«Jugend» ist nicht verroht, sondern fleissig und einfühlsam

Aktualisiert

«Jugend» ist nicht verroht, sondern fleissig und einfühlsam

Das Vorurteil von faulen und verrohenden Jugendlichen muss laut einer Studie korrigiert werden. Heranwachsende in der Schweiz sind in hohem Masse einfühlsam, verantwortungsbewusst und leistungsgbereit.

Eine grossangelegte Studie widerlegt das gängige Bild über die Jugendlichen in der Schweiz. Einzelne Ausnahmen, die für Schlagzeilen sorgen, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Heranwachsende in der Schweiz laut Studienleiterin Marlis Buchmann von der Uni Zürich, über ein erstaunlich hohes Ausmass an sozialen Kompetenzen wie Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein verfügen.

Die Jungen sind nicht faul

Die Forscher gingen auch der produktiven Kompetenz der Heranwachsenden nach und stellten bei den 15-Jährigen generell eine grosse so genannte Anstrengungsbereitschaft fest. Bei den 21-Jährigen sei diese Kompetenz noch einmal deutlich grösser. Bei den 15-Jährigen schätzten sich die Mädchen wesentlich anstrengungsbereiter ein als die gleichaltrigen Knaben. Im jungen Erwachsenenalter gleicht sich dieser Geschlechterunterschied weitgehend aus.

Offensichtlich wollten Mädchen schon in der Schule ihren vollen Einsatz bieten und gute Leistungen erbringen, während Jungen erst in der späteren Phase des Aufwachsens ihre Anstrengungsbereitschaft erhöhten, kommentierte Buchmann.

Der Geschlechterunterschied könnte aber auch eine Konsequenz des unter Jungen in der Pubertät eher verbreiteten Verhaltensmusters des «coolen Typs» sein, der nicht als Streber gelten wolle. Möglicherweise strengten sich die Burschen erst in einem spezialisierten, ihren Interessen angepassten Umfeld wie in einer Berufslehre wirklich an.

Eltern sind entscheidend für Entwicklung des Mitgefühls

Erstaunlich wichtig und prägend für den Entwicklungsstand des Mitgefühls ist die emotionale Verbundenheit zwischen Eltern und Kindern. Bei der Entwicklung der produktiven Kompetenzen leistet hingegen die Schule einen entscheidenden Beitrag.

Überraschenderweise werde aber die Anstrengungsbereitschaft nicht vom schulischen Niveau und der Leistung beeinflusst. Ausschlaggebend scheine vielmehr zu sein, wie die Jugendlichen ihr schulisches Umfeld wahrnähmen und zum Beispiel positive Rückmeldungen von Lehrern und Mitschülern erhielten. (dapd)

Deine Meinung