SuchmaschinenIst das die perfekte Welle?
Google hat ausgewählte Nutzer zum Testen seines neuen Angebots «Wave» eingeladen. 20 Minuten Online hat ausprobiert, was die Mischung aus E-Mail, Instant Messaging, Chat, Fotos und Videos bietet.
- von
- Henning Steier
Im Mai 2009 stellte Google auf der Entwicklerkonferenz I/O seinen Dienst namens «Wave» erstmals der Öffentlichkeit vor. Seit vergangener Woche vergibt der Suchmaschinenanbieter sukzessive 100 000 Einladungen an Nutzer rund um den Globus. Auch 20 Minuten Online bekam eine und hat im Kurz-Test ausprobiert, ob Googles Welle dem geschürten Hype gerecht werden könnte. Denn einschlägige Foren quellen über vor Anfragen und bei eBay wird sogar für Einladungen gezahlt.
Im obigen, von zwei Entwicklern des «Wave»-Teams erstellten Video werden die wichtigsten Funktionen von «Wave» erklärt. Das Tool stehe unter dem Motto «Wie E-Mails aussähen, wenn sie heute erfunden worden wären», heisst es im Clip.
Konkurrenz für Doodle und Co.
Zunächst einmal eignet sich als «Wave» als Echtzeit-Terminplaner und könnte damit zur ernsthafen Konkurrenz für etablierte Anbieter wie das Schweizer Unternehmen Doodle werden, welches unlängst eine neue Funktion integrierte, die es Nutzern erlaubt, alle gängigen Dateien bis zu einer Grösse von 100 Megabyte miteinander zu teilen. Wie 20 Minuten Online berichtete, könnte dies allerdings Piraterie-Probleme mit sich bringen. Derartiges Filesharing bietet Wave noch nicht, dafür aber immerhin die Möglichkeit, beispielsweise Bilder vom Rechner mit der Maus in eine Welle zu ziehen. Ausserdem soll derjenige, mit dem man eine Welle gestartet hat, in Echzeit sehen, was der andere Nutzer schreibt oder hinzufügt. Im Test hatte Googles Tool hier aber noch mit Verzögerungen zu kämpfen, worauf der Suchmaschinenanbieter aber mit dem Hinweis auf den Beta-Status des Angebots reagierte. Über die Kontakteliste am linken Bildschirmrand lassen sich Nutzer per Drag-and-Drop zur Welle hinzufügen (siehe obige Bildstrecke). Jeder von ihnen kann Beiträge liefern. Wenn man die «Wave» schliesst, sieht man beim nächsten Öffnen inzwischen gemachte Änderungen der Nutzer fett hervorgehoben. Praktisch: Nicht nur für Schreibfaule lassen sich Gadgets einfügen - beispielsweise farbige markierte «Maybe»-, «Yes»- oder «No»-Schaltflächen, aber auch Google-Maps-Karten oder ein Suchfeld. Selbstverständlich bietet Google für letztgenanntes nur das firmeneigene an.
So wie sich unter anderem Googles Karten in Webseiten integrieren lassen, funktioniert es auch mit einzelnen Wellen, die im Test der Applikation «Bloggy Bot» mit wenigen Klicks im eigenen Blog veröffentlicht werden konnten. Auch das Editieren einer Welle über den Blog klappte tadellos. Und hier zeigt sich deutlich die Strategie Googles. Denn Entwickler sollen Wave für möglichst viele Anwendungen und Webseiten problemlos verwenden können, so dass man irgendwann nicht mehr an dem Tool vorbeikommt. Wohin die Reise geht, sieht man daran, dass über ein integriertes Tool namens «Tweety the Twitbot» die Nutzung von Twitter reibungslos funktioniert: Wer sich einloggt, kann sofort loszwitschern - aus «Wave» heraus. Sogar eine Suchfunktion für die Microblogging-Seite bietet «Tweety the Twitbot». Im Test verfolgten wir, was sich zum Thema Barack Obama auf Twitter tat. Die Welle lieferte selbstständig Updates von Twitter zu diesem Thema, welche man sich anschauen konnte, indem man sie wieder öffnete. Wie die beiden Entwickler im obigen Video ankündigen, ist Twitter nur der Anfang. Alle Seiten mit entsprechenden Schnittstellen, sollen sich über «Wave» nutzen lassen. Spannend dürfte werden, wie die Anbindung an Facebook aussehen wird.
Fehler kommen ans Licht
Kernfunktion von «Wave» ist das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten. Dank «Playback» können sich User anzeigen lassen, wer welche Änderungen an der jeweiligen Datei vorgenommen hat. Dazu verschiebt man den Regler in der Leiste am oberen Rand nach rechts. Was einerseits praktisch ist, könnte aber im Berufsalltag für rote Köpfe sorgen. Denn es lassen sich auch gelöschte Beiträge anzeigen. Daher sollte man sich zweimal überlegen, was man in einer Welle präsentiert.
Wie kürzlich berichtet, sind Googles Übersetzungsfunktionen noch ausbaufähig. In «Wave» soll länderübergreifende Kommunikation durch Echtzeit-Übertragung in andere Sprachen erleichtert werden. Was in der Theorie gut klingt, funktionierte in der Praxis allerdings nur für einfache Wörter und Phrasen.
Fazit
Auf den ersten Blick kombiniert Google nur bereits Bekanntes. Aber die Mischung stimmt. Sie ermöglicht nahezu reibunglose Echtzeit-Kommunikation. Auch ungeübte Nutzer dürften mit dem Dienst schnell zurechtkommen. Bleibt zu hoffen, dass «Wave» in der finalen Version allgemein stabiler läuft. Wie gut Google die Privatsphäre seiner Nutzer schützt, konnte noch nicht überprüft werden. Denn persönliche Einstellungen lassen sich in dieser Beta-Version von «Wave» noch nicht vornehmen.