«Neue Eskalationsstufe» – Israelitischer Gemeindebund besorgt über Hakenkreuz-Flyer

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«Neue Eskalationsstufe» Israelitischer Gemeindebund besorgt über Hakenkreuz-Flyer

Ein Flyer mit einem Hakenkreuz aus Spritzen und dem Spruch «Impfen macht frei» macht auf Telegram die Runde. Der Israelitische Gemeindebund spricht von einer «neuen Eskalationsstufe».

von
Daniel Graf
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Dieser Flyer kursiert derzeit auf Telegram. Ob die Demo am Samstag tatsächlich stattgefunden hat, ist unklar. 

Dieser Flyer kursiert derzeit auf Telegram. Ob die Demo am Samstag tatsächlich stattgefunden hat, ist unklar.

Screenshot Telegram 
So sieht der ganze Flyer aus.

So sieht der ganze Flyer aus.

Screenshot Twitter
Eine Woche zuvor hatten sich in Bern rund 30’000 Massnahmengegnerinnen und -gegner versammelt. 

Eine Woche zuvor hatten sich in Bern rund 30’000 Massnahmengegnerinnen und -gegner versammelt.

20min/News-Scout

Darum gehts

«Stoppt Covidism», «Impfen macht frei» und «Wer hätte gedacht, dass sich einen (sic!) Teil der Geschichte wiederholen kann?» steht auf einem Flyer, der seit einiger Zeit in Telegram-Gruppen von Gegnern und Gegnerinnen der Corona-Massnahmen kursiert. Mit dem Flyer wurde eine Demo gegen die Corona-Massnahmen in Bern beworben. Ob diese tatsächlich stattgefunden hat, ist unklar. Auf Telegram wird teilweise auch spekuliert, dass der Flyer von der Antifa stammen könnte, um Massnahmenskeptiker zu diskreditieren.

Polizei hält sich bedeckt

Bei der Stadt Bern ist kein Bewilligungsgesuch für eine Corona-Massnahmen-Demo am Samstag eingegangen. Eine Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern sagte am Freitag lediglich, dass die Kapo Kenntnis von der zeitgleich stattfindenden bewilligten Pflege-Demo habe. Diese wurde gemäss den Veranstaltern mit rund 5000 Demonstrierenden durchgeführt, über Zwischenfälle ist bislang nichts bekannt.

«Übertrifft an Geschmacklosigkeit vieles»

Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, stellt gegenüber 20 Minuten klar: «Mit der Verwendung des Hakenkreuzes, dem Satz ‹Impfen macht frei› und der gewählten Schrift ist eine neue Eskalationsstufe erreicht. Es übertrifft an Geschmacklosigkeit vieles, was wir im Zusammenhang mit unhaltbaren Vergleichen an Corona-Demos bisher gesehen haben. Der Flyer ist aber streng nach Definition per se nicht antisemitisch.»

Seit über einem Jahr appelliere der SIG daran, auf Holocaust- und NS-Vergleiche zu verzichten. «Auch wenn dieser Flyer per se nicht antisemitisch ist, stellt er die grauenhaften Geschehnisse der 1930er- und 1940er-Jahre in ein falsches Licht.» Die Opfer des Nationalsozialismus dürften nicht dafür missbraucht werden, den eigenen politischen Unmut über etwas kundzutun.

«Flyer kann nicht als Einzelfall betrachtet werden»

Mehr als bei anderen Vorfällen, wie zum Beispiel den Impfsternen, haben laut Kreutner die Urheber oder Urheberinnen gezielt und bewusst jegliches Mass verloren: «Es ist eine klare Provokation und eine Herabsetzung der Opfer. Dass es in der Schweiz keine Handhabe gibt, um dagegen vorzugehen, ist problematisch», sagt Kreutner. Und: «Der Flyer kann nicht nur als Einzelfall betrachtet werden. Wenn solche Vergleiche zur Normalität werden, wird gesamthaft der Holocaust eben doch verharmlost. Dann bezeichnen wir das als antisemitisch.»

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