20-Minuten-SexumfrageJeder Achte befriedigt sich bei der Arbeit
12 Prozent der Männer befriedigen sich auf der Arbeit selbst. Laut einer Expertin hilft das, Dampf abzulassen – solange es nicht zum Zwang werde.
- von
- jk
Fast jeder tut es und doch spricht man in der Öffentlichkeit kaum darüber: Selbstbefriedigung. Während die Mehrheit sich dazu ins eigene Bett oder die eigene Dusche zurückzieht, tun es andere auch im Büro. Das zeigt die grosse Sexumfrage von 20 Minuten. So masturbieren 12 Prozent der Männer regelmässig bei der Arbeit. 4 Prozent der Frauen geben an, das ebenfalls zu tun.
Während ein kanadischer Angestellte erst kürzlich fristlos entlassen wurde, nachdem er im WC seines Arbeitgebers bei der Selbstbefriedigung erwischt wurde, raten einige Fachleute gar zur Selbstbefriedigung im Büro. Britische Psychologen kamen in einer Untersuchung zum Schluss, dass sich Masturbation im Büro positiv auf die Arbeitsproduktivität auswirke. Es sei eine gute Methode, Spannungen und Stress abzubauen. So könnten die kurzen Pausen als eine Art «selbstmotivierende Belohnung» betrachtet werden.
«Andere sollten es nicht mitbekommen»
Auch Sexualtherapeutin Andrea Burri sagt, Masturbation im Büro sei kein Problem, solange bestimmte Rahmenbedingungen beachtet würden: «Man sollte auf jeden Fall sicher gehen, dass kein Arbeitskollege etwas mitbekommt. Ansonsten ist es für alle Beteiligten unangenehm, weil gewisse Intimitätsgrenzen überschritten werden.» Zudem sei wichtig, dass jemand sich nicht aus Zwang selbst befriedige: «Wenn man wirklich nicht acht Stunden ohne Selbstbefriedigung auskommt, könnte das Ganze pathologisch sein und sollte nicht positiv bewertet werden.» Gerade bei Männern könne Sexsucht schon mal auftreten.
Ansonsten aber, so Burri, sei Selbstbefriedigung am Arbeitsplatz unproblematisch: «Vielleicht will man Dampf ablassen, relaxen oder man ist einfach scharf auf eine andere Person. Solange man sich damit etwas Gutes tut und sich danach entspannter fühlt, ist das positiv zu betrachten.» Statt plump eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter blöd anzumachen, sei es unter Umständen eben besser, sich kurz zurückzuziehen. Schliesslich könne Selbstbefriedigung auch konzentrationsfördernd sein, so Burri.
«Grund für eine Kündigung»
Roger Rudolph, Professor für Arbeitsrecht an der Uni Zürich, beurteilt das Ganze kritischer: «Masturbieren während der Arbeitszeit ist genauso unzulässig wie übermässiges privates Telefonieren oder Surfen im Internet – dafür ist die Arbeitszeit schlicht nicht da. Zudem besteht etwa in einem Grossraumbüro immer die realistische Gefahr, dass Arbeitskollegen mit der Szene konfrontiert werden.» Dies sei unzumutbar und stelle in vielen Fällen eine sexuelle Belästigung dar.
Wenn überhaupt, könne man es höchstens dann anders sehen, wenn ein Arbeitnehmer für die Selbstbefriedigung unbezahlte Pausen nutze und sich in einen für Arbeitskollegen unzugänglichen Raum zurückziehe. «Doch auch in diesem Fall kann der Arbeitgeber die Weisung erteilen, dass er Masturbation im Büro in keinem Fall dulde», so Rudolph.
«Die Aufgabe des Arbeitgebers ist es, sicherzustellen, dass eine professionelle, sexuell nicht aufgeladene Atmosphäre im Büro herrscht.» Deshalb ist Selbstbefriedigung laut Rudolph mindestens ein Grund für eine Abmahnung – bei Wiederholung für eine Kündigung und in krassen Fällen für eine fristlose Entlassung. Ähnlich wie bei Pornokonsum am Arbeitsplatz, doch mit einem Unterschied: «Beim Pornokonsum im Büro entstehen Datenspuren, die unter dem Namen des Arbeitgebers laufen, was seine Reputation zusätzlich gefährdet», sagt Rudolph.
So befriedigen sich die Schweizer selbst
• 63 Prozent befriedigen sich mindestens einmal in der Woche selbst.
• 15 Prozent masturbieren täglich.
• 8 Prozent der Studienteilnehmer befriedigen sich laut eigenen Angaben nie selbst.
• 20 Prozent der Männer wurden bei der Selbstbefriedigung irgendwo schon erwischt.
• 16 Prozent der Frauen stört es, wenn der Partner sich vor ihnen befriedigt. 70 Prozent der Männer hingegen turnt es an, wenn die Partnerin dasselbe tut.
• 56 Prozent der Frauen benutzen Hilfsmittel, um sich selbst zu befriedigen. Bei den Männern sind es 29 Prozent.
• 59 Prozent der Frauen finden Sex mit dem Partner besser als Masturbation, bei den Männern sind es mit 68 Prozent etwas mehr.
Grösste Umfrage der Schweiz zum Thema Sex
22 659 Personen aus der ganzen Schweiz haben am 25. und 26. Juli online an der grössten Sexumfrage der Schweiz teilgenommen. 20 Minuten hat die Umfrage in Zusammenarbeit mit LeeWas durchgeführt. Die Umfragedaten werden nach demografischen, geografischen und politischen Variablen modelliert. Der Fehlerbereich liegt bei 1,2 Prozentpunkten. Die Resultate werden laufend veröffentlicht.
Geschichte der Masturbation
Lange galt Selbstbefriedigung als Sünde, moralisch verwerflich und als Ursache für Krankheiten wie Krebs oder psychische Störungen. Erst vor gut 100 Jahren begann ein medizinisches und gesellschaftliches Umdenken. Während sich der Irrglaube, regelmässige Masturbation führe zu einer Abnutzung der Geschlechtsteile, noch relativ lange halten konnte, belegen heute zahlreiche Studien das Gegenteil. Selbstbefriedigung soll etwa gegen Schlaflosigkeit helfen und das Risiko, an Diabetes oder Prostatakrebs zu erkranken, minimieren. Zudem soll sie gerade bei Frauen die Beckenbodenmuskulatur stärken und allgemein positive Effekte auf das Immunsystem haben. Nicht zu vergessen sind schliesslich die Glückshormone, die dabei ausgeschüttet werden.