«Würdige Atmosphäre»Japanische Hotels bieten Zimmer für Leichen an
Weil Krematorien in Japan lange Wartezeiten haben, werden Tote in Leichen-Hotels gelagert. Die Angehörige dürfen in dieser Zeit neben dem Sarg übernachten.
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Die Sterberate in Japan ist wegen der immer älteren Bevölkerung in den letzten Jahren rasant angestiegen. So betragen die Wartezeiten bei den Bestattungsunternehmen laut einem Bericht der New York Times oft mehrere Tage. Aus der Platznot wurde nun eine Geschäftsidee geboren: Weil die Krematorien mit dem Verbrennen der Leichen nicht nachkommen und die Lagerräume überfüllt sind, bieten Hotels ihre Räumlichkeiten zur Aufbahrung der Leichen an.
Itai-Hoteru-Hotels bieten «eine würdige Atmosphäre bei kühlen Temperaturen», erklärt Hisao Takegishi, Inhaber des 2014 eröffneten Hotels Relation in Osaka, inzwischen eines der bekanntesten im Land. Die Leichen dürfen bis zu vier Tage aufgebahrt werden, die Zimmer kosten umgerechnet 150 Franken pro Nacht.
Angehörige können bei den Toten schlafen
Das Besondere an der Geschäftsidee ist, dass die Angehörigen die Zeit neben ihren Toten verbringen dürfen. Die Zimmer sind mit Betten, TV und Badezimmer ausgestattet. «Viele Japaner glauben, dass sich die Seele des Verstorbenen nach wie vor in dieser Welt aufhält. Diese Zimmer geben ihnen die Möglichkeit, in aller Ruhe zu trauern und sich von dem Toten zu verabschieden», erklärt Takegishi dem Sender Al-Jazeera.
Im Service-Paket sind neben Blumen auch der provisorische Sarg sowie die Urne und der Transport der Leiche inbegriffen. Ausserdem totale Diskretion – vor allem wegen der Nachbarn. Nicht allen ist es geheuer, neben einem Leichen-Hotel zu wohnen.