Bischofszell TGKälte reisst Fledermäuse aus dem Winterschlaf
Die Kälte setzt den Fledermäusen zu. Viele kämpfen ums Überleben. In der Notpflegestation werden sie wieder aufgepäppelt.
- von
- lad
In der Notpflegestelle für Fledermäuse in Bischofszell werden die Tiere von Franziska Heeb gefüttert und aufgepäppelt. (Video: lad)
«Wegen der enormen Kälte erwachen derzeit viele Fledermäuse aus dem Winterschlaf», sagt Franziska Heeb, Leiterin der Thurgauerischen Koordinationsstelle für Fledermausschutz, am Dienstag gegenüber 20 Minuten. Dies geschehe, wenn die Temperatur in ihrem Winterquartier – hohle Baumstämme, Scheiterhäufen oder Hausbalken – unter die erforderlichen fünf bis sieben Grad sinkt. «Dann kommen sie heraus und werden von der Kälte regelrecht erschlagen», so Heeb.
In der Folge müssten die Fledermäuse ihre Körpertemperatur von zwei auf circa 41 Grad erhöhen und ihren Herzschlag von zirka drei auf rund 1000 Schläge pro Minute, was für die Tiere einen enormen Energieverlust bedeute. Heeb: «Um dies zu kompensieren, müsste eine Fledermaus theoretisch eine Woche lang jagen.» Im Winter bestehe dafür jedoch keine Möglichkeit. Also würden die Tiere versuchen, auf die Schnelle ein neues Versteck zu finden um den Winterschlaf fortzusetzen. «Vor allem Jungtiere des letzten Sommers scheitern daran und bleiben halbtot auf dem Boden liegen», erklärt die Fledermaus-Expertin.
Aussergewöhnlicher Winter
Derzeit würden vermehrt Fledermäuse bei Heeb in der Notpflegestation in Bischofszell landen und sie rechnet mit weiteren Tieren. «Der Winter ist normalerweise eine ruhige Zeit, in der die Fledermäuse nicht aus ihrem Winterschlaf gerissen werden», sagt Heeb.
Bei ihr werden die Tiere dann zwei, drei Tage lang gefüttert. «Dann schicke ich sie in einem Raum bei geeigneter Temperatur und richtiger Luftfeuchtigkeit für einen Monat zurück in den Winterschlaf», so Heeb. Die Tiere blieben dann so lange in der Notpflegestation bis die Temperaturen es zulassen, sie in die Freiheit zu entlassen: «Meist ist das Ende März, dann bringen wir sie in die Nähe ihres Fundorts zurück.»
Warmer Januar
Wie die «Thurgauer Zeitung» schreibt, hat auch die aussergewöhnlich warme Zeit im Januar den Winterschlaf der Fledermäuse durcheinander gebracht. Ein Teil der Tiere sei da wach geworden und habe sich auf die Suche nach Wasser begeben. Wegen der warmen Temperaturen hätten sie sich danach kein neues Versteck mehr gesucht und seien dann vom Temperatursturz überrascht worden.
«Jedes Tier, das gerettet werden kann, zählt», sagt Heeb. Die Fledermauspopulation ist in der Schweiz rückläufig, viele Arten sind gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. Findet man eine Fledermaus, sollte man sie nicht mit blossen Händen anfassen: «Fledermäuse haben ein Raubtiergebiss und können Krankheiten übertragen.» Über das Nottelefon unter der Nummer 077 406 50 84 kann die Notpflegestation kontaktiert werden.