TilsiterSprachwitz? «Tilsit*er»-Werbung sorgt für Aufregung
Ein Werbespruch über nonbinäre Geschlechtsidentitäten und «diversen Tilsit*er» sorgt für Kritik. Laut dem Käsehersteller ist die Werbung «mit einem Augenzwinkern zu verstehen».
- von
- Daniel Graf
Darum gehts
Der Käsehersteller Tilsiter hat eine neue Plakat- und Onlinewerbung gestartet.
In einem der Sprüche heisst es: «Alle sind jetzt nonbinär und lieben diversen Tilsit*er.»
Kommentatoren auf Instagram und das Transgender-Network Switzerland finden den Spruch problematisch.
Tilsiter sagt, der Spruch sei «mit einem Augenzwinkern» zu verstehen.
«Alle sind jetzt nonbinär und lieben diversen Tilsit*er.» Was sich mehr schlecht als recht reimt, ist Teil einer Werbekampagne für den Schweizer Käse Tilsiter. In Zürich stehen mehrere Plakate, auch auf Instagram und Facebook wirbt Tilsiter mit dem Spruch.
Dieser kommt auf Instagram nicht gut an: «Ich liebe Tilsiter, aber die nonbinary Werbung geht überhaupt nicht», kommentiert eine Userin. Ein anderer meint: «Frage mich gerade, ob ihr tatsächlich so unbeholfen und hinterherhinkend seid, dass ihr ‹alle sind jetzt nonbinär› für einen gängigen Werbeslogan haltet, oder ob ihr damit in subtiler sowie ‹humorvoller und halt typisch schweizerischer› Art bewusst die rechtskonservative Bevölkerung ansprechen wollt», kommentiert ein anderer.
Tilsiter-Werbung sei «inhaltlich falsch und problematisch»
Auch beim Transgender-Network Switzerland kommt der Spruch nicht sonderlich gut an: «Die Aussage ist inhaltlich natürlich absolut falsch, denn es sind nicht alle nonbinär. Auch hat nichtbinär zu sein und divers zu lieben nichts miteinander zu tun. Das eine ist eine Geschlechtsidentität und das andere eine sexuelle Orientierung», sagt Sigmond Richli. Problematisch sei, dass in der Werbung Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung und geschlechtergerechte Sprache zusammen in einen Topf geworfen würden, was Vorurteile bestärken könne.
Der Sprachwitz «Tilsit*er» ist für Richli zwar durchaus gelungen: «Er unterstreicht den (selbst)ironischen Charakter der Werbung offensichtlich.» Dadurch könne die Werbung so verstanden werden, dass sie die Menschen auf die Schippe nimmt, die von «Genderwahn» sprechen. Aber: «Wird die Ironie dieser Aussage nicht verstanden, kann das die Vorurteile gegenüber der nichtbinären Community verstärken. Die Werbung bewegt sich auf einer sehr dünnen Linie. Uns würde interessieren, mit welcher Intention die Werbung gestaltet wurde.»
Tilsiter erklärt sich
Das erklärt Urs Hänni, Managing Director der SO Tilsiter Switzerland GmbH, so: Die Käsemarke wolle «frecher, lauter und aktueller sein» und die Tilsiter-Weisheiten seien «immer auch mit einem Augenzwinkern zu verstehen». Tilsiter setze mit seinen diversen Farben auf Vielseitigkeit, sei innovativ und weltoffen, ein «Familienkäse, ein Liebling für alle Geschmäcker.» Diverse Sujets seien derzeit im Rahmen einer neuen Werbekampagne an rund 1000 Plakatstellen und online zu sehen.
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