Angriff auf Hamas-Kommandanten: Israels Armee bestätigt gezielte Tötung

Aktualisiert

Angriff auf Hamas-KommandantenIsraels Armee bestätigt gezielte Tötung

Bei einer Attacke auf die Stadt Rafah im Gazastreifen sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Dabei sind auch drei Führungsmitglieder der Hamas gestorben.

Die israelische Luftwaffe hat im Gazastreifen am Donnerstag erneut einen Angriff zur gezielten Tötung von Kommandanten der islamistischen Hamas geflogen. Unter drei getöteten Anführern war auch Raed al-Atar, einer der Entführer des israelischen Soldaten Gilad Schalit.

Insgesamt starben am Morgen bei israelischen Angriffen mindestens 15 Palästinenser, darunter vier Kinder.

Die israelischen Streitkräfte erklärten zur gezielten Tötung von al-Atar, dieser sei als Chef der Hamas in Rafah verantwortlich gewesen für Raketenangriffe, den Bau von Angriffstunneln, den Waffenschmuggel aus Ägypten und für Terrorattacken von der Sinai-Halbinsel aus.

Ausserdem sei er ein direkter Beteiligter der Geiselnahme von Schalit, der im Jahr 2011 nach fünf Jahren bei einem Gefangenenaustausch freikam. Israelische Medien veröffentlichten am Donnerstag Filmausschnitte, auf denen al-Atar bei der Übergabe Schalits zu sehen ist.

Al-Atars Tötung erfolgte 36 Stunden nach einem Anschlag auf den Militärchef der Hamas, Mohammed Deif, bei dem dessen Frau und ein siebenmonatiger Sohn starben. Ob Deif überlebte, wie die Hamas angibt, blieb zunächst ungeklärt.

An vielen Attacken auf Militärposten beteiligt

Neben al-Atar wurden bei dem Angriff auf ein vierstöckiges Wohnhaus in Rafah am Südrand des Küstengebiets die beiden Kommandanten Mohammed Abu Schamala und Mohammed Barhum getötet. Das teilten die Essedin-al-Kassam-Brigaden, bewaffneter Arm der Hamas, mit. Abu Schamala wurde von der israelischen Armee als Militärchef der Hamas für den südlichen Gazastreifen beschrieben. Er sei seit dem Jahr 1994 an zahlreichen Attacken auf Militärposten beteiligt gewesen. Über Barhum wurden zunächst keine Details bekannt.

Rettungskräfte berichteten, bei der Attacke in Rafah kurz vor Tagesanbruch seien mindestens vier weitere Palästinenser getötet worden. Nach Angaben von Augenzeugen wurde das Gebäude durch den heftigen Beschuss vollständig zerstört.

Acht weitere Menschen, darunter vier Kinder, starben am Donnerstagvormittag bei unterschiedlichen Angriffen im nördlichen Beit Lahija, in Gaza und im Flüchtlingslager Nusseirat, das im Zentrum des Gazastreifens liegt. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der seit Beginn der Eskalation am 8. Juli getöteten Palästinenser auf 2065. Auf israelischer Seite starben drei Zivilisten und 64 Soldaten, davon fünf unter Beschuss der eigenen Truppen.

Angriff auf Flughafen von Tel Aviv ausgeblieben

Folgenlos blieben am Donnerstagmorgen die Drohungen der Kassam-Brigaden vom Vorabend, den Flugbetrieb auf dem internationalen Flughafen von Tel Aviv durch Raketensalven ab 7 Uhr MESZ lahmzulegen. Die Angriffe blieben aus. Auf Anfrage erklärte der Sprecher der israelischen Luftfahrtbehörde Ofer Lefler, die Starts und Landungen seien zur angekündigten Zeit lediglich für zehn Minuten aufgeschoben worden.

Israel hatte seine Luftangriffe im Gazastreifen wieder aufgenommen, nachdem eine bis zur Nacht auf Mittwoch befristete Feuerpause schon Stunden vorher durch Raketenangriffe aus dem Küstengebiet gebrochen worden war. Wegen der Angriffe zog Israel seine Delegation von den Waffenstillstandsgesprächen in Kairo ab. Auch die meisten palästinensischen Delegierten reisten ab.

Der UNO-Sicherheitsrat rief die Konfliktparteien im Nahen Osten «dringend» dazu auf, Verhandlungen über eine erneute, «langanhaltende» Waffenruhe aufzunehmen. Israel und die Palästinenser sollten eine Eskalation des Konflikts verhindern und stattdessen eine sofortige Feuerpause vereinbaren.

(sda)

UN-Sicherheitsrat fordert Rückkehr zu Gesprächen

Nach dem Aufflammen neuer Gefechte zwischen Israel und der Hamas hat der UN-Sicherheitsrat beide Seiten zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgerufen.

Das höchste UN-Gremium sei tief besorgt über die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten nach dem Bruch der Waffenruhe, hiess es in einer Erklärung, die der britische UN-Botschafter Mark Lyall Grant verlas. Die Konfliktparteien seien aufgerufen, «sich unverzüglich auf eine humanitäre Feuerpause zu einigen» und inKairo wieder zu Gesprächen zusammenzukommen. (SDA)

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