Atomkatastrophe Fukushima: Japan entschuldigt sich bei Nachbarn

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Atomkatastrophe FukushimaJapan entschuldigt sich bei Nachbarn

Der Strom radioaktiv verseuchten Wassers in den Pazifik belastet Japans Beziehungen zu seinen Nachbarn. Aussenminister Matsumoto bedauerte, dass man zwei Minuten zu spät informiert habe.

Aussenminister Takeaki Matsumoto gab am Mittwoch zu, dass Japan erst nach Beginn der Einleitung die Botschaften der Pazifik- Anrainerstaaten informiert habe.

China, Russland und Südkorea hatten diese Entsorgung von schwach verstrahltem Wasser aus den Unglücksreaktoren wiederholt massiv kritisiert und umfassende Schutzmassnahmen gefordert.

«Es ist wahr, dass unsere Benachrichtigung erst versendet wurde nachdem der Wasserabfluss begonnen hat», sagte Matsumoto im Parlament. Inzwischen seien die Kommunikationskanäle jedoch verbessert worden. «Wir bedauern, dass wir bei der Weitergabe der Informationen zwei Minuten zu spät waren.»

Kan stiftet Verwirrung

Für Verwirrung sorgte am Mittwoch die angebliche Aussage von Ministerpräsident Naoto Kan, die 20 Kilometer grosse Evakuierungszone rund um die Atomruine bleibe für die nächsten 10 bis 20 Jahre unbewohnbar. Sowohl Kan als auch Regierungsberater Kenichi Matsumoto dementierten dies später wieder.

Die Regierung brachte indes die Idee ins Spiel, für die Menschen aus der Evakuierungszone eine neue Öko-Stadt zu bauen. Die umweltfreundliche Stadt könnte Wohnraum für bis zu 100 000 Menschen bieten, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Matsumoto. Wo sie gebaut werden könnte, ist indes noch nicht klar.

Trotz dieser Vorschläge, bleiben die betroffenen Menschen skeptisch. Die meisten wollen das Gebiet rund um den verstrahlten Atommeiler offenbar noch nicht verlassen. Den Wenigen, die gehen wollen, fehlen klare Aussagen zu finanziellen Perspektiven. Die Regierung erwägt derzeit, jedem Haushalt umgerechnet 13 000 Franken Entschädigung zu zahlen.

Verseuchtes Wasser abpumpen

In der Unglücksregion gingen am Mittwoch die Aufräumarbeiten weiter. Mitarbeiter des AKW-Betreibers Tepco pumpen seit Dienstagabend (Ortszeit) erneut radioaktiv verstrahltes Wasser ab, welches sich in einem Tunnelschacht des Reaktors 2 angesammelt hat.

Die hochradioaktive Brühe behindert die Bemühungen zur Kühlung der Reaktoren. Tepco plant, insgesamt rund 60 Millionen Liter Wasser aus den Kellern der Reaktoren 1 bis 3 zu entfernen. Dies entspricht etwa dem Inhalt von 24 Olympia-Schwimmbecken mit zwei Metern Tiefe.

Das Abpumpen ist ein wichtiger Schritt beim Versuch, den Meiler so weit zu reparieren, dass keine weitere Radioaktivität in die Umwelt gelangt. Erst wenn das Wasser aus den Kellern, der Kanalisation und den Turbinensälen der Reaktorblöcke entfernt ist, können sich die Arbeiter an die Reparatur der zerstörten Kühlsysteme machen.

Flughafen trotz Nachbeben wieder offen

Am Mittwoch erschütterten wieder Erdstösse der Stärke 5,8 das Land. Ungeachtet der Nachbeben nahm der Flughafen Sendai seinen Betrieb wieder auf.

Kurz nach acht Uhr (Ortszeit) morgens landete die erste Maschine aus Tokio. Der rund 100 Kilometer von der Atomruine Fukushima entfernte Flughafen war vom Tsunami nach dem Erdbeben überschwemmt worden.

Vorerst ist nur ein Terminal geöffnet, und es werden nur einige wenige Flüge tagsüber abgefertigt. Doch die wiederaufgenommene Flugverbindung dürfte die Katastrophenhilfe für die umliegenden Gemeinden erleichtern.

In den Trümmern suchten Soldaten noch immer nach Leichen. Rund 15 000 Menschen werden noch vermisst, die Zahl der Todesopfer wird wohl über 25 000 liegen.

(sda)

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