Schweizer Jungpolitiker zoffen sich bei Podium an Jugendsession

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Schweiz«Sprengkraft der Themen unterschätzt» – Debatte an Jugendsession artet aus

Zoff zwischen Jungpolitikern: Nach dem Knatsch bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Jugendsession prüfen die Organisatoren, inwiefern ein solches Format weiter Sinn macht. 

Tim Haag
Hüseyin Aydemir
von
Hüseyin Aydemir
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Im Rahmen der Jugendsession findet eine Podiumsdiskussion mit Jungpolitikern statt. Dieses Jahr zofften sich die Teilnehmenden. 

Im Rahmen der Jugendsession findet eine Podiumsdiskussion mit Jungpolitikern statt. Dieses Jahr zofften sich die Teilnehmenden. 

Jugendsession
Gemäss Tobias Frehner, Präsident der Jungfreisinnigen Kanton Bern, haben mehrere Faktoren zur Eskalation beigetragen: «Mitverantwortlich waren die Moderation, das Set-up für das Podium sowie teilweise auch die Teilnehmenden.»

Gemäss Tobias Frehner, Präsident der Jungfreisinnigen Kanton Bern, haben mehrere Faktoren zur Eskalation beigetragen: «Mitverantwortlich waren die Moderation, das Set-up für das Podium sowie teilweise auch die Teilnehmenden.»

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«Ich nehme oft an Podien teil. So etwas habe ich aber noch nie erlebt», sagt Adrian Spahr, Co-Präsident der Jungen SVP Kanton Bern. Er fühlt sich insbesondere bei der Verteilung der Redezeiten ungerecht behandelt. 

«Ich nehme oft an Podien teil. So etwas habe ich aber noch nie erlebt», sagt Adrian Spahr, Co-Präsident der Jungen SVP Kanton Bern. Er fühlt sich insbesondere bei der Verteilung der Redezeiten ungerecht behandelt. 

Privat

Darum gehts

  • Eine Podiumsdiskussion im Rahmen der Jugendsession eskalierte am Wochenende. 

  • Im Mittelpunkt: Juso-Präsident Nicola Siegrist und Co-Präsident der Jungen SVP Kanton Bern Adrian Spahr. 

Einmal im Jahr findet die Eidgenössische Jugendsession statt. In diesem Rahmen wird auch eine Podiumsdiskussion zwischen Präsidien der Jungparteien an der Berner Fachhochschule organisiert. Doch dieses Jahr eskalierte die Debatte. Wie 20 Minuten weiss, zofften sich die Jungpolitiker bei der Veranstaltung am Samstag. «Mitverantwortlich waren die Moderation, das Set-up für das Podium sowie teilweise auch die Teilnehmenden», sagt Tobias Frehner, Präsident der Jungfreisinnigen Kanton Bern.

Man habe zu viele verschiedene Themen mit zu vielen verschiedenen Leuten diskutieren wollen, um möglichst allen gerecht zu werden. «Es wurden aber teilweise nur Themen von einer politischen Seite beleuchtet. Die Jugendsession hat die Sprengkraft der Themen und Teilnehmenden wohl unterschätzt», so der 22-Jährige. Ausgeartet sei es schliesslich wegen der ungleichen Verteilung der Redezeit und weil Juso-Präsident Nicola Siegrist die Unterstützerinnen und Unterstützer der Jungen SVP im Publikum als «SVP-Jünger» bezeichnet habe.

«So etwas habe ich noch nie erlebt»

Daraufhin habe Adrian Spahr, Co-Präsident der Jungen SVP Kanton Bern, das Mikrofon genommen und lautstark protestiert. «Weil niemand von den Moderatoren einschritt, griff ich zum Mikrofon und wollte das Publikum verteidigen», sagt Spahr. «Ich nehme oft an Podien teil, doch so etwas habe ich noch nie erlebt», so der 28-Jährige.

Er fühle sich bei der Verteilung der Redezeiten ungerecht behandelt: «Von Links bis Mitte konnten sich alle zur Coronapolitik des Bundes äussern. Nur für Jungfreisinnige und SVP, die die Massnahmen als Einzige kritisiert hätten, blieb keine Zeit.» Um ähnliche Situationen zukünftig zu vermeiden, brauche es Aufholbedarf bei der Organisation und einen strukturierten Ablauf sowie die Überprüfung der politischen Unabhängigkeit der Jugendsession durch das Parlament. 

«Die Bürgerlichen haben genug Redezeit erhalten»

Gemäss Siegrist wurde eine typische Jungparteiendebatte ausgetragen: «Natürlich wird es hitzig, wenn sieben Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker sich um die sehr begrenzte Redezeit streiten», sagt der 25-Jährige. Dass auf der Bühne kein wirklicher Dialog stattfand, sei nicht schlimm: «Diese Podien sind keine Parlamentsdebatten, in der auf Biegen und Brechen ein Kompromiss gefunden werden muss.» 

Die Kritik an der ungleich verteilten Redezeit teilt er nicht: «Die Bürgerlichen haben mehr als genug Redezeit erhalten, nur schon, weil sie das Wort ständig an sich gerissen haben.» Ebenso habe er das Publikum nicht beleidigt: «Die SVP hat Mitglieder mobilisiert und ins Publikum gesetzt, um die Vertreter anzufeuern. Das ist legitim, genauso legitim ist es aber, wenn ich diese Vertreter als SVP-Jünger bezeichne und den Rest des Publikums motiviere, sich bemerkbar zu machen», so Siegrist. 

Magdalena Erni, Co-Präsidentin der Jungen Grünen Bern, sieht es ähnlich: «Die ersten Reihen im Publikum waren von Personen besetzt, die ihre Nähe zur SVP oft und laut kundtaten. Die Bezeichnung SVP-Jünger war an dieser Stelle nicht fehlplatziert.» Für das Podium sieht sie dennoch Verbesserungspotenzial: «Eine Idee wäre, sich weniger Themen vorzunehmen.» Die 19-Jährige sagt aber auch: «Man darf nicht vergessen, dass das erst die zweite Debatte war, die in diesem Rahmen stattgefunden hat und dass sie von jungen Freiwilligen organisiert wird.» 

Eidgenössische Jugendsession

Organisatoren prüfen Weiterführung von Podium

Die Organisatorinnen und Organisatoren prüfen derweil, «inwiefern ein solches Format weiter Sinn macht», wie es in einem Schreiben, das 20 Minuten vorliegt, heisst. Gegenüber 20 Minuten sagt Aina Waeber, Sprecherin des Projektteams. «Die Jugendsession lief sehr gut ab. Da gab es keine Zwischenfälle. Im Gegensatz zum Podium am Politfestival, das nicht unserer gewünschten Diskussionskultur entsprach.»

Dies habe unter anderem an der Anzahl der Teilnehmenden gelegen: «Vielleicht war das Podium zu gross. Es entstand eine Dynamik, die nicht mehr kontrollierbar war.» Man überlege sich nun, das Podium zukünftig in einer anderen Form durchzuführen: «Wie es aussehen könnte, wissen wir noch nicht. Den Austausch mit den Jungparteien wollen wir aber unbedingt beibehalten.»

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