WahlkampfJusos ziehen sich bis auf die Unterhosen aus
Die Juso Bern wettern gegen die Berner Polizei. Nun veröffentlichen sie während des Grossratswahlkampfs ein Video einer nachgestellten Leibesvisitation.
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Eine Leibesvisitation, nachgestellt von der Juso Bern. (Video: JUSO Bern)
Die Berner Jungsozialisten stören sich an den Polizeipraktiken. In einem Video stellen sie eine Leibesvisitation nach, wie sie laut eigener Aussage gang und gäbe ist.
«Sicherheit statt Repression», so lautet eins der vier Themen, die sich die Juso für den Grossratswahlkampf ausgesucht haben. Die Partei wirft der Kantonspolizei vor, jeweils zu drastisch einzuschreiten, wie auch dem Wahlkampf-Programm der Jungpartei zu entnehmen ist. Dort steht: «Es werden bewusst unverhältnismässige Polizeidispositive aufgefahren, die als Provokation verstanden werden und Gewalteskalationen fördern.»
Kapo: «Fantasievideo für politische Stimmungsmache»
Speziell an den Pranger stellt die Juso die Leibesvisitationen der Kapo. Eine solche Durchsuchung, bei der sich der Verdächtige oft nackt ausziehen müsse, stellt sie in einem Video nach. Auch bei friedlichen Demonstrationen müssten stets viele Demonstranten mit auf den Polizeiposten, erklärt Barbara Keller, Co-Präsidentin Juso Kanton Bern. «Sicher gibt es Momente, wo eine solche Durchsuchung angebracht ist, aber in einer so grossen Zahl dient das nur noch der Einschüchterung der Bevölkerung.»
Auf Anfrage von 20 Minuten äussert sich die Medienstelle der Kantonspolizei wie folgt: «Das Video entspricht weder der reellen Polizeiarbeit noch unseren Werten. Vor dem Hintergrund, dass es sich bei diesem Fantasievideo um eine politische Stimmungsmache für ein Abstimmungsanliegen handelt, nehmen wir dazu grundsätzlich nicht weiter Stellung.»
Quittung für die Angehaltenen
Dass die Polizei ihre Praxis ändert, davon geht die Juso nicht aus. Keller: «Unser Ziel ist es, die Bevölkerung zu sensibilisieren und genauer hinzuschauen.» Ein erster Schritt in die richtige Richtung sei die Schaffung einer Stadtpolizei, sodass die Beamten nur noch in einer Region eingesetzt würden und dadurch ein feineres Gespür für diese entwickeln könnten.
Ein weiterer Ansatz der Juso sei ein Ticketsystem, erklärt Keller. «Jedes Mal wenn jemand auf den Posten mitgenommen wird, erhält er eine Quittung, sodass endlich bewiesen werden kann, dass manche Leute viel öfter von der Polizei mitgenommen werden als andere.» Vor allem dunkelhäutige Personen hätten nach eigener Erfahrung oft einen schweren Stand, wenn sie von Polizisten angehalten würden.