Dermatologin schätzt ein: Ist Eiswasser die Wunderwaffe gegen Akne?

Wer mit Akne zu kämpfen hat, weiss: Ab einem gewissen Punkt ist man bereit, alles auszuprobieren. Was damals schädliche, grobe Peelings fürs Gesicht waren, sind heute wöchentlich ändernde Tiktok-Hacks. Momentan ist es eine Schüssel voll Eiswasser, die Hautprobleme lösen soll. Aber kann man damit wirklich Pickeln den Garaus machen? Die Dermatologin Dr. med. Daniela Kleeman, Fachärztin FMH Dermatologie und Venerologie von Die-haut.ch, schätzt den Hype ein. 

Der Konsens bei Tiktok: Sein Gesicht zwei- bis dreimal pro Woche in eine Schüssel mit Eiswasser zu halten, soll helfen, akute Akne zu beruhigen, starke Akne-Narben verblassen zu lassen und den Hautton auszugleichen. Auch die Poren sollen kleiner und reiner werden. Das wäre schön, immerhin ist gefrorenes Wasser günstig und schnell verfügbar. Die Expertin hat allerdings Ernüchterndes zu berichten: «Wenn Eiswasser die Lösung wäre, würden wir nichts anderes verschreiben. So einfach ist es nicht.»

«Gegen Schwellungen und Schmerzen hilft Eiswasser sehr gut. Es kann sogar entzündungshemmend wirken», so Dr. med. Kleeman. «Aber Akne ist eine Hauterkrankung und die lässt sich mit kaltem Wasser nicht einfach heilen.» Auch die Poren schrumpfen nicht: «Für die Porengrösse ist die darunterliegende Talgdrüse verantwortlich. Darauf hat Eis keinen Einfluss.» Je nach Ursache der Krankheit brauche es stattdessen eine Analyse einer Ärztin oder eines Arztes, entsprechende medizinische Cremen und oft auch ein Antibiotikum oder Ähnliches.

Dr. med. Kleeman hat eine Theorie dafür, weshalb Eiswasser so berühmt werden konnte: «Was man weiss: Wenn man sich oft an der Kälte aufhält und die Haut regelmässig unterkühlt, geht die Talgproduktion zurück. Ich könnte mir vorstellen, dass einige versuchen, diesem Prinzip zu folgen.» Allerdings kommt der vermeintliche Vorteil nicht ohne Folgen. «Durch die verminderte Talgproduktion und stete Unterkühlung wird die Hautschutzbarriere zerstört und Probleme wie Trockenheit und Risse treten auf.» 

Als gelegentliche Massnahme gegen Schwellungen ist es hingegen unbedenklich, sein Gesicht in Eiswasser zu tauchen – solange das Wasser und die Eiswürfel sauber sind. «Andernfalls können bakterielle Superinfektionen im Gesicht auftreten, die die Akne verschlimmern», warnt die Dermatologin.

Zudem sollten Personen mit Hautkrankheiten wie Rosazea (eine Hautentzündung, die sich mit schuppenden Rötungen und Schwellungen und Pusteln zeigt) unbedingt Abstand von diesem Tipp nehmen. «Durch den Kalt-Warm-Wechsel gehen die Gefässe in der Haut erst zu und danach umso mehr auf. Dadurch verschlimmern sich bei Rosazea-Patienten die Symptome.» Das Gemeine: «Rein optisch sind die zwei Krankheitsbilder von Akne und Rosazea manchmal nicht leicht auseinanderzuhalten. Für Laien wird es noch tückischer.» Setze im Zweifelsfall also besser auf eine Dermatologin oder einen Dermatologen statt Dr. Tiktok und hebe dir das Eiswasser als erfrischenden Drink auf.