Brustkrebs-Expertin«Jolie macht betroffenen Frauen eher Angst»
Brustkrebs-Expertin Nicole Zindel von der Organisation Pink Ribbon ist schockiert über die Brust-Amputation von Angelina Jolie. Sie befürchtet, dass unter betroffenen Frauen nun Panik ausbricht.
- von
- ahp
«Es ist eine sehr seltene Entscheidung, sich aus Präventionsgründen die Brüste amputieren zu lassen. Ich war schockiert, als ich davon gehört habe, und konnte es zuerst gar nicht glauben», sagt Nicole Zindel von Pink Ribbon. Sie hält fest, dass der Gen-Defekt BRCA1, den Angelina Jolie von ihrer Mutter vererbt bekommen hat, sehr selten ist. Um diesen überhaupt feststellen zu können, brauche es einen aufwendigen und kostspieligen Gentest.
«Das Ganze ist sicher kein Gesellschaftstrend und ich hoffe auch, dass dies keiner wird. Angelina Jolie wollte Frauen mit Brustkrebsrisiko Mut machen, indem sie mit ihrer Amputation an die Öffentlichkeit gegangen ist. Doch sie macht den betroffenen Frauen eher Angst», so Zindel. Es bestehe zudem die Gefahr eines Nachahmungseffekts: «Jetzt müssen wir stark aufpassen, dass Frauen, welche familiär bedingt ein erhöhtes Brustkrebsrisiko haben, nicht in Panik geraten und nicht unüberlegt auch zu solch einer drastischen Massnahme greifen.»
Laut Zindel gibt es zwar auch in der Schweiz Frauen, die aus ähnlichen Gründen die Brüste haben amputieren lassen. «Diese Fälle sind aber sehr selten.» Dabei handle es sich um eine mehrstufige Operation, danach würden mehrere Eingriffe für den Wiederaufbau der Brüste folgen. Nicole Zindel rät Frauen, die familiär bedingt ein erhöhtes Brustkrebsrisiko haben, dies mit ihrem Arzt zu besprechen und idealerweise bereits ab 40 Jahren jährlich eine Mammografie zu machen. «Aber man sollte sich deshalb sicher nicht gleich die Brüste entfernen lassen», so Zindel.
Pink Ribbon ist eine Organisation, die eine Brustkrebskampagne im Auftrag der Krebsliga Schweiz durchführt. Sie will die Frauen in der Schweiz für das Thema Brustkrebs sensibilisieren.
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