Basel: «Kann bei Tätowiertinte nie sagen, es ist sicher»

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Basel«Kann bei Tätowiertinte nie sagen, es ist sicher»

Verbotene Konservierungsstoffe und krebserzeugende Amine: Ein Test des Basler Kantonslabors stellt Tätowiertinten ein vernichtendes Zeugnis aus.

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Das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt hat 16 Tätowiertinten von Herstellern aus Deutschland und den USA untersucht. Das Ergebnis ist sowohl für Tätowierer als auch Tätowierte alarmierend.

Das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt hat 16 Tätowiertinten von Herstellern aus Deutschland und den USA untersucht. Das Ergebnis ist sowohl für Tätowierer als auch Tätowierte alarmierend.

Keystone/Ennio Leanza/Symbolbild
Zwei Drittel der Proben waren nicht gestzeskonform. Die Farben enthielten verbotene Konservierungsmittel, unerlaubte Pigmente und in einem Fall sogar krebserzeugende Amine.

Zwei Drittel der Proben waren nicht gestzeskonform. Die Farben enthielten verbotene Konservierungsmittel, unerlaubte Pigmente und in einem Fall sogar krebserzeugende Amine.

Keystone/Ennio Leanza/Symbolbild
Was auf der Haut schädlich ist, kann auch in der Haut nicht unbedenklich sein. So argumentieren die Experten der Europäischen Chemikalienagentur, die rund 4000 Stoffe verbieten lassen wollen, darunter die wichtigen Tattoo-Pigmente Green 7 und Blue 15.

Was auf der Haut schädlich ist, kann auch in der Haut nicht unbedenklich sein. So argumentieren die Experten der Europäischen Chemikalienagentur, die rund 4000 Stoffe verbieten lassen wollen, darunter die wichtigen Tattoo-Pigmente Green 7 und Blue 15.

iStock/Peopleimages

Das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt hat 16 Tätowiertinten von Herstellern aus Deutschland und den USA untersucht. Das Ergebnis ist sowohl für Tätowierer als auch Tätowierte alarmierend. Zwei Drittel der Proben waren nicht gesetzeskonform. Die Farben enthielten verbotene Konservierungsmittel, unerlaubte Pigmente und in einem Fall sogar krebserzeugende Amine. Die Inspektionen fanden in Tätowierstudios statt.

Wer die betroffenen Studios sind und wie sie allenfalls sanktioniert wurden, ist nicht bekannt. «Im Wiederholungsfall droht eine Strafanzeige», sagt der zuständige Chemiker Urs Hauri. Allerdings wolle man das Problem an der Wurzel bekämpfen, also beim Importeur der mangelhaften Tätowierfarben. Den betroffenen Studios wurde für die beanstandeten Produkte ein Anwendungsverbot ausgesprochen.

Keine Tests bei Tätowierfarben

Bei den beanstandeten Produkten handelte es sich meist um sogenannte Risikofarben, die auch auf einer Negativliste des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit aufgeführt sind. Unsere Untersuchungen bestätigen die Einstufung der betroffenen Marken als Risikoprodukte, heisst es in der Mitteilung des Kantonslabors.

«Wir wollen auch in den Tätowierfarben nur für Kosmetikmittel zugelassene Konservierungsstoffe», sagt Hauri. Bei den beanstandeten Stoffen, die eben nicht zugelassen sind, wisse man schlicht nicht, welche Risiken davon ausgehen. Anders als bei Kosmetika gibt es keine toxikologischen Untersuchungen für die Verwendung von Stoffen für Tätowierungen. «Bei Tätowiertinten kann man nie sagen, es ist sicher», so Hauri. In vielen Ländern, etwa den USA, ist die Herstellung der Farben überhaupt nicht reguliert.

EU will 4000 Inhaltsstoffe verbieten

In Europa soll sich das nun ändern. Eine einheitliche Gesetzgebung für den EU-Raum ist in Vorbereitung. Die Tätowierszene zittert, weil das geplante Verbot von rund 4000 Inhaltstoffen auch wichtige Basispigmente wie Green 7 oder Blue 15 betrifft, die als Grundstoff vieler Tattoofarben dienen. Alle stehen unter Verdacht, krebserregend, erbgutverändernd, hautreizend oder augenschädigend zu sein.

In der Schweiz sind allerdings heute schon viele Konservierungsstoffe verboten, die in zahlreichen EU-Staaten nicht reguliert sind. Die schweizerischen Anforderungen an Tätowiertinten basieren nämlich auf einer Europaratsresolution aus dem Jahr 2003. In der EU wurde diese 2008 zum Teil wieder aufgehoben.

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