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Leser-UmfrageJeder Fünfte wurde auf Facebook missverstanden

Vier von fünf 20-Minuten-Lesern besitzen ein Facebook-Profil. Jedoch wissen 40 Prozent nicht, dass das soziale Netzwerk rechtlich gesehen nicht als privat gilt.

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Ende November wurde ein junger Mann vom Zürcher Obergericht wegen eines Facebook-Eintrags verurteilt. In dieser Nachricht hatte er seinen 290 Profil-Freunden mit Sätzen gedroht wie: «Ich vernichte eu alli, ihr werdet es bereue, dass ihr mir nöd im Arsch kroche sind.» Eine Mitschülerin des Gymnasiasten erschrak und alarmierte den Schulleiter, worauf der junge Mann verhaftet wurde. Nun wurde er wegen Schreckung der Bevölkerung zu einer unbedingten Geldstrafe verurteilt. Schreckung der Bevölkerung? Sind denn Facebook-Freunde nicht Teil des sozialen Umfelds? Das Zürcher Obergericht sieht das anders: Demnach gilt alles als öffentlich, was sich nicht in privatem Rahmen ereignet. Zu diesem gehöre Facebook nicht. Deshalb wollten wir von den Lesern wissen: Ist Ihnen dies überhaupt bewusst? Oder meinen Sie immer noch, dass Facebook-Freunde rechtlich gesehen zum sozialen Umfeld gehören?

Überwiegend Kollegen und Bekannte

Das soziale Netzwerk ist bei den 20-Minuten-Lesern immer noch ziemlich beliebt. Mehr als 80 Prozent der Umfrageteilnehmer besitzen ein Profil. Die Hälfte derer, die keinen Account haben, besass einmal eines, das sie aber mittlerweile gelöscht hat. Bei rund 80 Prozent der Nutzer besteht der Facebook-Freundeskreis überwiegend aus Kollegen und Bekannten.

Jedem Dritten ist bewusst, dass er sich auf Facebook rechtlich gesehen in der Öffentlichkeit befindet, jedoch stört ihn dies nicht. Jeden Vierten beunruhigt es allerdings. Deshalb achten 90 Prozent derer, die darum wissen, genau darauf, was sie auf Facebook posten. Rund 40 Prozent der Befragten wussten dies nicht oder haben sich noch nie Gedanken darüber gemacht.

Drohungen als Witz

Der verurteilte Gymnasiast hat in der Verhandlung eingeräumt, dass seine Drohungen eigentlich als Witz gemeint waren und dass seine Facebook-Freunde seinen Humor kennen. In der Umfrage stellte sich heraus, dass dies einem Fünftel der Leser bereits passiert ist. Dabei habe jemand einen ihrer Beiträge missverstanden. Bei jedem Vierten habe dies zu Problemen mit dieser Person geführt. Auch hat bereits jeder Zwanzigste etwas Grenzwertiges (Rassismus, Drohungen etc.) auf Facebook geteilt, jedoch sei dies ein Witz gewesen. Diese Leser sind sich sicher, dass ihre Freunde verstanden haben, wie es gemeint war.

Rund zwei Drittel der Befragten halten es für gerechtfertigt, dass der 22-jährige Zürcher wegen Schreckung der Bevölkerung verurteilt wurde. Wobei jeder Dritte die unbedingte Geldstrafe von 21 Tagessätzen zu zehn Franken plus die Gerichtskosten für zu hoch hält. Ein Drittel aller Befragten hält die Strafe für nicht gerechtfertigt.

An der nicht repräsentativen Umfrage von 20 Minuten haben insgesamt 786 Personen teilgenommen, davon 403 Frauen und 383 Männer. 21 Prozent der Befragten gaben an, unter 20 Jahre alt zu sein. Weitere 41 Prozent sind zwischen 20 und 29, etwas mehr als 18 Prozent sind zwischen 30 und 39 Jahre alt. Knapp 18 Prozent sind über 40 Jahre alt.

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