Qaasim Illi: IZRS-Sprecher sass in Folterknast im Libanon

Aktualisiert

Qaasim IlliIZRS-Sprecher sass in Folterknast im Libanon

Qaasim Illi, der Sprecher des Islamischen Zentralrats, war im Libanon in Haft. Gerettet wurde er nur dank einer Mitarbeiterin des Internationalen Roten Kreuzes.

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Qaasim Illi ist Sprecher des Islamischen Zentralrats der Schweiz.

Qaasim Illi ist Sprecher des Islamischen Zentralrats der Schweiz.

Mit Nora Illi hat er sechs Kinder. Diese tritt stets verschleiert auf und kassierte im Tessin die erste Busse nach dem Verhüllungsverbot.

Mit Nora Illi hat er sechs Kinder. Diese tritt stets verschleiert auf und kassierte im Tessin die erste Busse nach dem Verhüllungsverbot.

Pablo Gianinazzi
Der IZRS geriet unter anderem in die Schlagzeilen, als Vorstandsmitglied Naim Cherni sich mit dem Jihadisten-Führer Abdallah al-Muhaysini unterhielt.

Der IZRS geriet unter anderem in die Schlagzeilen, als Vorstandsmitglied Naim Cherni sich mit dem Jihadisten-Führer Abdallah al-Muhaysini unterhielt.

Gerade einmal 0,5 Prozent der rund 400'000 Schweizer Muslime vertritt der Islamische Zentralrat (IZRS). Der Verein erhält trotz seiner unbedeutenden Grösse wegen seiner radikalen Positionen viel Medienaufmerksamkeit. Nun hat die «Wochenzeitung» (WOZ) seinem Sprecher Qaasim Illi – eigentlich Patric Illi – ein 32-seitiges Porträt gewidmet.

Darin wird mehr über das Leben und vor allem über die Vergangenheit des 34-jährigen Schweizers bekannt, der vor einigen Jahren durch sein Studium der Islamwissenschaft zum Islam konvertierte. So war bislang nicht bekannt, dass er 2009 in einem Foltergefängnis im Libanon sass.

Für Al-Kaida-Agenten gehalten

Er war von Kairo eingereist und wollte, wie er der WOZ sagt, das Land «in seinen Dimensionen erfassen» und ein palästinensisches Flüchtlingslager besuchen. Dabei trug er Kleidung, die auch für radikale Islamisten üblich war. Ein Fehler. «Ich weiss nicht mehr, was ich mir dabei dachte», sagt er heute.

Die Sicherheitskräfte hielten Qaasim Illi für einen Agenten von Al-Kaida, fesselten ihn und brachten ihn mit verbundenen Augen in den Keller des Innenministeriums. Dort warf man ihn in eine Tag und Nacht hellerleuchtete Zelle. Dutzende Male sei er verhört worden.

Verfaulte Kartoffeln

Laut der WOZ schrieb Illi das Erlebte in einem Gedankenprotokoll auf. Er sass laut eigenen Angaben zehn Tage in Einzelhaft. Der Hofgang sei ihm verweigert worden, zum Essen habe es verfaulte Kartoffeln gegeben. Nachts habe er Schreie aus dem Zellentrakt gehört.

Dass er sich auf seinen Schweizer Pass und die Europäische Menschenrechtskonvention berief, half ihm nichts. Man habe ihm gesagt, dies hier sei nicht Europa, dies sei der Libanon, und für einen wie ihn werde hier gar niemand verständigt. Doch eine junge Mitarbeiterin des Internationalen Roten Kreuzes, die in seine Zelle kam, rettete ihn im Dezember 2009.

Bibeltreue Pflegeeltern

Er flehte sie an, die Schweizer Botschaft zu verständigen, er werde ohne Gerichtsbeschluss festgehalten. Sie lehnte ab: Das sei ihr nicht gestattet, sie dürfe nur die Situation der Gefangenen protokollieren. Offenbar informierte sie die Botschaft dann aber doch. Laut der WOZ wurde Illi damals konsularischer Schutz gewährt. Schliesslich sprach ihn ein Richter frei.

Was die WOZ ebenfalls berichtet: Der Islam ist nicht die einzige Religion, der sich Illi mit fanatischem Eifer widmete. Mit 13 Jahren landete er bei Pflegeeltern. Diese waren Evangelikale, radikale Christen, die sich als bibeltreu verstanden und den jungen Patric jeden Sonntag mit in die Kirche nahmen.

«Ich wurde ein Jesus-Freak»

Er verbrachte den Sommer im evangelikalen Jugendcamp in Bischofszell TG. «Die haben mir das Gehirn gewaschen», erzählt er der WOZ. Schliesslich nahm er Jesus an und wollte ihm als Jünger folgen. «Ich wurde ein Jesus-Freak.»

Das ging so weit, dass er in Bremgarten AG auf der Strasse Jesus-Traktate verteilte. Nach der Sekundarschule rückte die Religion wieder in den Hintergrund, bis er Jahre später wieder Halt darin fand – dieses Mal im radikalen Islam.

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