JungstarIst dieser «Kobold» der neue Messi?
Von Manchester über Madrid bis München: Praktisch alle Grossklubs Europas wollen Eden Hazard. Der 20-Jährige gilt als «neuer Messi», «Ausserirdischer» oder «Genie».
- von
- Reto Fehr
Best-of-Video von Eden Hazard (Quelle: YouTube).
Der OSC Lille träumt in der Ligue 1 zehn Runden vor Schluss vom ersten Meistertitel seit 1954. Vier Punkte beträgt der Vorsprung der Nordfranzosen in der Tabelle. Am Samstag soll gegen Caen der nächste Schritt zum Pott folgen. Für Eden Hazard wird diese Partie ein Jubiläum. Der Belgier läuft dann zum 100. Mal für die «Doggen» auf.
100 Spiele in der höchsten französischen Liga, das schafft man in drei Saisons. Von daher also nicht eine unerreichbare Marke. Aber Hazard ist gerade 20 geworden. Er wird von Medien und Fans als «Ausserirdischer» oder «Genie» hochgejubelt. Zinédine Zidane bezeichnete ihn als «Star der Zukunft» und legte ihn Real Madrid wärmstens ans Herz. Dabei scheint die Zukunft schon begonnen zu haben. In den letzten drei Partien vor der Nati-Pause traf Hazard zweimal und bereitete zwei weitere Treffer vor. An vier der fünf letzten Toren seines Vereins war er beteiligt. Kein Wunder wurde der Belgier in der Ligue 1 zum Spieler des Monats März gewählt.
Unter 25 Millionen Euro wechselt er kaum
Mit Auszeichnungen kennt er sich schon bestens aus. In der Spielzeit 2008/09 wurde er als erster Nicht-Franzose zum besten Nachwuchsspieler der Saison gewählt, ein Jahr später verteidigte er als erster Kicker überhaupt diesen Titel und in diesem Jahr dürfte er den Hattrick schaffen. Führt der offensive Mittelfeldspieler, der gerne über die Flügel angreift, Lille tatsächlich zum Titel, dürfte er in dieser Saison auch die Wahl zum Spieler der Saison gewinnen, welche er in der letzten Saison noch Lisandro Lopez überlassen musste.
Man muss kein Prophet sein, um sagen zu können, dass Hazard im Sommer zum grossen Gejagten wird. Der «Kobold», so sein Spitzname, steht angeblich auf den Wunschlisten von Bayern München, Real Madrid, Juventus Turin, Arsenal, Chelsea, Manchester United, Atlético Madrid, Barcelona und Inter. Liverpool habe Anfang März ein erstes Angebot über 16 Millionen Euro abgegeben. Darüber dürften die Lille-Verantwortlichen nur müde lächeln. Geschickt wurde vor wenigen Wochen der Vertrag mit dem Jungstar bis 2015 verlängert. Das macht ihn nochmals etwas teurer. Unter 25 Millionen Euro wechselt Hazard den Verein nicht, glaubt die «Equipe». «Ich möchte nicht weggehen, aber im Fussball weiss man ja nie», sagte Hazard kürzlich. Diese Worte dürften schnell vergessen sein, wenn die richtig fetten Gehaltschecks winken.
Trainingsfaul und der Vergleich mit Messi
Trotzdem geht es in der Karriere von Hazard nicht immer nur aufwärts. Im Spätsommer 2010 verlor er seinen Platz im Team kurzzeitig. Er habe wohl viel Talent, aber das alleine reicht nicht. So überliess Hazard etwas zu viel dem «Hasard» (Zufall), sei trainingsfaul gewesen und habe zu wenig an sich gearbeitet. Diese Zeiten sind vergessen. Spätestens seit dem Traumtor im Spitzenkampf gegen Marseille (Video unten) ist er nicht mehr aus dem Team wegzudenken.
Sein Speed, seine Kreativität und seine Technik lassen Experten träumen und vom «neuen Messi» sprechen. Hazards Jugendtrainer Stéphane Adam schwärmt: «Eden wurde von Gott auserwählt. So einen Spieler gibt es nur alle 10, 15 Jahre. Er ist noch nicht so gut wie Messi, kann es aber werden.» Mit seinen 1,70 Metern erinnert er auch von der Körpergrösse her stark an den Argentinier. Dass er eine Fussballkarriere einschlagen werde, wurde dem jungen Vater (seine Ehefrau schenkte ihm im Dezember 2010 einen Sohn) praktisch in die Wiege gelegt: Vater Thierry und Mutter Carine jagten selbst auf hohem Niveau dem runden Leder nach. Mit 14 wechselte Hazard vom AFC Tubize zu den Junioren von Lille, wo er 2007 mit 16 debütierte und wenig später der jüngste Torschütze des Klubs war.
Ältester von vier Fussball-Brüdern
Den Namen Hazard muss man sich für die Zukunft merken. Und Eden ist nicht alleine. Die zwei jüngeren Geschwister Ethan (15) und Kylian (7) werden noch bei Tubize geschult. Der zweitälteste Bruder Thorgan ist nicht nur U19-Internationaler, sondern gehört der Nachwuchsabteilung von Lilles Erzrivalen Lens an. Seit Anfang März trainiert er bei den Profis. Ein Bruderduell dürfte es in der Ligue 1 nicht mehr geben. Die beiden Teams treffen nicht mehr aufeinander – und wo Eden im Sommer seine Zelte aufschlägt, weiss niemand. In Lille aber wird er kaum bleiben.
Eden Hazards Traumtor gegen Marseille
(Quelle: YouTube)