NationalbankJordan wird Nachfolger von Hildebrand
Der Bundesrat hat Thomas Jordan an die Spitze der Nationalbank (SNB) gewählt. Er wird Nachfolger des im Januar wegen heikler privater Devisengeschäfte zurückgetretenen Philipp Hildebrand.

Thomas Jordan (links) ist Präsident und Fritz Zurbrügg (mitte) neues Direktoriumsmitglied der Nationalbank. Neuer Bankratspräsident wird der Neuenburger Staatsrat Jean Studer. (rechts)
Der neue Nationalbankpräsident heisst Thomas Jordan. Der Bundesrat hat wenig überraschend den bisherigen Interims- Präsidenten zum Nachfolger des zurückgetretenen Philipp Hildebrand ernannt. Gleichzeitig hat er den vakanten Sitz im dreiköpfigen SNB- Direktorium sowie den neuen Bankratspräsidenten ernannt.
Als neues Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wählte der Bundesrat den Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, Fritz Zurbrügg. Der 52-jährige Ökonom, der in seiner Berufskarriere unter anderem die Interessen der Schweiz beim Internationalen Währungsfonds vertreten hatte, war vom SNB-Bankrat vorgeschlagen worden.
Jean Studer als Bankratspräsident
Der Bundesrat hat im Hinblick auf die Generalversammlung der Nationalbank vom 27. April auch zwei neue Bankräte bestimmt. Neuer Bankratspräsident wird der Neuenburger Staatsrat Jean Studer.
Studer, der bereits dem Bankrat angehört, folgt auf Hansueli Raggenbass. Dieser hatte wegen seiner Rolle in der Affäre Hildebrand angekündigt, dass er sich nach Ende der laufenden Amtsperiode nicht der Wiederwahl stellen werde.
Die Wahl von Thomas Jordan zum neuen Nationalbankpräsidenten erfolgt nicht überraschend. Der 48-Jährige hatte sein Interesse am Präsidium der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bereits am Tag von Hildebrands Rücktritt angemeldet. Wenn ihm der Bundesrat diese Aufgabe zutraue, werde er den Vorsitz des SNB-Direktoriums übernehmen, sagte er damals.
Der Experte für Geldpolitik ist schon seit 1997 für die Nationalbank tätig. Seine SNB-Karriere begann er als wissenschaftlicher Berater. Über mehrere Stationen führte sie ihn nun an die Spitze der Schweizer Zentralbank.
Parteien, Verbände und Kantone zufrieden mit neuer SNB-Spitze
In seltener Einmütigkeit haben Parteien, Verbände und Kantone am Mittwoch die Ernennung vom Thomas Jordan zum SNB- Präsidenten und die Wahl von Fritz Zurbrügg ins Direktorium begrüsst. Kritik wurde an der langen Dauer des Verfahrens laut.
Christian Wanner, Solothurner FDP-Finanzdirektor und Präsident der Konferenz der Kantonalen Finanzdirektoren, bezeichnete sich am Mittwoch als «rundherum zufrieden». Jordans Wahl zum Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sei erwartet worden und richtig. Kantone, Kantonalbanken und öffentlich-rechtliche Körperschaften halten einen Anteil von gut 63 Prozent der SNB-Aktien.
Die Schweizerische Bankiervereinigung und der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse erklärten, Jordan erfülle alle Kriterien und verfüge über alle notwendigen Qualitäten für das Amt. Auch die Wahl Zurbrüggs ins dreiköpfige Direktorium begrüssten die Verbände.
Die Wahl des Westschweizer Politschwergewichts Jean Studer (SP) zum Bankratspräsidenten scheint beiden Organisationen logisch. Die Bankiervereinigung erwartet keinen verstärkten Einfluss der Politik auf die Notenbank.
Die politischen Parteien begrüssten die Personalentscheide. Sie trauen dem neuen Präsidenten einhellig zu, die Unabhängigkeit der Nationalbank sicherstellen zu können.
Kritik wurde auf bürgerlicher Seite einzig an der Dauer des Auswahlverfahrens laut. SVP-Finanzexperte und Nationalrat Hans Kaufmann (ZH) erklärte, das komme fast einem Misstrauensvotum an Jordan gleich. CVP-Ständerat Pirmin Bischof (SO) stiess ins gleiche Horn. Zudem sei bereits der Anschein, dass es bei der Nationalbank eine Instabilität gebe, gefährlich, sagte er.
Euro legt nach Wahl von Jordan leicht zu
Der Euro hat am Mittwoch leicht positiv auf die wenig überraschende Wahl von Thomas Jordan zum SNB-Präsidenten reagiert. Zeitweise stieg der Euro bis auf 1,2034 Franken, zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,2030 Franken.
Vor der Bekanntgabe rangierte der Euro knapp unter 1,2020 Franken. Am Markt wurde die Wahl begrüsst. «Mit der Wahl von Thomas Jordan fällt ein zentraler Unsicherheitsfaktor weg», sagte ein Händler. Jordan sei der «Richtige, um die Unabhängigkeit der Notenbankpolitik zu sichern».
Fundamental werde sich an der SNB-Politik aber wohl nichts ändern. Daher sei davon auszugehen, dass die Nationalbank in den kommenden Wochen durchaus nochmals auf ihren Willen zur Verteidigung der Untergrenze getestet werde. Am Gründonnerstag und an Ostern war der Euro zweimal kurzzeitig unter die gesetzte Grenze von 1,20 Fr. gerutscht. (sda)