Facebook-Sperre: Katz- und-Maus-Spiel im Bundeshaus

Aktualisiert

Facebook-SperreKatz- und-Maus-Spiel im Bundeshaus

Seit einer Woche ist Facebook für Tausende Bundesangestellte gesperrt. Mit einfachen Tricks können aber nicht nur die Beamten den Sperrwall umgehen. Doch Vorsicht: Man sollte sich bei der Schummelei nicht erwischen lassen, sonst drohen Konsequenzen.

von
Adrian Müller

Wie bei vielen anderen Grossunternehmen können die Angestellten des Bundes seit wenigen Tagen nicht mehr auf Facebook zugreifen. Bundesrat Hans-Rudolf Merz gab gestern nochmals den hohen Datenverkehr als Grund für die Internet-Zensur an. Doch diese Sperre taugt nicht viel: Wie die «Berner Zeitung» berichtet, macht unter den Angestellten ein Trick die Runde, wie man die Sperre mit minimalem Aufwand umgehen kann. Man öffne eine spezielle Proxy-Webseite wie www.ktunnel.com, tippe die Adresse von Facebook in ein dafür vorgesehenes Feld – und schon kann man wieder die neuesten Statusmeldungen seiner «Freunde» einsehen (detaillierte Anleitung siehe Infobox). Die Informatiker des Bundes können zwar die Umgehungsseiten auch sperren, doch tauchen immer wieder neue im Internet auf, was auf ein Katz- und-Maus-Spiel zwischen Angestellten und Informatikern hinausläuft.

Keine fristlose Entlassung möglich

«Wir kennen die Problematik», sagt ein Sprecher des Bundesamtes für Informatik. Er warnt die Facebook-Junkies: «Wer trotz Sperre während der Arbeit Facebook aufruft, verletzt die Dienstpflicht.» Wer erwischt werde, müsse mit Sanktionen bis hin zur fristlosen Entlassung rechnen.

Arbeitsrechtler Matthias Häuptli sieht dies etwas lockerer: Für ihn ist der Aufruf von Facebook mittels eines Proxy-Servers nur ein leichter Verstoss gegen die Dienstpflicht: «In solchen Fällen muss der Arbeitgeber den Mitarbeiter zuerst verwarnen. Nur Wiederholungstätern könnte fristlos gekündigt werden.»

Auch bei der Credit Suisse versuchten Mitarbeiter, via Umweg auf gesperrte Seiten zuzugreifen. «Unsere IT-Abteilung hat solche Proxy-Seiten im Rahmen des Möglichen seit längerer Zeit gesperrt, nicht erst seit dem Facebook-Verbot», erklärt ein CS-Sprecher.

Auch die Bähnler mögen Facebook so sehr, dass ihnen vor einiger Zeit der Zugang gesperrt wurde. «Wenn eine nicht berufsrelevante Web-Seite so genutzt wird, dass das hohe Datenvolumen den geschäftlichen Datenverkehr beeinträchtig, prüfen wir eine Sperrung», erklärt SBB-Sprecher Roman Marti. Ob sie auch schon Mitarbeiter erwischt haben, welche sich eines Proxy-Servers bedient hatten, ist ihm nicht bekannt.

So knackt man die Sperre

Wer in Suchmaschinen einschlägige Anfragen eingibt, erhält zahllose Treffer, welche bei der Umgehung der Sperre helfen sollen. Dazu zählen Foren, in denen auf Seiten verwiesen wird, welche die gesperrten Internetadressen in URLs umwandeln, die nicht blockiert sind. So wird aus facebook.com beispielsweise http://0x453fb88e/. Allerdings funktionieren nicht alle Vorschläge. Das gilt auch für den einfachsten aller Tricks, nämlich sich die IP-Adresse des Servers zu besorgen, von dem die jeweilige Seite ausgeliefert wird. Dazu gibt man unter Windows ins "Ausführen"-Fenster "ping www.facebook.com ein und erhält dann 69.63.187.17. Diese IP kopiert man dann in die Adresszeile des Browsers. Wenn die IT-Abteilung es versäumt hat, diese IP zu blocken, lässt sich das soziale Netzwerk auch so aufrufen. (hst)

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