Virenträger: Ist dies das Ende der Asiatischen Tigermücke?

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VirenträgerIst dies das Ende der Asiatischen Tigermücke?

Keine Mückenart verbreitet sich schneller als die Tigermücke. Nun scheint ein Mittel gegen die krankheitsbringenden Blutsauger gefunden zu sein.

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Ursprünglich in Asien beheimatet hat sich die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die 22 verschiedene Krankheiten wie Denguefieber oder das Zika-Virus übertragen kann, zur invasivsten Moskitoart der Welt entwickelt.

Seit 2003 breitet sie sich auch in der Schweiz aus (siehe Bildstrecke). Im Winter 2018/2019 hat sie nun zum ersten Mal in Zürich überwintert – und das, «obwohl man sie bekämpft hat», wie Gabi Müller, Leiterin Schädlingsprävention und -beratung des Umwelt- und Gesundheitsschutzes Zürich erklärt (20 Minuten berichtete).

Zwei Methoden kombiniert

Deutlich erfolgreicher waren hingegen Forscher aus China. Wie sie im Fachjournal «Nature» berichten, gelang es ihnen nahe der Stadt Guangzhou, die Tigermücken-Population fast vollständig auszulöschen. Möglich war das, weil die Wissenschaftler zwei bereits bekannte Bekämpfungsstrategien miteinander kombinierten, die allein bisher nicht zum Ziel geführt hatten.

In einem ersten Schritt infizierte das Team um Xi Zhiyong von der Sun-Yat-sen-Universität Millionen männlicher Mücken jeweils mit drei Varianten des Wolbachia-Bakteriums. Diese sorgen dafür, dass von den modifizierten Mücken gezeugte Embryos sterben, wenn deren Mütter nicht mit exakt denselben Wolbachia-Stämmen infiziert sind.

Darauf hatten die chinesischen Forscher bei der Auswahl geachtet: Die drei von ihnen ausgesuchten Bakterien kommen in der Natur so nicht vor.

Kombination zweier Verfahren

Trotzdem ist es in der Vergangenheit immer wieder dazu gekommen, dass die Nachkommen der modifizierten Mückenmännchen überlebensfähig waren. Dies, weil es schwierig ist, auf der Mückenfarm die winzigen Tigermücken strikt nach Geschlecht zu trennen. Entsprechend wurden auch immer wieder weibliche Tiere mit den drei Stämmen infiziert wurden, was die Arbeit der Forscher hinfällig machte.

Um diese Fehleroption auszumerzen, ergänzten die Forscher die Methode durch einen zweiten Schritt: Zusätzlich wurden alle infizierten Mücken mit einer Röntgen-Dosis bestrahlt. Auf diese Weise wurden die Weibchen unfruchtbar gemacht, die Fortpflanzungsorgane und Samenzellen der Männchen aber intakt gelassen. Das Verfahren (Sterile-Insekten-Technik, SIT) wird seit Jahren von Experten des Insect Pest Control Laboratory der Welternährungsorganisation (FAO) und der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) in Wien erforscht und angewendet.

Reaktionen aus aller Welt

Nach einem erfolgreichen Test im Labor, wiederholten die Forscher den Versuch in freier Wildbahn. Durch ihr Eingreifen ging die Zahl der Tigermücken deutlich zurück. Zwar hätten nicht alle Exemplare in der Region ausgelöscht werden können, so Zhiyong und seine Kollegen. Aber die Menge der überlebensfähigen Eier sei um 94 Prozent gesunken. Laut den chinesischen Gesundheitsbehörden soll die Zahl der Menschen, die gestochen wurden, sogar um 96 Prozent zurückgegangen sein.

Reaktionen aus aller Welt

Die gute Quote erfreut auch Wissenschaftler, die nicht an der Studie beteiligt waren. Peter Armbruster, Moskitoökologe von der Georgetown University in Washington, bezeichnet die Arbeit seiner Kollegen in einem Kommentar zur Studie als «mit der erfolgreichste Versuch, die Asiatische Tigermücke auszurotten».

Virologe Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg gibt sich gegenüber Sueddeutsche.de ebenfalls beeindruckt, aber auch zurückhaltender als Armbruser. Es sei noch nicht möglich, etwas über die Langzeiteffekte zu sagen. Eventuell könnten beim Wegfall der Tigermücke auch andere Insekten die Virenübertragung übernehmen. «Wir sind noch weit davon entfernt, diese Krankheiten im Griff zu haben.»

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