32 ÜberfälleJugendbande wütete zwei Monate in Zürich
Mehrere Jugendliche haben in Zürich innerhalb von zwei Monaten Diebstähle und Raubüberfälle verübt. Das jüngste Opfer war 17, das älteste 89 Jahre alt. Jetzt stehen sie vor Gericht.
- von
- Attila Szenogrady
Es konnte jeden treffen. Den 17-jährigen Schüler, der in den frühen Morgenstunden von fünf Mitgliedern der Bande an der Kalkbreitestrasse überfallen, mit einem Messer bedroht und ausgenommen wurde. Oder den 60-jährigen Kaufmann, den die Täter an der Seebahnstrasse brutal zusammenschlugen, ausraubten und mit einem zweifachen Kieferbruch auf dem Boden zurückliessen. Selbst vor einer 89-jährigen Seniorin machten die jungen Männer nicht halt. Der Bandenchef persönlich entriss ihr an der Orellistrasse die Handtasche und erbeutete neben 30 Franken auch noch ihre Sonnenbrille.
In zwei Monaten über 30 Raubüberfälle verübt
Die Anklageschrift schilderte, wie die Bande ab dem 23. März bis Mitte Mai 2011 in der Stadt Zürich insgesamt 32 Raubüberfälle auf offener Strasse verübte. Vorwiegend in den Kreisen 3, 4 und 5. Die Täter schlugen in wechselnder Zusammensetzung zu und setzten in den meisten Fällen rohe Gewalt ein.
Sie stiessen ihre Opfer von Fahrrädern, deckten sie mit Faustschlägen und Fusstritten ein. Der Chef der Organisation drohte zudem wiederholt mit einem Messer. Der heute 20-jährige Dominikaner war alleine an 22 Raubtaten persönlich beteiligt. Er wurde am 9. Mai 2011 von der Polizei festgenommen. Bald darauf folgten auch seine Kumpanen, die grösstenteils wenige Wochen später hinter Gitter kamen.
Verlorene Generation: Geldmangel als Tatmotiv
Seit Mittwoch müssen sich der Boss und acht weitere Mittäter im heutigen Alter zwischen 20 und 24 Jahren wegen bandenmässigen schweren Raubes vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten. Der Hauptbeschuldigte und zwei Komplizen wurden direkt aus dem Gefängnis zugeführt. Die Hälfte der weitgehend geständigen Täter sind Schweizer Staatsangehörige. Doch die vorwiegend in Zürich wohnhaften Beschuldigten stammen ursprünglich aus Ostafrika, Sri Lanka oder der Türkei.
Sämtliche Beschuldigten sind Gelegenheitsarbeiter, werden vom Sozialamt unterstützt oder erhalten eine IV-Rente. Als Tatmotiv gaben die Angehörigen dieser verlorenen Generation akuten Geldmangel an. Für den Chef gehörten auch das Herumhängen auf der Gasse sowie der Konsum von Alkohol und Marihuana dazu.
Bis zu sieben Jahre Knast gefordert
Der leitende Staatsanwalt Ulrich Weder kannte dennoch kein Pardon. Er verlangte für die neun Beschuldigten hohe langjährige Freiheitsstrafen. Sieben Jahre für den Bandenchef, der als treibende Kraft die grösste Schuld auf sich geladen habe. Viereinhalb Jahre sollte der türkischstämmige Vizeboss erhalten. Je vier Jahre sowie drei Monate Gefängnis forderte Weder für zwei Beschuldigte, die sich an sieben sowie sechs Raubüberfällen beteiligt hatten. Zwei weitere Täter müssen mit Freiheitsstrafen von je drei Jahren und neun Monaten rechnen.
Auch drei Mitläufer, die lediglich an drei oder vier Überfällen teilgenommen hatten, konnten vom Ankläger keine Milde erwarten. Sie sollen mit je zweimal dreieinhalb Jahren sowie einmal drei Jahren teilbedingt bestraft werden. Beim einzigen Bewährungsantrag soll der Beschuldigte 24 Monate der drei Jahre verbüssen.
Langer Prozess erwartet
Am Bezirksgericht steht nun ein langer Prozess auf dem Programm. Alleine die Plädoyers der Verteidiger werden viel Zeit beanspruchen. Die Verhandlung wird die Parteien bis weit in die nächste Woche hinein beschäftigen. Wann die Urteile eröffnet werden, ist noch nicht bekannt.
Anmerkung der Redaktion, 31. Januar 2013: Gegenüber der ersten Version dieses Artikels wurde die Tonalität angepasst.