Alle AchtungJetzt kommt der «Zürcher Bonzen-Express»
Der Zürcher Randy Krummenacher (21) bringt die Schweizer Töffszene aus dem Gleichgewicht – und belebt die Rivalität zwischen Bernern und Zürchern: Bestzeit im zweiten Training zum GP von England!
- von
- Klaus Zaugg
- Silverstone

Randy Krummenacher geht auf die Überholspur.
Das Epizentrum der Schweizer Töffszene liegt im 21. Jahrhundert im Bernbiet. Tom Lüthi aus Linden im oberen Emmental ist der Fixstern am Töffhimmel und sein aussichtsreichster Herausforderer ist Dominique Aegerter (20) aus Rohrbach am unteren Ende des Emmentals. Aegerter wird durch den Westschweizer Unternehmer Olivier Métraux alimentiert.
Doch nun wird diese scheinbar unerschütterliche Ordnung durch den Zürcher Randy Krummenacher auf und neben der Rennpiste durcheinandergebracht.
Krummenachers starker Mann: «Ich bin ein Sieger»
Tom Lüthis Manager Daniel M. Epp sticht das selbstsichere Auftreten der Konkurrenten aus Zürich schon seit längerer Zeit in die Nase. Die Bezeichnung von Krummenachers Mannschaft als «Grand Prix Team Switzerland» und der Anspruch, so etwas wie ein Schweizer «Töff-Nationalteam» zu sein, passt ihm nicht. Vielleicht ist es einfach so, dass sich Marco Rodrigo, der starke Mann hinter Randy Krummenacher, und Epp zu ähnlich sind: Zwei selbstsichere, erfolgreiche Unternehmer, die ihre Firmen verkauft haben und sich nun dem Töffbusiness zugewandt haben. Während Epp, der sein Vermögen im Auto-Ersatzteilhandel gemacht hat, sein Selbstvertrauen in guter Berner Art auf Sparflamme hält (obwohl er Baselbieter ist), sagt der Zürcher Rodrigo von sich: «Ich bin ein Sieger.»
Tatsächlich entspricht der ehemalige Bankdirektor Rodrigo, der im Immobilienhandel wohlhabend geworden ist, dem Profil erfolgreicher Manager im Töffbusiness: Selbstsicher, charismatisch, mit dem Gespür, wie Geld aufzutreiben ist und mit jener Begeisterungsfähigkeit und Kompromisslosigkeit die nun einmal im Sport dazu gehören. Noch vor Epp hat er die Idee einer «Klubfinanzierung» erfolgreich umgesetzt: Weil die Finanzierung über klassische Sponsoren nicht mehr möglich ist, hat er in seinem sozialen Netzwerk vor allem in und um Zürich Persönlichkeiten gesucht, die bereit sind, pro Saison 10 000 Franken zu bezahlen. Im Gegenzug bietet Rodrigo das Erlebnis Töff-GP. Und die Konkurrenz spricht schon mal neidvoll vom «Zürcher Bonzen-Express».
Krummenachers Bestzeit im zweiten freien Training
Auf der Rennpiste hat Randy Krummenacher mit dem 5. Platz beim GP von Katalonien erstmals gezeigt, dass er in der Moto2-WM auf Augenhöhe mit Tom Lüthi und Dominique Aegerter fahren kann. Er weiss, dass er das Potenzial hat, in der zweitwichtigsten Töff-WM um den Sieg zu fahren – und dieses gesunde Selbstvertrauen lässt er andere spüren. Nun hat er mit einem 5. Platz im ersten freien und mit der Bestzeit im zweiten Training zum GP von England hier in Silverstone spektakulär nachgelegt. Tom Lüthi (20./19.) und Dominique Aegerter (21./4.) sind in den ersten zwei Training noch nicht ganz auf Touren gekommen.
Nun heisst es: Obacht, jetzt kommt der «Zürcher Bonzen-Express». Die Rivalität zwischen Zürchern und Bernern wirkt sich belebend und dynamisierend auf die Schweizer Töffkultur aus.
Silverstone. Grand Prix von Grossbritannien. Freie Trainings (kombinierte Rangliste).
125 ccm:
1. Johann Zarco (Fr), Derbi, 2:16,579 (155,567 km/h).
2. Nicolas Terol (Sp), Aprilia, 0,040 Sekunden zurück.
3. Sergio Gadea (Sp), Aprilia, 0,459.
4. Maverick Viñales (Sp), Aprilia, 0,800.
5. Alberto Moncayo (Sp), Aprilia, 1,319.
6. Efren Vazquez (Sp), Derbi, 1,567.
Ferner 29. Giulian Pedone (Sz), Aprilia, 7,552.
31 Fahrer im Training.
Moto 2:
1. Scott Redding (Gb), Suter, 2:09,808 (163,681 km/h).
2. Stefan Bradl (De), Kalex, 0,591.
3. Yonny Hernandez (Kol), FTR, 0,702.
4. Simone Corsi (It), FTR, 0,782.
5. Randy Krummenacher (Sz), Kalex, 0,925.
6. Marc Marquez (Sp), Suter, 0,942.
Ferner: 21. Thomas Lüthi (Sz), Suter, 2,392. 22. Dominique Aegerter (Sz), Suter, 2,463.
38 Fahrer im Training.
MotoGP:
1. Casey Stoner (Au), Honda, 2:03,748 (171,697 km/h).
2. Marco Simoncelli (It), Honda, 0,659.
3. Jorge Lorenzo (Sp), Yamaha, 1,008.
4. Nicky Hayden (USA), Ducati, 1,030.
5. Andrea Dovizioso (It), Honda, 1,162.
6. Cal Crutchlow (Gb), Yamaha, 1,259.
Ferner: 12. Valentino Rossi (It), Ducati, 3,327.
16 Fahrer im Training.