Frankenstärke: Jeder vierte Industrie-Betrieb hat Probleme

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FrankenstärkeJeder vierte Industrie-Betrieb hat Probleme

Der starke Franken macht der Schweizer Industrie auch ein Jahr nach Aufhebung des Mindestkurses zu schaffen. 26 Prozent der Firmen bewerten ihre Lage als schlecht.

von
kwo

Genau ein Jahr ist es her, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) alle überrascht hat. Am 15. Januar 2015, um 10.30 Uhr, verschickte sie ein Communiqué, in dem es hiess: «Nationalbank hebt Mindestkurs auf.» Ein Jahr, hunderte Medienberichte und unzählige Podiumsgespräche später sind die Meinungen dazu so gespalten wie kurz danach.

Keine Zweifel bestehen allerdings bezüglich der Auswirkungen auf die Industrie. Zwar haben viele Betriebe vor einem Jahr sofort mit einem Bündel von Massnahmen auf den Schritt der SNB reagiert: Laut einer Studie der Managementberatung Staufen haben 40 Prozent der Industriebetriebe ihre Preise angepasst, zudem wurden die Ausgaben im Einkauf gesenkt, geplante Investitionen zurückgestellt und auf geplante Neueinstellungen verzichtet oder gar Personal abgebaut.

Oft haben Massnahmen nicht gereicht

Dennoch scheinen bei vielen Firmen diese Schritte nicht auszureichen. So beurteilt laut einer Studie jedes fünfte Unternehmen die Wirkung der durchgeführten Massnahmen als ungenügend, im Maschinen- und Anlagenbau ist der Anteil mit einem Drittel sogar noch deutlich höher. Besser bewältigt hat die Lage dagegen nach eigener Einschätzung die chemische und pharmazeutische Industrie.

«Die Franken-Freigabe hat etwa jedes vierte Industrieunternehmen in eine schwierige Situation gebracht», so Urs Hirt, Geschäftsführer der Managementberatung Staufen Schweiz. «Besonderen Anlass zur Sorge gibt dabei der für die Schweizer Wirtschaft so wichtige Maschinen- und Anlagenbau. In dieser stark mittelständisch geprägten Branche wird sich auch 2016 ein schmerzhafter Anpassungsprozess vollziehen», erklärt er.

Firmen planen weitere Schritte

Insgesamt zeigt die Studie: Egal, ob die 2015 durchgeführten Aktionen Wirkung gezeigt haben oder nicht, mehr als sieben von zehn Unternehmen planen weitere Anpassungen infolge der Franken-Freigabe. 22 Prozent setzen dabei unter anderem auf gezielte Massnahmen zur Erhöhung der Effizienz. Ein Schritt, der sich 2015 als besonders wirksam gezeigt habe, heisst es in der Studie. So hätten überdurchschnittlich viele der aktuell gut dastehenden Unternehmen auf die Franken-Freigabe mit effizienzsteigernden Massnahmen reagiert und erwarten auch für 2016 eine positive Entwicklung.

Es gelte daher gerade auch für Unternehmen, die durch die Aufhebung des Mindestkurses in die Krise geraten seien, durch mehr Effizienz den Aufwertungseffekt auszugleichen und so die Basis für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen. Zwar bemühten sich die Schweizer Betriebe seit einigen Jahren aktiv um effiziente Prozesse und hätten Veränderungen angestossen, doch die Potenziale im gesamten Unternehmen

seien längst nicht ausgeschöpft, sagt Urs Hirt.

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