Neue Werbekampagne: Katholiken und Tierschützer stossen sich an fetten Denner-Hunden

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Neue WerbekampagneKatholiken und Tierschützer stossen sich an fetten Denner-Hunden

Denner wirbt in seiner neusten Werbekampagne «nah bei dir» mit fettleibigen Hunden. Dafür erntet der Discounter nun Kritik  – ein Starwerber versteht das nicht.

Thomas Obrecht
von
Thomas Obrecht
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In seiner neusten Werbekampagne wirbt Denner mit übergewichtigen Hunden. Unter dem Slogan «nah bei dir» sollen diese die Standortdichte des Discounters bewerben. 

In seiner neusten Werbekampagne wirbt Denner mit übergewichtigen Hunden. Unter dem Slogan «nah bei dir» sollen diese die Standortdichte des Discounters bewerben. 

Screenshot denner.ch
«Diese Werbung ist geschmacklos und für Denner höchst peinlich», sagt Gaby Zimmermann, Präsidentin der Kommission Kirche und Umwelt von der katholischen Landeskirche Thurgau. Die Würde der Tiere werde darin klar verletzt. 

«Diese Werbung ist geschmacklos und für Denner höchst peinlich», sagt Gaby Zimmermann, Präsidentin der Kommission Kirche und Umwelt von der katholischen Landeskirche Thurgau. Die Würde der Tiere werde darin klar verletzt. 

Screenshot denner.ch
Ganz anders sieht dies Hansruedi Huber vom Bistum Basel: «Die Denner-Werbung kann auch als Kampagne für eine artgerechte Tierhaltung gesehen werden.»

Ganz anders sieht dies Hansruedi Huber vom Bistum Basel: «Die Denner-Werbung kann auch als Kampagne für eine artgerechte Tierhaltung gesehen werden.»

Screenshot denner.ch

Darum gehts:

Fettleibige Pudel, Dackel und Bulldoggen – in seiner neusten Werbekampagne wirbt der Schweizer Discounter Denner mit übergewichtigen Hunden. Die Haustiere sollen auf die kurze Gehdistanz zur nächsten Denner-Filiale aufmerksam machen. 

Die Kampagne finden aber nicht alle witzig. «Je mehr Tiere so dargestellt werden, desto eher wird Fettleibigkeit bei Tieren als normal angesehen», sagt etwa Oliver Loga von der Tierschutzstiftung «Vier Pfoten». Die gesundheitlichen Folgen, die das für den Hund hätte, werden damit nicht ernst genommen. Es sei entsprechend fragwürdig, übergewichtige Haustiere als Gag in Werbekampagnen einzubauen.

«Hunde derart deformiert darzustellen, ist ein klarer Missbrauch»

Schützenhilfe bekommen die Tierschützer interessanterweise aus kirchlichen Kreisen. Gaby Zimmermann, Präsidentin der Kommission Kirche und Umwelt von der katholischen Landeskirche Thurgau, sagt: «Tiere zu übermästen, wie ein Deko-Objekt zu stylen und sich dann darüber lustig zu machen, lässt jegliches ethisches Niveau vermissen.» Die Werbung sei geschmacklos und für Denner höchst peinlich. Die Würde der Tiere werde darin klar verletzt.

Auch Vroni Peterhans, Präsidentin von «oeku – Kirchen für die Umwelt», spricht sich entschieden gegen Denners Werbekampagne aus. Wie bei der sexistischen Darstellung von Frauen müssten Werbetreibende erkennen, dass eine solche Zweckentfremdung von geschaffenen Geschöpfen nicht mehr zeitgemäss sei. «Ich erwarte, dass Denner seine Werbekampagne nun zurückzieht.»

«Kein Hund fühlt sich verletzt, weil er nicht lesen kann»

Aber auch in katholischen Kreisen haben nicht alle Verständnis für diese Kritik. «Diese Werbung ist eine gelungene Kombination aus Humor und Ironie», findet Sarah Paciarelli vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund SKF.  Auch Werber Frank Bodin, selbst Hundehalter, sagt: «Kein Hund fühlt sich verletzt, weil Hunde nämlich nicht lesen können und nicht mal den Hund in dieser Werbung erkennen.» Leider sei es heute angesichts der Woke-Diskussionen besonders schwierig, solche Kampagnen zu fahren, weil sich immer jemand angegriffen fühle. Dabei sehe man doch sofort, dass diese Werbung absichtlich überspitzt sei.

Bei der ganzen Diskussion dürfe man nicht vergessen, dass wohl ein Grossteil der Menschen die Denner-Werbung witzig finde. «Ich habe auf jeden Fall lieber Werbung mit Humor und einem Augenzwinkern. Von den langweiligen, austauschbaren Kampagnen, die es allen recht machen wollen, gibt es mehr als genug.», sagt Bodin im Gespräch mit 20 Minuten.

«Auf den ersten Blick ersichtlich, dass Bilder nicht real sind»

Thomas Kaderli, Mediensprecher der Denner AG, weist die Kritik an der Kampagne zurück. «Die Plakatbilder sind nachträglich bearbeitet worden. Es ist auf den ersten Blick ersichtlich, dass sie nicht real sind.» Durch diese Überspitzung sei es möglich, die Werbebotschaft «nah bei dir» in einem Bild zu vermitteln. 

Mit einem Schmunzeln nimmt übrigens auch die 20-Minuten-Leserschaft das Sujet zur Kenntnis. Rund zwei Drittel finden die Bilder amüsant, rund ein Viertel findet die Bilder deplatziert (Stand 9.10., 18 Uhr). 

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