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Zu tiefe GeburtenrateJapan schickt sein Volk ins Speed-Dating

Japan kämpft seit Jahren mit niedrigen Geburtenraten. Das will die Regierung jetzt ändern — mit eher unkonventionellen Methoden.

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Japan hat eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt. Am 12. März 2015 hat die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe ein Programm lanciert, um den nachrückenden Generationen das Kinderkriegen wieder schmackhaft zu machen.

Japan hat eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt. Am 12. März 2015 hat die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe ein Programm lanciert, um den nachrückenden Generationen das Kinderkriegen wieder schmackhaft zu machen.

Keystone/Kimimasa Mayama
Paradox: Jedes Jahr wieder wird in Japan am 15. März das traditionelle Fruchtbarkeitsfest zelebriert. In Prozessionen wird ein 280 Kilo schwerer Holz-Penis in einen Shinto-Schrein getragen. Japanische Familien beten dabei für eine komplikationsfreie Niederkunft und Harmonie in der Ehe.

Paradox: Jedes Jahr wieder wird in Japan am 15. März das traditionelle Fruchtbarkeitsfest zelebriert. In Prozessionen wird ein 280 Kilo schwerer Holz-Penis in einen Shinto-Schrein getragen. Japanische Familien beten dabei für eine komplikationsfreie Niederkunft und Harmonie in der Ehe.

Keystone/Everett Kennedy Brown
Der Erfolg hält sich in Grenzen: Staatliche Programme, mit denen die Geburtenrate hätte gesteigert werden sollten, zeigten bislang kaum Wirkung. Mit den neuen Massnahmen sollen jetzt junge Väter stärker unterstützt werden. Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Männer, die unmittelbar nach der Geburt ihres Kindes in den Vaterschaftsurlaub gehen, drastisch erhöht werden.

Der Erfolg hält sich in Grenzen: Staatliche Programme, mit denen die Geburtenrate hätte gesteigert werden sollten, zeigten bislang kaum Wirkung. Mit den neuen Massnahmen sollen jetzt junge Väter stärker unterstützt werden. Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Männer, die unmittelbar nach der Geburt ihres Kindes in den Vaterschaftsurlaub gehen, drastisch erhöht werden.

Keystone/Everett Kennedy Brown

Noch vor Ende März will der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe ein Programm lancieren, das den jungen Generationen das Kinderkriegen wieder schmackhaft machen soll: Neben finanzieller Unterstützung und zusätzlichen Betreuungsplätzen sollen auch Speed-Dating und Heiratsvermittlung in den einzelnen Regionen gefördert werden.

Wie die Zeitung «Japan Times» berichtet, will die Regierung mit unkonventionellen Methoden das Problem angehen: Die Kommunalverwaltungen sollen darum mit diversen Partnervermittlungsplattformen nachhelfen. Boten bisher 14 Prozent der 14'243 Gemeinden solche Dienstleistungen an, soll der Anteil auf über 70 Prozent erhöht werden.

Vaterschaftsurlaub wird propagiert

Auch junge Väter sollen künftig stärker unterstützt werden. So soll der Anteil der Männer, die unmittelbar nach der Geburt ihres Kindes in den Vaterschaftsurlaub gehen, bis zum Jahr 2020 drastisch erhöht werden: auf 13 Prozent gegenüber den gerade mal 2,03 Prozent der Väter, die sich 2013 für einige Monate der Kindererziehung widmeten.

Japan stehe vor einer «kritischen Situation», heisst es weiter im Entwurf, der am Donnerstag präsentiert wurde. 2013 hatten japanische Frauen im Schnitt 1,43 Kinder zur Welt gebracht. Die Absicht des neuen Programms ist, die Quote landesweit bis 2040 auf 2,07 zu erhöhen.

Plan eines kinderlosen Politikers

Das Land hat seit Jahren mit zwei grossen Problemen zu kämpfen: Einerseits mit der Überalterung, anderseits mit dem mangelnden Interesse junger Japaner an Sex (siehe Bildstrecke oben).

Die verzweifelten Massnahmen von Ministerpräsident Abe haben ein klares Ziel: Japans Bevölkerung auch in 50 Jahren bei über 100 Millionen Einwohner zu halten. Seinen Beitrag dazu geleistet hat der Politiker allerdings nicht: Der 60-jährige Shinzo Abe ist kinderlos.

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