Krawalle bei Reitschule: Jetzt verurteilen auch Linke die Chaoten scharf

Aktualisiert

Krawalle bei ReitschuleJetzt verurteilen auch Linke die Chaoten scharf

Politiker von Links bis Rechts verurteilen die jüngsten Krawalle bei der Berner Reitschule scharf. Über die zu ziehenden Konsequenzen ist man sich indes nicht einig.

von
sul
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Kurz nach Mitternacht zündeten vermummte Randalierer rund um die Berner Reitschule verschieden Barrikaden an.

Kurz nach Mitternacht zündeten vermummte Randalierer rund um die Berner Reitschule verschieden Barrikaden an.

Leser-Reporter
Die brannten zuerst einmal eine gute halbe Stunde vor sich hin.

Die brannten zuerst einmal eine gute halbe Stunde vor sich hin.

Leser-Reporter
Dann griff die Polizei ein und versuchte die Barrikaden zu stürmen, wurden jedoch von den Vermummten gestoppt.

Dann griff die Polizei ein und versuchte die Barrikaden zu stürmen, wurden jedoch von den Vermummten gestoppt.

Leser-Reporter

So heftig waren die Ausschreitungen bei der Berner Reitschule schon lange nicht mehr: Gewaltbereite Aktivisten setzten Strassenbarrikaden, Fahrzeuge und Container in Brand und attackierten Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern, Flaschen und Lasern. Die Bilanz der Gewalteskalation: Acht Polizisten und zwei Polizistinnen wurden verletzt.

Auf Barrikade.info meldete sich am Sonntag die «Bezugsgruppe Rhabarber» zu Wort, die sich an den «offensiven Aktionen gegen die Polizei» beteiligt habe. Es habe sich um eine «notwendige Antwort auf die jüngsten Repressionen im Raum Bern» gehandelt – womit insbesondere die Räumung des «Fabrikool»-Gebäudes gemeint ist.

«Ohne jede politische Botschaft»

Diese Rechtfertigung lassen Politiker jeglicher Couleur aber nicht gelten. Allen voran Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) verurteilt die Gewaltakte als «sinnlosen Krawall ohne jede politische Botschaft» und als «kriminelle Aktion von ein paar gewaltbereiten Machos», wie er zu 20 Minuten sagt.

Überhaupt fällt der Ton bei linken Politikern, die in der Vergangenheit zuweilen auch Verständnis für die Randalierer sowie Kritik am Vorgehen der Polizei geäussert hatten, schärfer aus. «Wenn man Barrikaden anzündet, gefährdet man die Menschen rundherum. Das ist absolut inakzeptabel», sagt Edith Siegenthaler, Co-Präsidentin der SP Stadt Bern. Höchst problematisch sei auch, dass der Löscheinsatz der Feuerwehr verhindert wurde.

Den Polizeieinsatz auf dem Vorplatz im letzten September habe sie «schwierig» gefunden. «Dieses Mal finde ich den Einsatz – soweit ich das beurteilen kann – völlig angemessen und bin froh um die Arbeit von Polizei und Feuerwehr», so die Stadträtin. Massnahmen seien nun nicht auf politischer, sondern auch juristischer Ebene angezeigt: «Die Urheber müssen für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen und vor ein Gericht gestellt werden.»

«Aggression klar von einer Seite»

Auch das Grüne Bündnis (GB) verurteilt die Krawalle scharf. «Das Ausmass der Gefährdung von Menschen hat mich erschreckt», sagt Co-Präsidentin Rahel Ruch. Die Situation sei eine andere gewesen als etwa bei Kundgebungen, wo manchmal die Polizei durch unverhältnismässiges Handeln Ausschreitungen provozieren würde. «Dieses Mal ging die Aggression klar von einer Seite aus», so Ruch.

Weder der Stadtpräsident noch die beiden Politikerinnen glauben indes, dass das Image der Reitschule nach den jüngsten Krawallen leiden werde. Im Gegenteil: «Die Reitschule hat sich klar von den Vandalen distanziert und damit die Chance genutzt, sich gegenüber solchen Gruppierungen abzugrenzen», sagt Siegenthaler. Tatsächlich liess das Kulturzentrum in seiner Mitteilung am Sonntag verlauten, es lehne «alle Gewalttätigkeiten von der Nacht auf Sonntag entschieden ab».

Von Graffenried fügt an, dass Absprachen zwischen der Reitschule und der Polizei stattgefunden hätten. «Das ist ein positives Zeichen für die anstehenden Gespräche und die weitere Zukunft», so der Stadtpräsident.

«Jetzt braucht es einen Marschhalt»

SVP-Stadtrat Alexander Feuz sieht das anders: Er fordert in einer Motion, dass die Stadt die Reitschule temporär schliesst und ihre Zahlungen und Leistungen an das Kulturzentrum per sofort sistiert. Auch müssten diverse Bestimmungen der Leistungsverträge griffiger und verbindlicher gefasst werden. «Die Aktivisten nehmen die Stadt und die Reitschule gewissermassen in Geiselhaft», sagt Feuz. Einmal mehr seien die Reitschule und ihre Besucher «als Schutzschild und Bereitschafttraum für heimtücksche Angriffe auf die Notfalldienste missbraucht» worden.

Insbesondere durch den Einsatz von Laserpointern habe die Gewalt gegen die Einsatzkräfte eine neue Dimension erreicht. Um solchen Verhältnissen Einhalt zu gebieten, brauche es nun einen «Marschhalt», findet Feuz.

Randalierer setzten am Wochenende Barrikaden in Brand.

Randalierer setzen in Bern Barrikaden in Brand

Rund um die Reitschule kam es zu Ausschreitungen. (Video: Tamedia/Leser-Reporter)

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