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Dauerkritik an Gubser/MayerIst der Luzerner «Tatort» wirklich so schlecht?

Die Geschichten ändern sich, die Kritik bleibt: Praktisch jeder «Tatort» mit Stefan Gubser und Delia Mayer fällt in den deutschen Medien durch. Zu Recht?

Yves Schott
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Yves Schott
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Die Kritik zur Folge «Kriegssplitter» vom 5. März 2017 fiel wie immer heftig aus: Kaum ein Schweizer «Tatort» kommt in den deutschen Medien gut an.

Die Kritik zur Folge «Kriegssplitter» vom 5. März 2017 fiel wie immer heftig aus: Kaum ein Schweizer «Tatort» kommt in den deutschen Medien gut an.

SRF/Daniel Winkler
Die beiden Kommissare Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) werden als blass und farblos beschrieben.

Die beiden Kommissare Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) werden als blass und farblos beschrieben.

SRF/Daniel Winkler
Die «Süddeutsche Zeitung» meinte zur Folge «Kriegssplitter»: «Ein grosses Rätsel bleiben auch diesmal die Kommissare.»

Die «Süddeutsche Zeitung» meinte zur Folge «Kriegssplitter»: «Ein grosses Rätsel bleiben auch diesmal die Kommissare.»

SRF/Daniel Winkler

Ein Highlight war die Folge nicht. Aber auch kein Reinfall. In «Kriegssplitter» wurden die beiden «Tatort»-Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) in die Ausläufer des Tschetschenien-Konflikts verwickelt. Ein Politthriller am Sonntagabend: Kann man mal machen.

Auf Gegenliebe stiess der Krimi aus Luzern in Deutschland nur bedingt. Nett ausgedrückt. Der «Spiegel» bemängelt «arg grobe Erzählschneisen» und «unglaubwürdige Situationen». Die «Süddeutsche Zeitung» stört sich an den «wie immer rätselhaften Kommissaren».

«Wie in Zeitlupe»

Die Kritik an Gubser und Mayer ist nicht neu. Die deutschen Medien lassen kaum je ein gutes Haar an den beiden Ermittlern. So beschrieb die «FAZ» nach der Episode «Freitod» im vergangenen September das Duo als «leisetreterisch» und «wie in Zeitlupe durch die Handlung geisternde Kommissare». Zur Folge «Es wird gerichtet» bescheinigte der «Stern» Gubser und Mayer einen «schwachen Auftritt» und resümierte: «An den Sherlock-Qualitäten von Ritschard und Flückiger kommen bei ihrem achten gemeinsamen Fall Zweifel auf.»

«Tatort»-Experte Joachim Schmitz von der «Neuen Osnabrücker Zeitung» in Deutschland hält fest, dass Luzern seiner Ansicht nach tatsächlich einen holprigen Start hingelegt habe. «Mittlerweile haben sich die beiden Kommissare aber gefunden und niveaumässig einen klaren Sprung nach oben gemacht.» Der Journalist attestiert ihnen «sehr wohl Potenzial».

SRF verteidigt Ermittler

Der zuständige SRF-Bereichsleiter Fiktion, Urs Fitze, erklärt auf Anfrage von 20 Minuten, die Kritik ziele mehr auf die Rolle denn auf die Besetzung: «Reto Flückiger und Liz Ritschard sind ein Team, das sich gern auf den Fall konzentriert und durch seine Arbeit überzeugt. Im Zwischenmenschlichen haben die beiden nicht ständige Reibung, sondern sie verstehen sich gut. Das wird dann wohl als ‹blass› beurteilt.»

Die Diskussion, in der stets an den zwei Protagonisten herumgenörgelt wird, ist laut «Tatort»-Kenner François Werner, der jede einzelne Folge mindestens einmal gesehen hat, deshalb nicht zielführend. «In Deutschland stört man sich wohl an etwas anderem: der Behäbigkeit der Fälle etwa.» Ein weiteres Problem sei ausserdem die Nach-Synchronisierung von Schweizerdeutsch auf Hochdeutsch – dadurch gehe einiges an Dynamik verloren, vermutet der Mannheimer.

Schmitz seinerseits wünscht sich in den Drehbüchern «mehr Konstanz»: «dass Geschichten, wie jetzt mit Flückiger und seiner Geliebten, horizontaler erzählt, also in einer nächsten Folge wieder aufgenommen werden».

«Platzierung war stiefmütterlich»

Kommt hinzu: Für die schwachen Quoten kann der Luzerner «Tatort» manchmal gar nichts dafür. «Teilweise war die Platzierung der Schweizer ‹Tatorte› im deutschen Fernsehprogramm etwas stiefmütterlich. Mehrfach kam es vor, dass eine Folge im September gezeigt wurde, als halb Deutschland noch in den Ferien war», gibt Schmitz zu bedenken.

«Tatort»-Kenner François Werner empfiehlt den Schweizern generell, auf Kritik aus Deutschland nicht allzu empfindlich zu reagieren. «Sie mag teilweise übertrieben und ungerechtfertigt sein – aber das ist sie bei deutschen Episoden auch.»

«NOZ»-Journalist Schmitz traut Luzern jedenfalls «eine weitere Steigerung durchaus» zu. «Das gesicherte Mittelfeld ist längst erreicht, um es in der Fussballsprache auszudrücken.» Nun gilt es, sich nach vorne zu orientieren. Ganz oben winkt die Champions League.

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