Übernahmeangebot: Italiener wollen Marke Charles Vögele beerdigen

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ÜbernahmeangebotItaliener wollen Marke Charles Vögele beerdigen

Der Vögele-Interessent OVS plant sich von der Marke Charles Vögele zu trennen. Die neuen Besitzer wollen unter OVS auftreten. Einen derartigen Laden gibt es bereits in Lausanne.

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Die Marke Charles Vögele wird verschwinden. So plant es jedenfalls der Kaufinteressent OVS aus Italien. Das Markenimage sei wegen der schlechten Zahlen der letzten Jahre zu sehr ramponiert worden, hiess es an der Telefonkonferenz vom Montagmorgen.

Die Marke Charles Vögele wird verschwinden. So plant es jedenfalls der Kaufinteressent OVS aus Italien. Das Markenimage sei wegen der schlechten Zahlen der letzten Jahre zu sehr ramponiert worden, hiess es an der Telefonkonferenz vom Montagmorgen.

Keystone/Gaetan Bally
OVS ist der grösste italienische Modehändler. Total hat das Modehaus bis jetzt im Ausland rund 150 Filialen. Mit Charles-Vögele-Standorten käme eine dreistellige Zahl hinzu.

OVS ist der grösste italienische Modehändler. Total hat das Modehaus bis jetzt im Ausland rund 150 Filialen. Mit Charles-Vögele-Standorten käme eine dreistellige Zahl hinzu.

Eines der Gesichter von OVS ist das Supermodel Bianca Balti. Sie ist schon für Dolce und Gabbana gelaufen. Zudem hatte Balti einen Auftritt im «Playboy».

Eines der Gesichter von OVS ist das Supermodel Bianca Balti. Sie ist schon für Dolce und Gabbana gelaufen. Zudem hatte Balti einen Auftritt im «Playboy».

Die Tage der Marke Charles Vögele in der Schweiz sind gezählt. Die Interessentengruppe aus Italien, der Modekonzern OVS S.p.A. und zwei weitere Investoren, plant sich von der Traditionsmarke zu verabschieden. Ab 2018 will man nur noch unter der Marke OVS (italienische Aussprache Oviesse) auftreten. Die Umstellung soll bereits 2017 beginnen.

Im Rahmen der Telefonkonferenz vom Montagmorgen sagte Charles-Vögele-Präsident Max E. Katz, die Marke habe Schwierigkeiten gehabt und die Meldungen über Verluste habe ihr einen schlechten Ruf eingebracht. Viele Kunden sind laut Katz nicht mehr in die Läden gegangen, weil der Ruf der Marke angekratzt war.

Die neuen Besitzer planen auf die Marke OVS zu setzen. Bereits gibt es in Lausanne einen derartigen Laden, ausgerichtet auf Kindermode. Laut OVS-Chef Stefano Beraldo ist es einer der erfolgreichsten Läden im OVS-Netzwerk. Weiter planen die neuen Besitzer, aus dem Charles-Vögele-Laden an der Zürcher Sihlstrasse einen Flagship-Store zu machen.

Prämie von 2,1 Prozent

Der Vögele-Verwaltungsrat empfiehlt den Aktionären die Annahme des Angebots, wie Vögele mitteilte. Die Sempione Retail AG, bestehend aus OVS S.p.A. und zwei weiteren Investoren, hat ein öffentliches Kaufangebot zur Übernahme aller sich im Publikum befindlichen Inhaberaktien von Charles Vögele veröffentlicht. Der Angebotspreis von 6,38 Fr. pro Inhaberaktie entspricht einer Prämie von 2,1 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag. Sollten alle Aktien angedient werden, würde dies einem Kaufpreis von rund 56 Millionen Franken entsprechen.

Das Angebot gelte für alle sich im Publikum befindenden Inhaberaktien mit einem Nennwert von je 3 Franken und stehe unter der Bedingung einer Mindestkontrollquote von 70 Prozent, heisst es in der Mitteilung weiter.

Die Angebotsfrist soll voraussichtlich um den 26. Oktober beginnen und um den 23. November enden. Nach dem Abschluss des öffentlichen Kaufangebots sollen Charles-Vögele-Aktien dekotiert werden.

Neuer Verwaltungsrat

Nach der Übernahme von Charles Vögele soll der Hauptsitz in der Schweiz bleiben und der gesamte Verwaltungsrat zurücktreten. Anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung soll anschliessend ein neuer Verwaltungsrat mit drei Vertretern von Sempione Retail gewählt werden.

Bei Sempione Retail handelt es sich um eine Gruppierung aus dem italienischen Modekonzern OVS und Aspen Trust sowie Retails Investment. OVS ist nach eigenen Angaben mit einem Nettoumsatz von 1,3 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2015 die Nummer eins im italienischen Modemarkt. Zum börsenkotierten Unternehmen gehören unter anderem die Marken OVS, OVS Kids, UPIM und Blukids.

62 Millionen Franken Verlust

Aspen Trust ist mit einer Beteiligung von 15,2 Prozent Hauptaktionär von Charles Vögele. Das «Bindeglied» zwischen Aspen Trust und Charles Vögele ist Vögele-Verwaltungsrat Christophe Spadone, der diesen Trust vertritt. Die Retails Investment gehört den italienischen Unternehmern Jonathan Kafri und Enzo de Gaspari.

Charles Vögele befindet sich seit Jahren in der Krise. Im Geschäftsjahr 2015 wurden wiederum tiefrote Zahlen geschrieben. Der Jahresverlust belief sich auf 62 Millionen Franken. Auch im ersten Semester 2016 fiel erneut ein happiger Verlust von 32 Millionen Franken an. Vor Monatsfrist wurde daher die Schliessung von Filialen angekündigt. Bereits im ersten Halbjahr hatte Charles Vögele am Firmenhauptsitz in Pfäffikon SZ 50 Vollzeitstellen gestrichen, davon die Hälfte durch Entlassungen. (woz/sas/sda)

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