Er liest nun den Koran: Jugendstraftäter Carlos hat zu Allah gefunden

Auf seinem Facebook-Profil machte Carlos es öffentlich: «Möge Gott mich recht leiten und Insha Allah finde ich meinen Weg», schreibt er in einem seiner neusten Einträge – und postet ein Bild seines Korans.

Der bekannteste Jugendstraftäter hat sich also dem Islam zugewandt. Sabedin Beqiri, Bruder von Carlos' Thaibox-Trainer Shemsi Beqiri, sagt zu 20 Minuten: «Carlos hat sich während seiner Zeit in der geschlossenen Anstalt intensiv mit Religion befasst und mich gebeten, ihm einen Koran zu besorgen. Ich habe ihm dann mein persönliches Exemplar gegeben.» Shemsi Beqiri sagt auf Anfrage, Carlos sei ein «religiöser junger Mann»: «Er hat die Bibel und den Koran verglichen und ist nun zum Schluss gekommen, dass der Islam ihm mehr gibt.» Ob dies ein definitiver Entscheid sei, sei aber offen, so Beqiri: «Carlos ist ja noch sehr jung.»

Shemsi Beqiri, der sich selber als gläubigen Moslem bezeichnet, betont, dass er nie versucht habe, Carlos zu bekehren: «Das Interesse am Islam ist von ihm aus gekommen.» Möglicherweise habe er ihn aber als Vorbild beeinflusst: «Glaube und Sport sind das Wichtigste in meinem Leben. Das ist bei Carlos genauso.»

Carlos befindet sich seit seiner im Februar vom Bundesgericht verfügten Freilassung aus dem Massnahmenzentrum Uitikon in einem neuen Sondersetting, in dem das Schwergewicht auf seiner Ausbildung liegt. Derzeit arbeitet er auf dem Bau. Beqiri ist zufrieden: «Es läuft gut mit ihm.»

In einem Interview mit der «Weltwoche» hatte sich Carlos vor einem halben Jahr noch zum Christentum bekannt. Eine wichtige Rolle habe dabei Gefängnispfarrer Markus Giger von der reformierten Jugendkirche Streetchurch gespielt. Giger will sich mit Verweis auf seine seelsorgerische Schweigepflicht nicht zu Carlos' Hinwendung zum Islam äussern.