Bayer will Monsanto Ist Monsanto tatsächlich so böse?
Kaum ein Konzern hat ein dermassen schlechtes Image wie der Saatgut- und Pestizidhersteller Monsanto. Warum eigentlich?
- von
- F. Lindegger
Der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Bayer will für 62 Milliarden US-Dollar den amerikanischen Konkurrenten Monsanto übernehmen. Damit würde ein Chemie-Gigant mit fast 140'000 Angestellten und 60 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr entstehen. Bayer-Aktionäre fürchten derweil, dass sich der schlechte Ruf von Monsanto auch auf das deutsche Unternehmen überträgt. Dafür wird Monsanto kritisiert:
Kritikpunkt 1: Genfood
Monsanto gilt als wichtigster Hersteller von genmanipuliertem Saatgut. Dank Gentechnik sind die Pflanzen besonders ertragreich, unempfindlich gegen Unkrautvernichter oder resistent gegen Schädlinge. Vor allem in den USA und Südamerika sind Gen-Pflanzen weit verbreitet. Fast die gesamte Mais- und Sojaproduktion stammt dort genmanipuliertem Saatgut. In Europa hingegen ist der Anbau solcher Pflanzen mit wenigen Ausnahmen verboten.
Monsanto und andere Saatguthersteller wie die Schweizer Firma Syngenta argumentieren, dass dank Gentechnik mehr Ertrag bei geringerem Einsatz von giftigen Pflanzenschutzmitteln oder Dünger resultiert. Organisationen wie Greenpeace kritisieren dagegen, dass Gen-Pflanzen den Einsatz von mehr Pestiziden verlangen.
Zwar gibt es bis heute keine wissenschaftliche Beweise, dass genmanipulierte Pflanzen für Menschen schädlich sind. Umweltorganisationen haben aber Bedenken bezüglich der Langzeitfolgen von Gen-Lebensmitteln für den Menschen.
Kritikpunkt 2: Patente
Monsanto hat – wie andere Agro-Firmen auch – einen Teil seines Saatguts und gewisse Gene patentieren lassen. Sie begründen das mit den milliardenteuren Forschungs- und Entwicklungskosten, die sich ohne Patentschutz nicht lohnen würden. Dass solche «Patente auf Leben» überhaupt vergeben werden, wird von Umweltorganisationen und Hilfswerken immer wieder kritisiert.
Mit den Patenten hängt indirekt auch ein anderer oft gegen Monsanto geäusserter Vorwurf zusammen: Bauern, die Saatgut des Konzerns einsetzen, müssen Lizenzgebühren bezahlen und vertragliche Verpflichtungen eingehen. So dürfen die Bauern die eigene Ernte der patentgeschützten Pflanzen nicht als Saat verwenden. Sie müssen also immer wieder neues Saatgut kaufen. Zudem kann Monsanto den Einsatz von Chemikalien einschränken, die beim Anbau eingesetzt werden dürfen. Bauern, die sich nicht an die vertraglichen Bestimmungen halten, müssen mit Klagen des Konzerns rechnen.
Kritikpunkt 3: Giftige Chemie
Glyphosat ist der Hauptbestandteil von zahlreichen Pflanzenschutzmitteln und wird von verschiedenen Firmen hergestellt. 1974 erhielt Monsanto erste Patente auf Glyphosat. Zurzeit gibt es eine Kontroverse zu möglichen gesundheitlichen Gefahren des Pestizids, die EU debattiert über ein Verbot. Die Internationale Behörde für Krebsforschung kam zum Schluss, dass Glyphosat für den Menschen wahrscheinlich krebserregend ist. Die Weltgesundheitsorganisation erklärte hingegen, dass der Stoff wahrscheinlich nicht krebserregend sei.
Glyphosat ist nur der jüngste Fall eines chemischen Stoffs, der von Monsanto produziert wird und für Schlagzeilen sorgt. Während vielen Jahren stellte das US-Unternehmen polychlorierte Biphenyle (PCB) her. PCB wurden etwa in Transformatoren oder als Weichmacher in Lacken eingesetzt. Seit dem Jahr 2001 ist der Giftstoff weltweit verboten.
Über ein Gemeinschaftsunternehmen mit Bayer produzierte Monsanto zudem ein Entlaubungsmittel, das unter dem Namen Agent Orange bekannt wurde. Die USA setzten es zwischen 1962 und 1971 im Vietnamkrieg ein. Agent Orange wird auch heute noch für Fehlbildungen bei Neugeborenen verantwortlich gemacht.