Verstorbener 20-JährigerJetzt hat der Arzt ein Strafverfahren am Hals
Im Dezember starb Kilian S. auf der Berner Polizeiwache. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Arzt, der die Haftfähigkeit des 20-Jährigen abgeklärt hatte.
- von
- miw
Auf dem Berner Waisenhausplatz erinnert ein kleines Mahnmal mit Kerzen, Blumen und Fotos an den Tod des 20-Jährigen Kilian S.*. Der junge Berner starb kurz nach Weihnachten in einer Zelle der Berner Polizeiwache.
Vorab hatte der junge Mann an einer Goa-Party in Berns Westen gefeiert, bis er von der Polizei vor Ort abgeholt wurde. Bei einer Kontrolle stellten die Polizisten fest, dass er mehrere Dutzend Amphetamin-Pillen auf sich trug. Laut Polizei fand sich in den Effekten auch mutmassliches Diebesgut.
Die Polizisten brachten den 20-Jährigen auf die Polizeiwache. Dabei leistete der Mann heftige Gegenwehr. Ein beigezogener Arzt prüfte, ob der 20-Jährige in Haft genommen werden konnte oder ob er in die spezialisierte Überwachungsstation am Inselspital gebracht werden sollte. In diese Station können Häftlinge auf hoher Sicherheitsstufe medizinisch versorgt werden.
Plötzlich war er tot
Der Arzt kam zum Schluss, dass der Häftling in einer Zelle auf der Polizeiwache untergebracht werden könne, dass man aber alle zwei Stunden nach ihm schauen solle, was die Polizei nach eigenen Angaben auch getan hat.
In den frühen Morgenstunden des 26. Dezembers wurde der Mann ohne Lebenszeichen in der Zelle aufgefunden. Die Polizei alarmierte den Notarzt, der jedoch nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen konnte.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Staatsanwaltschaft hat nun Ermittlungen gegen den Arzt aufgenommen, der die sogenannte Hafterstehungsfähigkeit des 20-Jährigen abgeklärt hatte. Christof Scheurer, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft des Kantons Bern, bestätigte am Donnerstag eine Meldung des «Bundes». Für den Arzt gilt die Unschuldsvermutung.
Nähere Angaben zum Fall machte die Staatsanwaltschaft nicht. Gemäss Scheurer dürfte es aber noch einige Zeit dauern bis zum Abschluss der Ermittlungen, da der Fall komplex sei.
*Name der Redaktion bekannt (miw/sda)