprecher Gonzalo Gallegos am Dienstag in Washington. Er verwies ferner darauf, dass die äthiopischen Streitkräfte auf Wunsch der international anerkannten somalischen Übergangsregierung in den Konflikt eingegriffen hätten. Auch die USA seien jedoch überzeugt, dass der Konflikt nicht auf militärischem Weg gelöst werden könne, sagte Gallegos.
Welternährungsprogramm setzt Hilfe aus der Luft aus
Das UNO-Welternährungsprogramm WFP hat seine Lebensmittelhilfe aus der Luft in Somalia ausgesetzt. Dies hätten die Behörden der von den Islamisten gehaltenen Stadt Kismayo wegen der Kämpfe angeordnet, teilte die UNO-Behörde am Mittwoch mit.
Der Abwurf von Lebensmitteln über dem von Überschwemmungen hart getroffenen Süden des Landes sei eingestellt worden, sagte WFP- Sprecher Peter Smerdon. 25 Mitarbeiter des Programmes seien in die kenianische Hauptstadt Nairobi gebracht worden.
Nicht betroffen seien die Landeinsätze des Welternährungsprogrammes, sagte Smerdon. Hundert nationale WFP- Mitarbeiter setzten ihre Arbeit fort. Rund 1,4 Millionen Somalier leiden laut WFP an schwerer Unterernährung und sind auf Hilfe von aussen angewiesen.
Allerdings sind die Flutgebiete im Süden und Zentrum Somalias auf dem Landweg kaum erreichbar. Truppen der somalischen Übergangsregierung und mit ihnen verbündete Soldaten Äthiopiens liefern sich derzeit Kämpfe mit den islamistischen Milizen, welche die Haupstadt Mogadischu und weite Teile des Landes kontrollieren.
(sda)