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Nach UnfallJäger Juan Carlos unter heftigem Beschuss

Nach seiner umstrittenen Elefantenjagd in Afrika geriet Spaniens König Juan Carlos schwer unter Beschuss von Tierschützern - aber auch von Medien und der spanischen Bevölkerung.

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«Mit seinen vielen Prothesen wird man beim Tod des Königs nicht wissen, ob man ihn begraben oder im Metallcontainer entsorgen soll.» Die Liste der Witze, die seit dem peinlichen Unfall von Spaniens König Juan Carlos im Internet zirkulieren, wächst stündlich.

Kein Wunder: Während 35 Prozent seiner Landsleute arbeitslos sind oder aus ihren Häusern vertrieben werden, weil sie ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen können, beschenkt sich der 74-jährige Monarch mit einem netten Jagdabenteuer. Dass Juan Carlos in seiner Jagdhütte stolperte und sich einen dreifachen Knochenbruch an der Hüfte zuzog, war vielen Spanier nun zu viel. Den Royals mochten sie bisher vieles verzeihen, doch jetzt gibts nur Kritik und Hohn.

In vielen Kommentaren wird dem König Verantwortungslosigkeit und Gefühllosigkeit vorgeworfen. Die rechtsliberale Zeitung «El Mundo» spricht von einer «unverantwortlichen Reise, die zum falschen Zeitpunkt stattgefunden hat». Die Öffentlichkeit greift besonders zwei Aspekte des Unfalls auf: Die «lange» Genesungszeit – Juan Carlos kann erst in zehn Tagen seine protokollarischen Aufgaben wieder aufnehmen – und die rasche Behandlung: Wäre Juan Carlos ein Normalbürger, könnte er in einem solchen Fall nach dem neuen – strengen - Arbeitsgesetz entlassen werden. Und: Kein Spanier, der sich über den öffentlichen Gesundheitsdienst behandeln lassen muss, käme so rasch an eine Hüftprothese.

Wie «El Mundo» schreibt, gibt es «für nicht königliche künstliche Hüften eine Wartezeit von mindestens 48 Stunden. Bis zur Operation werden die Verunfallten einfach immobilisiert.»

Das Volk fordert eine Entschuldigung

König Juan Carlos wird sich offenbar bemühen müssen, den Schaden zu begrenzen. Mit Ministerpräsident Mariano Rajoy will er am Freitag darüber beraten, wie die Kritik gebremst werden könnte. Der Regierungschef des spanischen Baskenlandes, Patxi Lopez, sagte, «es wäre nicht schlecht», wenn der König sich bei den Bürgern entschuldigen würde. Der Chef der Sozialisten in Madrid, Tomás Gómez, ging in seiner Kritik noch weiter und rief den König dazu auf, er solle seiner Verantwortung als Staatschef nachkommen oder abdanken.

Wie die Zeitung «El País» berichtete, besteht innerhalb der regierenden Volkspartei (PP) und der sozialistischen Opposition grosse Sorge um einen Verlust des Ansehens des Königs im In- und Ausland. Mit seinem teuren und zweifelhaften Hobby gibt Juan Carlos nach Meinung vieler Spanier ein schlechtes Vorbild ab. Für zusätzlichen Unmut sorgt, dass er die Ehrenpräsidentschaft der spanischen Sektion der Tierschutzorganisation WWF innehat. Bis Montag unterzeichneten bereits über 40 000 Menschen eine Online-Petition, die den König auffordert, dieses Amt niederzulegen. Der spanische WWF sucht mit dem Königshaus einen schnellstmöglichen Gesprächstermin. Man wolle eine Erklärung des Königs und ihm zudem die Petition überreichen.

Aus dem Palast geschlichen?

Für Unmut sorgt auch, dass Ministerpräsident Rajoy offenbar gar nicht über den Jagd-Ausflug des Königs informiert worden ist. Diese Information wurde zwar vom Zarzuela-Palast dementiert. Rajoy wisse immer, wo sich der König befinde.

Doch kurz darauf, machte eine neue Version über den Aufenthaltsort des Königs die Runde: Man habe gewusst, dass sich Juan Carlos im Ausland aufhalte. Doch man habe gedacht, er sei kurzfristig nach Argentinien gereist, um die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner von der Verstaatlichung des spanischen Ölkonzerns Repsol abzuhalten.

Nicht die einzige Sorge

Derzeit trüben mehrere Skandale das Leben des spanischen Monarchen. Im Korruptionsskandal, in dem sein Schwiegersohn Iñaki Urdangarin des Betrugs und der Steuerhinterziehung beschuldigt wird, meldete sich am Dienstag ein ehemaliger Geschäftspartner zu Wort, um auch Juan Carlos in den Schlamassel zu ziehen. Der König habe schon sehr früh über die zwielichtigen Geschäfte Bescheid gewusst. Ja, er habe die Geschäfte gar unterstützt.

Erst vergangene Woche hatte sich sein 13-jähriger Enkelsohn bei einem noch ungeklärten Zwischenfall in den Fuss geschossen. Der 13-jährige Felipe Juan Froilán hatte auf einem Landsitz seines Vaters mit einer kleinkalibrigen Waffe hantiert, aus der sich schliesslich ein Schuss löste. Nach spanischem Recht dürfen Kinder unter 14 Jahren keine Waffen besitzen oder mit ihnen schiessen.

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