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Jogging ist ein Hirnbeschleuniger

Laufen ist nicht nur gut für die Figur. Wer sich die Turnschuhe schnürt und regelmässig joggt, trainiert auch sein Gehirn und verbessert seine Stimmung.

Dass Laufen gut ist für die Linie und das Wohlbefinden, ist ein alter Hut. Forscher der Universitätsklinik Ulm haben nun aber herausgefunden, das Joggen auch die Leistung des Gehirns verbessert. «Wir konnten jetzt zum ersten Mal zeigen, dass ganz bestimmte geistige Leistungen direkt vom Sport profitieren», erklärte Manfred Spitzer, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Physiotherapie der Hochschule. Und er ist überzeugt: «Sport macht das Gehirn effektiver.»

Schnelle Beine, schnelles Hirn

Die Untersuchungen an knapp 80 Probanden hätten belegt, dass durch Joggen, Turnen oder Radfahren Reize schneller und effektiver verarbeitet würden, betonte auch Studienleiter Ralf Reinhardt am Freitag. Für das «Gehirnjogging» ist laut Studie allerdings kein ausuferndes Marathontraining notwendig: Schon sechs Wochen intensives Lauftraining zeigten der Pilotstudie zufolge bereits deutliche Verbesserungen vor allem in den Bereichen «visuell-räumliches Gedächtnis», «positive Stimmung» und «Konzentrationsfähigkeit». Die anschliessende Hauptstudie sei um psychologische Tests, Hirnmessungen sowie genetische und molekularbiologische Aspekte erweitert und auf ein 17 Wochen langes Trainingsprogramm von mehreren Gruppen ausgedehnt worden. Demnach verbesserte die Sportgruppe der Probanden ihr räumliches Vorstellungsvermögen deutlich, teilten die Forscher mit.

Doping für die grauen Zellen

Ausserdem gleiche der Sport genetisch bedingte Nachteile beim Abbau des Dopamin-Spiegels aus, erklärten die Autoren der Studie. Der Dopaminwert ist für die Leistungsfähigkeit des Gehirns wichtig. «Fittere Probanden zeigen zudem eine schnellere und effizientere Reizverarbeitung», sagte Reinhardt. Er betonte, Talent und körperliche Verfassung hätten keinen grösseren Einfluss auf die Ergebnisse der Studie: «Wir haben nicht die absolute Leistung gemessen, sondern individuelle Ergebnisse, die den Bedingungen eines jeden Testteilnehmers angepasst sind.»

Pauken trotz Turnschuh

Damit sich Leistungssportler nicht zu früh freuen, schränkt der Experte ein: «Das Potenzial des Gehirns lässt sich durch Ausdauertraining steigern, aber nur Laufen reicht auch nicht.» Am Lernen führe kein Weg vorbei. Offen ist nach Reinhardts Worten nach wie vor, welche Sportart und welche Trainingsdauer dem Geist besonders gut tun. Die Wissenschaftler forderten allerdings Konsequenzen aus ihren Erkenntnissen für die Schulpolitik und die Stundenpläne: «Reduzierte oder gar ausfallende Sportstunden sind hier der falsche Ansatz», kritisierten sie.

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