Public Viewing«Jeder ist doch ein Stück weit ein Gamer»
Es geht um Millionen von Dollar und die Ehre, sich zu den besten Spielern der Welt zählen zu dürfen. Ein Verein überträgt die «League of Legends»-Weltmeisterschaft im Basler Sommercasino.
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Das Turnier füllt jedes Jahr die grössten Hallen der Welt. 2016 findet die Weltmeisterschaft im Arena-Spiel «League of Legends», kurz LoL, im Staples Center in Los Angeles statt. Am 29. Oktober treffen im Final die besten Teams vor rund 18'000 Zuschauern aufeinander. Es winken Millionen-Preisgelder. Der Verein für Aufklärung über Internet und Spielkultur (Vaisk) organisiert zum zweiten Mal in Basel ein Public Viewing des Grossereignisses.
Bereits im vergangenen Jahr lockte die Übertragung über 100 Menschen in die Kleinbasler Podium-Bar. «Am Ende mussten wir Leute wegweisen, so voll war es», erinnert sich Vaisk-Präsident Christian Schlauri. Dieses Jahr soll eine grössere Location her: Der von der Christoph-Merian-Stiftung und der Startup-Academy unterstützte Verein bringt den Live-Stream des Finals ins Basler Sommercasino. Zum ersten Mal gibt es einen Schweizerdeutschen Kommentar und das gleich vom LoL-Profi «Aspartem» vom Team mYinsanity.
27 Millionen Menschen täglich
Laut dem Entwicklerstudio Riot Games loggen sich jeden Tag über 27 Millionen Spieler bei LoL ein. Da das Spiel free-to-play ist, also von jedem gratis heruntergeladen und gespielt werden kann, ist die Eintrittsschwelle sehr niedrig. Die Lernkurve schnellt jedoch schnell nach oben. Das Game entpuppt sich schnell als hochstrategische Angelegenheit.
Zwei Teams von je fünf Spielern müssen die Eigenschaften ihrer Spielcharaktere nutzen, um den Kern in der gegnerischen Basis zu zerstören. Dabei gilt es, auch die eigene Basis zu schützen, sich mit gegnerischen Verteidigungstürmen auseinanderzusetzen, die eigenen Helden durch Gefechte zu entwickeln – ohne dass diese dabei sterben – und die Bemühungen des anderen Teams zunichte zu machen.
Begegnung schaffen
Für manche Menschen ist die Wettkampf-Faszination unverständlich. Andere leben sie mit ganzem Herzen. «Man taucht in die Welt ein, wie in einem Buch oder einem Film. Es ist eine Kunstform, die Menschen berührt», sagt Schlauri, der selber passionierter Gamer ist. Genau hier würde sein Verein ansetzen. Es gehe nicht nur um Games, sondern um die Begegnung mit der Spiel- und Internetkultur im Allgemeinen.
So betreibt er eine Anlaufstelle für Menschen, die sich informieren wollen. «Wir erklären Eltern, wie sie Computerspiele didaktisch sinnvoll nutzen oder ihre Kinder vor Pädophilen im Internet schützen können», so Schlauri. Zudem reparieren sie in Zusammenarbeit mit der Heilsarmee jeden Samstag kostenlos Computer im Brockino am Erasmusplatz. «Ohne Computer geht heute gar nichts. Eine Reparatur kann sich aber nicht jeder leisten.»
Eine lebendige Kultur – eine eigene Bar
«Basel hat eine sehr aktive, wenn auch versteckte Gaming-Community», sagt Schlauri. So sei die Schweiz allgemein ein einladendes Gamer-Land mit seiner guten Infrastruktur, hohem Wohlstand und niederschwelligem Zugang zu Kommunikationstechnologien.
Aus diesem Grund sei es das langfristige Ziel des Vereins, eine Bar in der Stadt zu eröffnen. In dieser sollen sich alle Bemühungen konzentrieren. Die geplante «ManaBar» soll sich als Treffpunkt für und mit Gamern etablieren und auch als Event-Plattform dienen. «Es gibt viele Events, aber keinen festen Treffpunkt in der ganzen Schweiz», sagt Tom Barylov (27). Er arbeitet an der gastronomischen Realisierung. «Der Bedarf ist definitiv da, nur das Angebot fehlt. Jeder ist doch ein Stück weit ein Gamer», so Schlauri.