Klagen drohenJetzt muss Armstrong für den Beschiss zahlen
Lance Armstrong verdiente mit seinen Triumphen Millionen. Nach dem Schuldspruch geht der Kampf um dieses Geld los. Die Rückzahlung von drei Millionen Euro Siegprämien ist erst der Anfang.
- von
- fbu
Innerhalb einiger Monate wurde Lance Armstrong vom Rad-Idol zum Dopingsünder und Betrüger. Mit dem Urteil der UCI steht definitiv fest: Armstrong hat gedopt – und das systematisch. Mit dem Entscheid des Radsport-Weltverbandes gehen nicht nur die Aberkennung seiner Tour-de-France-Titel und eine lebenslange Sperre einher. Das Lebenswerk des Amerikaners – das er allerdings mit unlauteren Mitteln erworben hat - ist zerstört.
Der Tiefpunkt ist jedoch noch lange nicht erreicht: Nach dem Urteil befindet sich Armstrong im freien Fall. Weitere ihm nahestehende Personen werden sich von ihm abwenden, sein Vermögen ist nicht länger vor dem Zugriff der Staatsanwälte und Sponsoren sicher.
Rückzahlung der Siegesprämien
Das Reglement der UCI ist laut der BBC klar: Wem ein Sieg aberkannt wird, muss auch die Prämie zurückzahlen. Allein für seine sieben TdF-Gesamtsiege muss Armstrong somit drei Millionen Euro zurückzahlen.
Rückzug der namhaften Sponsoren
Nike (Sportausrüster) und Anheuser-Busch (amerikanische Brauerei) haben es bereits vorgemacht und haben die Zusammenarbeit mit Armstrong beendet. Kurz nach der Urteilsverkündung zog der Sonnenbrillen-Hersteller Oakley nach – und auch sonst wird kein Unternehmen das Risiko auf sich nehmen wollen, dass das Lügner-Image des Ex-Radsportlers auf sie abfärbt. Armstrong gehen damit Millionen-Beträge flöten. Laut CNN sollen seine Einkünfte aus Sponsorenverträgen 17,5 Millionen Dollar im Jahr betragen haben.
Es drohen Schadensersatzklagen
Bereits vor der Urteilsverkündung hatte die Londoner Zeitung «Sunday Times» angekündigt, im Falle eines Schuldspruchs rechtliche Schritte gegen Armstrong einzuleiten. 2004 hatte das Blatt einen Artikel veröffentlicht, der ihn als Dopingsünder beschuldigte. In der Folge klagte Armstrong. Nun will die Zeitung klagen, um die damaligen Gerichtskosten zurückzuerhalten. Über die Höhe des Betrages ist noch nichts bekannt.
Kein gefragter Redner mehr
Seit seinem Karriere-Ende war Armstrong ein gefragter Redner. Firmen haben den heute 41-Jährigen für Vorträge zum Thema Motivation angeheuert. Diese Zeiten dürften vorbei sein. Kein Unternehmen stellt einen als Betrüger abgestempelten Ex-Sportler als Motivator an.
Meineid-Prozess steht bevor
Eine amerikanische Versicherungsfirma erwägt ein rechtliches Vorgehen gegen Armstrong. Die SCA hatte dem Amerikaner von 2002 bis 2004 wegen Dopings keine Tour-Siegesprämien zahlen wollen. Bei einem Schiedsgerichtsverfahren zog die Firma aber den Kürzeren und wurde zu einer Zahlung von 7,5 Millionen Dollar verknurrt. Dieses Geld will die Versicherung nun zurück.
Sogar das US-Justizministerium schaltet sich ein
Armstrong errang sechs seiner sieben Tour-Siege mit dem Team US Postal. Dieses wurde von der US-Post-Behörde und damit indirekt durch Steuergelder finanziert. Das amerikanische Justizministerium hat deshalb eine Untersuchung gegen den Dopingsünder wegen Veruntreuung von öffentlichen Geldern eingeleitet.
Finanziell stehen Armstrong dementsprechend harte Zeiten bevor. Wie es Dopingsündern nach dem Schuldspruch ergeht, hat das Beispiel von Leichtathletik-Star Marion Jones bereits gezeigt. Immerhin konnte Armstrong durch seinen unrechtmässig erworbenen Erfolg Millionen scheffeln. US-Medien schätzen sein Vermögen auf mehr als 100 Millionen Dollar. Der Pleitegeier kreist also nicht über Armstrongs Kopf. Noch nicht.
Twitter-Profil geändert
Lance Armstrong hat auf seinem Twitter-Profil nach der Aberkennung der sieben Tour-de-France-Titel den Hinweis auf die Erfolge verschwinden lassen. «Erziehe meine 5 Kinder. Kämpfe gegen Krebs. Schwimme, bike, laufe und golfe, wann immer ich kann», war am Dienstag als Beschreibung seiner Person zu lesen. Bis Montagabend lautete der Text: «Vater von 5 tollen Kindern, 7-maliger Tour de France Gewinner, Vollzeit-Krebsbekämpfer, Teilzeittriathlet.» Beim Facebook-Profil sind die TdF-Siege allerdings noch nicht entfernt worden.
Der Weltverband UCI hatte am Montag dem Amerikaner alle Erfolge seit 1998 aberkannt und ihn lebenslang gesperrt. Eine direkte Reaktion auf das Urteil gab Armstrong bisher nicht ab.