Erfolgreiche JungunternehmerinJunge Schneiderin wird für ihren Mut belohnt
Tanja Oehl ist erst 23 Jahre alt und führt bereits seit fünf Jahren ihr eigenes, neuerdings preisgekröntes Unternehmen. Neben Mut und Willenskraft brauche es vor allem Herzblut, sagt sie.
- von
- sis
Im Juni zügelte Jung-Unternehmerin Tanja Oehl mit ihrem Atelier in die Elisabethenstrasse in Basel. (Video: sis)
Die Baslerin Tanja Oehl gewann Ende Juni den 1. Prix BÂLEnce, der vom Gewerbeverband Gruppe23 geschaffenen Auszeichnung, die vorbildlich engagierte Unternehmer würdigt. Seit fünf Jahren schon führt die junge Frau erfolgreich ihr eigenes Schneideratelier Couture Stilvoll – und das, obwohl man ihr von der Schneiderlehre abriet.
«In der Schule sagte man mir, ich könnte Probleme haben, eine Stelle zu finden, und würde eher wenig Geld verdienen», erinnert sich Oehl. Doch sie liess sich nicht entmutigen und zeigte, dass es doch geht. Inzwischen wurde sie gar von der E.E. Zunft zu Schneidern aufgenommen. «Das ist eine grosse Ehre», so die junge Unternehmerin.
Erste Aufträge im Alter von zehn Jahren
Ihr Talent als Schneiderin entdeckte die 23-Jährige früh. Als Neunjährige nähte sie ein Bettchen für ihren Hund. Ein Jahr später bekam sie ihre erste Nähmaschine geschenkt und widmete sich gleich ersten Aufträgen: «Ich habe für eine Frau Hundebettchen genäht, die sie dann später wiederum verkauft hat. So habe ich mir mein Sackgeld aufgebessert», erzählt sie.
Entgegen allen gut gemeinten Ratschlägen begann sie mit fünfzehn Jahren die Ausbildung zur Schneiderin. «Ich bin meiner Leidenschaft gefolgt und habe die Lehre durchgezogen», so Oehl. Mit 18 bekam sie nach erfolgreichem Abschluss die erste Festanstellung. Durch diese Sicherheit wagte sie einen ersten kleinen Schritt in die Selbstständigkeit.
«Fasnacht ist mir eine grosse Stütze»
Fünf Tage die Woche arbeitete sie in einem Stoffladen, zusätzlich öffnete sie an einem freien Tag ihr eigenes Atelier im Baselbiet. «Ich wollte mal schauen, wie das funktioniert und ob mir das überhaupt gefällt.» Und weil es ihr so gut gefiel, zog sie mit ihrem Atelier bald in die Basler Innenstadt, arbeitete daneben weiterhin zu 40 Prozent in einem Stoffladen. Auch das lief gut, nur der Standort im dritten Stock war nicht ideal. Jetzt habe sie ein Schaufenster und Laufkundschaft an der Elisabethenstrasse 15.
«Man muss schon kämpfen und jeden Monat aufs Neue schauen, aber wenn man etwas wirklich möchte, schafft man es auch», erklärt sie. Mut, Willenskraft und vor allem Herzblut seien wichtig. Angst aber habe sie nicht. Mit der Ungewissheit müsse man aber leben. Am schlimmsten sei der Sommer, weil da alle in den Ferien seien.
Danach kämen wieder mehr Kunden, und im Winter sei sie mit dem Nähen von Fasnachtskostümen sowieso gut beschäftigt. «Die Fasnacht ist meine grösste Stütze.»
Praktikantin gesucht
Seit zwei Jahren beschäftigt Tanja Oehl auch Praktikanten. In der Ausbildung lernt man vor allem Neuanfertigungen; im Beruf später komme es aber eher auf Änderungen und Schnelligkeit an. «Neulinge brauchen für einen Hosenbund gut zwei Stunden. Ziel ist es, das in zwanzig Minuten zu schaffen», sagt sie. Das könne man bei ihr lernen.
Momentan sucht sie jemanden ab August. Gute Leute zu finden, sei nicht einfach. «Wenn alles soweit passt, würde ich der Person nach dem Jahrespraktikum gerne eine Festanstellung anbieten» verspricht sie.