Ukraine-KriegPräsentierte Moskau Traktoren als zerstörte Leopard-Panzer?
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht in der Ukraine Krieg. Hier findest du die neusten Entwicklungen. Update des Tages 6.6.2023: «Sprengung des Karchowka-Staudamms»
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- Newsdesk
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Kurze Zusammenfassung der vergangenen Ereignisse:
Seit dem 24. Februar 2022 führt die russische Armee einen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Die russischen Streitkräfte werden im Osten und im Süden von der ukrainischen Armee zurückgedrängt. Die Gegenoffensive verläuft nicht zuletzt dank Waffenlieferungen aus den USA und Europa erfolgreich.
Seit Monaten zielen russische Raketenangriffe vor allem auf die ukrainische Energie-Infrastruktur ab. Es dürfte ein Versuch sein, die Zivilbevölkerung zu zermürben.
Die Situation an der Front
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Kiew und Moskau schieben sich vor Sicherheitsrat Schuld zu
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine haben sich Kiew und Moskau vor dem UN-Sicherheitsrat gegenseitig die Schuld zugewiesen.

Der ukrainische UN-Botschafter nannte den Staudamm-Bruch «Akt des ökologischen und technologischen Terrorismus». (Archivbild)
Serhij Kislizia sprach am Dienstag bei einer kurzfristig einberufenen Dringlichkeitssitzung in New York von einem «Akt des ökologischen und technologischen Terrorismus». Die Sprengung sei «ein weiteres Beispiel für den Völkermord Russlands an den Ukrainern.»
Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte dagegen, dass der Vorfall auf «vorsätzliche Sabotage Kiews» zurückzuführen und wie ein Kriegsverbrechen einzuordnen sei. Der Staudamm sei für ein «unvorstellbares Verbrechen» benutzt worden. (DPA)
USA: Nicht sicher über Hintergründe der Staudamm-Zerstörung
Die USA haben keine gesicherten Erkenntnisse über die Hintergründe der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine – ein amerikanischer UN-Vertreter hält eine Sabotage durch Kiew aber für unwahrscheinlich. «Warum sollte die Ukraine so etwas ihrem eigenen Territorium und ihren eigenen Menschen antun, ihr Land überschwemmen und Zehntausende dazu zwingen, ihre Häuser zu verlassen? Das macht einfach keinen Sinn», sagte der stellvertretende Botschafter Robert Wood am Dienstag vor einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Wood sagte, er hoffe, in einigen Tagen mehr Informationen zu dem offensichtlichen Angriff auf den Damm zu haben.

Der stellvertretende US-Botschafter Robert Wood hält es für unwahrscheinlich, dass die Ukraine den Kachowka-Staudamm sabotierte.
Die Ukraine beschuldigt Russland, den Damm gesprengt zu haben, dessen Zerstörung grosse Überflutungen verursacht hat. Moskau behauptet, dass ukrainische Truppen die Anlage beschossen hätten. Nach UN-Angaben sind mindestens 16'000 Menschen in der Region durch Überschwemmungen obdachlos geworden. (DPA)
Moskau präsentiert Traktoren als zerstörte Leopard-Kampfpanzer
Russlands Verteidigungsministerium hat die Vereitelung der ukrainischen Grossoffensive und die Zerstörung von Kampfpanzern Leopard gemeldet – dabei aber offenbar falsche «Beweisbilder» präsentiert. Auf dem Video sei die Zerstörung eines Traktors zu sehen, urteilte der prorussische Militärblog «Wojenny Oswedomitel» am Dienstag nach Ansicht der Bilder. «Er ging dann in die Berichte des Verteidigungsministeriums als Leopard 2 ein.» Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor unter anderem die Vernichtung von acht Leopard-Kampfpanzern verkündet.
Auch andere russische Militärblogger kritisierten die Erfolgsmeldung als offensichtliche Ente. Nach Angaben des nationalistischen Bloggers Fighterbomber handelt es sich um Bilder aus dem Vorjahr. Zu der Zeit verfügte Kiew noch nicht über westliche Kampfpanzer des Typs Leopard. Die meisten Leopard-Panzer hat Deutschland an die Ukraine geliefert. Sie sollen dem Land während der geplanten Offensive bei der Rückeroberung ihrer von Russland besetzten Territorien helfen.

Das russische Verteidigungsministerium soll statt zerstörten Leopard-Panzern Bilder eines zerstörten Traktors gezeigt haben.
Das russische Verteidigungsministerium ist in der Vergangenheit schon mehrfach mit Übertreibungen in ihren Erfolgsmeldungen aufgefallen. So hat die russische Armee nach Angaben ihres Sprechers Igor Konaschenkow inzwischen etwa deutlich mehr ukrainische Flugzeuge abgeschossen als das Land je hatte.
Bereits im Februar 2023, als die ersten Leopard-Panzer aus dem Westen in der Ukraine eingetroffen waren, waren falsche Bilder von zerstörten Panzern im Umlauf. Damals postete ein Telegram-Kanal der Wagner-Gruppe ein Bild eines zerstörten Leo 2A4, das jedoch fünf Jahr alt und Syrien aufgenommen worden war. (DPA/bre)
«Washington Post»: CIA erfuhr schon früh von ukrainischen Nord-Stream-Plänen
Nach den Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee führen einem US-Medienbericht zufolge weitere Spuren in die Ukraine. Die «Washington Post» berichtete am Dienstag, der US-Auslandsgeheimdienst CIA habe bereits im Juni 2022 und damit drei Monate vor den Detonationen von einem ukrainischen Plan für einen solchen Anschlag erfahren.
Demnach wurde die CIA von einem europäischen Geheimdienst darüber informiert, dass ein Team von sechs Angehörigen einer ukrainischen Eliteeinheit die Erdgas-Pipelines bei einem verdeckten Taucheinsatz sprengen wollte. Der «Washington Post» zufolge unterstand das Team direkt der ukrainischen Armeeführung.
Die «Washington Post» berichtet jetzt, die US-Regierung habe im Juni 2022 durch einen «engen Verbündeten» von dem mutmasslichen ukrainischen Plan erfahren. Demnach stammten die Angaben von einem Informanten in der Ukraine. Die USA teilten die Informationen dann mit Deutschland und anderen Europäern, schreibt die «Washington Post» unter Berufung auf informierte Kreise. Der Plan soll demnach sehr detailliert gewesen sein – und grosse Ähnlichkeiten mit dem tatsächlichen Anschlag vom September haben.

Gemäss einem Artikel der «Washington Post» erfuhr die US-Regierung im Juni 2022 durch einen «engen Verbündeten» vom mutmasslichen ukrainischen Plan zur Sabotage der Nord-Stream-Pipelines.
So sollten dem Plan zufolge sechs Beteiligte mit einem unter falscher Identität gemieteten Boot zu den Pipelines fahren und dann zu den Leitungen tauchen, um Sprengsätze anzubringen. Deutsche Ermittler sind Medienberichten zufolge zu dem Schluss gekommen, dass sechs Angreifer im September genau so vorgingen.
Die Beteiligten sollen der «Washington Post» zufolge direkt an den ukrainischen Armeechef Walerij Saluschnyj berichtet haben. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sei bewusst nicht über die Pläne informiert worden, um dann glaubhaft eine ukrainische Verantwortung zurückweisen zu können. (AFP)
Laut EU Hunderttausende Menschen durch Staudamm-Zerstörung bedroht
Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine gefährdet nach Angaben der EU Hunderttausende Zivilisten. Betroffen seien etwa 80 Siedlungen, darunter auch die Gebietshauptstadt Cherson, teilten der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell und der für Krisenmanagement zuständige Kommissar Janez Lenarcic am Dienstag mit. Zudem beeinflussten die sinkenden Wasserstände auch den Kühlwasser-Zugang des Atomkraftwerks Saporischschja.
Die beiden EU-Vertreter machten wie andere europäische Spitzenpolitiker Russland für die Zerstörung verantwortlich. Indem Russland das ordnungsgemässe Funktionieren der Sicherheits- und Sicherungssysteme des Atomkraftwerks gefährde, setze es seinen unverantwortlichen Atompoker fort, kritisierten Borrell und Lenarcic. Die Europäische Union verurteile diesen Angriff auf das Schärfste. Er stelle eine neue Dimension russischer Gräueltaten dar und könnte als Kriegsverbrechen gewertet werden.

Gemäss dem EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell sind etwa 80 Siedlungen durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine gefährdet.
Borrell und Lenarcic boten der Ukraine zudem Unterstützung der EU an. Das Zentrum für die Koordination von Notfallmassnahmen verfolge aktiv die Lage und stehe in engem Kontakt mit dem ukrainischen staatlichen Nothilfedienst, teilten sie mit. Man stehe bereit, um auf alle unmittelbaren Bedürfnisse einzugehen – einschliesslich Nahrungsmitteln und Trinkwasser. (DPA)
Selenski bezeichnet Dammbruch als «grösstes menschgemachtes Umweltdesaster»
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat Moskau für die Sprengung des Kachowka-Staudamms verantwortlich gemacht und mit dem Einsatz einer Massenvernichtungswaffe verglichen. «Das ist die grösste menschengemachte Umweltkatastrophe in Europa seit Jahrzehnten», sagte er bei einer Sicherheitskonferenz in der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Dort war er am Dienstag per Video zugeschaltet. «Russland hat eine ökologische Massenvernichtungswaffe gezündet.»

Nach dem Bersten des Kachowka-Damms in der Region Cherson stehen weite Teile des Gebiets unter Wasser.
Selenski wies die vom Kreml verbreitete Behauptung zurück, die Ukraine habe den Damm selbst zerstört und damit eine verheerende Flutwelle verursacht. «Russland kontrolliert den Kachowka-Damm mit dem Wasserkraftwerk seit über einem Jahr», sagte er nach Angaben seines Präsidialamtes. «Und es ist physisch unmöglich, ihn von aussen, durch Beschuss zu zerstören.» Der Staudamm sei von russischen Soldaten vermint worden. «Und sie haben ihn gesprengt.»

Die Ukraine hat als Reaktion unter anderem gefordert, Russland vom UN-Sicherheitsrat auszuschliessen.
Als Konsequenz forderte der ukrainische Präsident eine energische gemeinsame Verteidigung Europas gegen Russland. Durch den geborstenen Damm fliesst das Wasser des Kachowka-Stausees seit Dienstagnacht ungehindert ab und hat schon zahlreiche Ortschaften überschwemmt. (DPA)
Wasserkraftwerk am Kachowka-Staudamm ist «komplett zerstört»
Nach der Explosion an dem russisch besetzten Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine ist das dortige Wasserkraftwerk nach ukrainischen Angaben «komplett zerstört». Das Kraftwerk könne nicht wiederhergestellt werden, die Hydraulik sei weggeschwemmt worden, teilte der Leiter des ukrainischen Energiebetreibers Ukrhydroenergo, Igor Syrota, am Dienstag im ukrainischen Fernsehen mit.
Durch die teilweise Zerstörung des Staudamms sind nach Angaben des ukrainischen Innenministers, Igor Klymenko, 24 Ortschaften überschwemmt worden. «Rund eintausend» Bewohnerinnen und Bewohner seien bereits aus den betroffenen Zonen weggebracht worden, die Evakuierung laufe weiter.

Durch die teilweise Zerstörung des Staudamms sind nach Angaben des ukrainischen Innenministers, Igor Klymenko, 24 Ortschaften überschwemmt worden.
Auch in der ein wenig flussabwärts am Dnipro liegenden Grossstadt Cherson steigt das Wasser. Mit Sorge beobachteten die Anwohnenden von einer Brücke aus die braune Flut. Der Wasserspiegel sei bereits drei Meter höher, sagte einer von ihnen. «Die Flut kommt. Sie können es mit eigenen Augen sehen», sagte ein anderer Anwohner.
Aus Angst vor den Wassermassen begannen einige Menschen, ihre Habseligkeiten zu packen und sich in Sicherheit zu bringen. «Wir bringen unsere Sachen ein wenig höher», erklärte Ljudmyla, während sie neben einem Anhänger mit ihrem Hab und Gut und einer Waschmaschine stand. Viele der Bewohner machen Russland für die teilweise Zerstörung des Damms verantwortlich. (dpa)
EDA äussert sich zu Zerstörung des Staudamms
Das Aussendepartement der Schweiz hat sich auf Twitter zum Angriff auf den Staudamm geäussert. Das Departement von Bundesrat Ignazio Cassis schreibt: «Das EDA ist tief besorgt über den Angriff auf den Staudamm Nowa Kachowa. Systematische militärische Angriffe auf zivile Infrastruktur sind inakzeptabel und stellen eine schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts dar. Sie müssen sofort eingestellt werden. (jar)
Stadt am zerstörten Kachowka-Staudamm überflutet
Die von Russland besetzte Stadt Nowa Kachowka im Süden der Ukraine ist russischen Angaben zufolge nach der teilweisen Zerstörung des nahegelegenen Kachowka-Staudamms überschwemmt worden. «Die Stadt ist überflutet», sagte der von Moskau eingesetzte Bürgermeister der Stadt, Wladimir Leontjew, am Dienstag gegenüber russischen Medien.
Nowa Kachowka liegt in jenem Teil der ukrainischen Region Cherson, der von Russland kontrolliert wird. Die Stadt befindet sich etwa 85 Kilometer von der gleichnamigen Regionalhauptstadt Cherson entfernt, aus welcher sich die russischen Truppen im November infolge einer ukrainischen Gegenoffensive zurückgezogen hatten. Nowa Kachowka war von den russischen Truppen bereits am 24. Februar vergangenen Jahres, dem ersten Tag der Offensive im Nachbarland, eingenommen worden. (AFP)

Ukraine fordert Russland-Rausschmiss aus UN-Sicherheitsrat
Die Ukraine hat die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden des Landes als «grösste menschengemachte Katastrophe seit Jahrzehnten» eingestuft. Hunderttausende bekämen in den kommenden Jahren die negativen Folgen zu spüren, warnte der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, am Dienstag in Kiew. Er bezeichnete Russland als «Terrorstaat», der seinen Angriffskrieg auf eine neue Stufe stelle. «Heute ist Russland eine globale Bedrohung.» Das Land müsse seinen Sitz im UN-Sicherheitsrat verlieren. Russland gehört dort zu den fünf Vetomächten.

Die Ukraine fordert angesichts der Flutkatastrophe in Kachowka einen Ausschluss von Russland aus dem UN-Sicherheitsrat.
Aussenminister Dymtro Kuleba verurteilte den Anschlag auf den Staudamm und das Wasserkraftwerk im russisch besetzten Teil des Gebiets Cherson als «abscheuliches Kriegsverbrechen». «Russland hat den Kachowka-Staudamm zerstört und damit die wahrscheinlich grösste technische Katastrophe in Europa seit Jahrzehnten verursacht», schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. Tausende Zivilisten seien in Gefahr. «Die Ukraine steht vor einer grossen humanitären und ökologischen Krise.» Vorwürfe aus Moskau, Kiew sei verantwortlich für die Zerstörung, wies der Minister als Propaganda zurück.

Aussenminister Dmitro Kuleba sprach von einem «abscheulichen Kriegsverbrechen».
Jermak äusserte die Vermutung, dass Russland mit der Zerstörung des Staudamms die geplante ukrainische Grossoffensive ausbremsen wolle. Auf Twitter schrieb er, durch die Vernichtung des Staudamms nehme auch das Bewässerungssystem für die Landwirtschaft im Süden der Ukraine Schaden. Die Ukraine gehört weltweit zu den grossen Getreideexporteuren. Das Präsidentenbüro veröffentlichte Videoaufnahmen der überfluteten Stadt Nowa Kachowka, die von russischen Truppen besetzt ist.
In dem Überschwemmungsgebiet liegen etwa 80 Orte. Zuvor hatten die ukrainischen Behörden die Zahl der Betroffenen mit 16'000 angegeben. Sie begannen mit der Evakuierung von Ortschaften. (DPA)
«Haben Boote und Brücken» – Ukraine sieht Offensive durch Flut nicht gefährdet
Durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms wollen sich die ukrainischen Streitkräfte nach eigenen Angaben nicht von der Rückeroberung russisch besetzter Gebiete abhalten lassen. Die Ukraine verfüge über «alle notwendigen Boote und Pontonbrücken, um Wasserhindernisse zu überwinden», hiess es in einer Mitteilung der Abteilung für strategische Kommunikation vom Dienstag.

Wolodimir Selenski hat am Dienstagmorgen wegen dem Dammbruch eine ausserplanmässige Sitzung einberufen.
Die russischen Besatzer hätten den Staudamm im Süden der Ukraine «aus Angst vor der ukrainischen Armee» gesprengt, schrieb das Militär auf Telegram. Die russischen Truppen könnten den professionell ausgebildeten und mit neuesten Waffen ausgestatteten Ukrainern nicht standhalten, hiess es weiter. (DPA)
Russische Besatzer rufen nach Dammbruch Notstand aus
Angesichts der folgenschweren Explosion am Staudamm in der südukrainischen Stadt Nowa Kachowka haben die russischen Besatzer dort den Notstand ausgerufen. Das Wasser sei bereits um zwölf Meter angestiegen, sagte der von Russland eingesetzte Bürgermeister Wladimir Leontjew am Dienstag im russischen Staatsfernsehen. «Die Stadt ist überflutet.» Auch das an den Staudamm angrenzende und völlig zerstörte Kraftwerk stehe unter Wasser. Auf der russisch besetzten Seite des Flusses Dnipro sind Leontjews Aussagen zufolge insgesamt 600 Häuser in drei Ortschaften von den schweren Überschwemmungen betroffen.

Angesichts des beschädigten Dammes haben die russischen Besatzer in der Region Cherson den Notstand ausgerufen.
In den frühen Morgenstunden hatte sich in Nowa Kachowka eine schwere Explosion ereignet. Die Ukraine wirft Russland vor, Staudamm und Wasserkraftwerk gesprengt zu haben, um die geplante ukrainische Gegenoffensive zu stören. Moskau bestreitet das und behauptet, die ukrainische Armee habe die Anlage beschossen. (DPA)
Kiew sieht Motiv für Sprengung von Kachowka-Damm bei Russland
Die Ukraine hat nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms im Süden Russland ein klares Motiv zugeschrieben. Russland habe offensichtlich das Ziel, unüberwindbare Hindernisse für die geplante ukrainische Grossoffensive zu schaffen, schrieb Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter. Dies sei der Versuch, das Ende des Krieges hinauszuzögern und ein vorsätzliches Verbrechen. Russland müsse international als Terrorstaat eingestuft werden. Moskau wiederum gab Kiew die Schuld.

Der erwartete Gegenstoss der Ukraine (gelbes Gebiet) in das von Russland besetzte Gebiet (rot) müsste nun in grossen Teilen über überflutete Gebiete (blau eingezeichnet) gehen. Mittig ist der zerstörte Damm mit einem roten Symbol eingezeichnet.
«Auf einem riesigen Territorium wird alles Leben zerstört», schrieb Podoljak. «Viele Ortschaften werden zerstört; der Umwelt wird enormer Schaden zugefügt.» Im Fernsehen fügte er hinzu, dass Russland mit dem Anschlag im umkämpften Gebiet Cherson die Initiative im Krieg wieder an sich reissen und die europäischen Staaten einschüchtern wolle. Das Gebiet ist zum grössten Teil von russischen Truppen besetzt, sie kontrollieren auch das Kraftwerk und damit den Füllstand im Stausee. Die Gebietshauptstadt Cherson ist unter ukrainischer Kontrolle. (DPA)
Tschechien wirft Russland «Massenvernichtungswaffen» vor
Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine hat Tschechien Russland dafür verantwortlich gemacht. Aussenminister Jan Lipavsky warf der Führung in Moskau am Dienstag vor, die Grenzen ihrer Aggression immer weiter zu verschieben. «Der Angriff auf den Staudamm von Nowa Kachowka oberhalb von bewohnten Gebieten ist vergleichbar mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen Zivilisten», schrieb er auf Twitter. Solch ein brutales Vorgehen müsse bestraft werden.

Die tschechische Regierung vergleicht die mutmassliche Sprengung des Dammes mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen Zivilisten.
Für die Sprengung des Damms machen machen sich Kiew und Moskau gegenseitig verantwortlich. Befürchtet wird, dass der Bruch der Staudammmauer in der umkämpften Region Cherson zu massiven Überschwemmungen führt. Nach Angaben der örtlichen Behörden sind etwa 16'000 Menschen in der «kritischen Zone» zu Hause. Die ukrainische Regierung warnt auch vor einer Umweltkatastrophe. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. (DPA)
Wasserkraftwerk von Nowa Kachowka zerstört
Nach einer schweren Explosion am wichtigen Staudamm im südukrainischen Nowa Kachowka ist das angrenzende Wasserkraftwerk nach Angaben beider Kriegsparteien zerstört. Es sei «offensichtlich», dass eine Reparatur nicht möglich sei, sagte der russische Besatzungsbürgermeister Wladimir Leontjew am Dienstag im russischen Staatsfernsehen. Auch der ukrainische Kraftwerksbetreiber sprach von einer kompletten Zerstörung der Anlage. (DPA)
Ukraine meldet Überflutung und evakuiert Einwohner
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der südlichen Region Cherson haben ukrainische Behörden Überflutungen gemeldet und mit der Evakuierung von Einwohnern begonnen. Mehrere Dörfer seinen «vollständig oder teilweise» überflutet, teilte ein ukrainischer Beamter am Dienstag mit. «Etwa 16'000 Menschen befinden sich in der kritischen Zone am rechten Ufer», erklärte der Leiter der Militärverwaltung von Cherson, Oleksandr Prokudin, in einem Onlinedienst. (AFP)

Moskau dementiert
Die russischen Besatzer machten ukrainischen Beschuss für die Schäden am Kachowka-Staudamm verantwortlich. «Das Wasser ist gestiegen», sagte der von Moskau eingesetzte Bürgermeister in Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, staatlichen russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Bislang gebe es aber keine Notwendigkeit, Zivilisten in Sicherheit zu bringen.
Leontjew räumte aber ein, dass es zu Problemen bei der Wasserversorgung auf der bereits 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim kommen könnte, die südlich von Cherson liegt. Diese wird mit Wasser aus dem Kachowka-Stausee beliefert. Die Angaben beider Seiten zu dem Vorfall am Staudamm konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. (DPA)
Wasser erreicht Cherson um 11 Uhr
Um elf Uhr Ortszeit (10 CET) soll das Wasser Cherson erreicht haben, sagt Oleksandr Samoilenko, Vorsitzende des Regionalrats, gegenüber ukrainischen Medien. «Wir erwarten einen kritischen Wasserstand kurz vor Mittag», so Samoilenko. Das Wasser dürfte um drei bis vier Meter ansteigen. Die Behörden haben die Bevölkerung aufgerufen, gefährdete Gebiete zu verlassen und dabei nur das Wichtigste mitzunehmen. (fur)

Ein Satellitenbild zeigt den Damm am 28. Mai 2023.
Staudamm bei Cherson zerstört – was bedeutet das für das AKW?
Die Zerstörung des Staudamms beim Kachowkaer Stausee in der Nähe von Cherson betrifft auch das AKW Saporischschja. Das Atomkraftwerk bezieht sein Kühlwasser aus dem Stausee.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) schreibt bei Twitter, dass man «Kenntnis von den Berichten über Schäden am Kachowka-Damm in der Ukraine» habe. Die Expertinnen und Experten beobachteten die Situation genau. «Es besteht kein unmittelbares Risiko für die nukleare Sicherheit im Kernkraftwerk», heisst es abschliessend. (jar)
Selenski beruft Nationalen Sicherheitsrat ein
Der ukrainische Präsident Selenski beruft nach einer Explosion am Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine den Nationalen Sicherheitsrat ein. «Wasserkraftwerk Kachowka. Ein weiteres Kriegsverbrechen, begangen von russischen Terroristen», schrieb Selenskis Stabschef Andrij Jermak am Dienstag im Onlinedienst Telegram. «Der Präsident hat den Nationalen Sicherheitsrat einberufen», fügte er hinzu. (AFP)
