Basel«Kaum in der Nähe, wurde ich angespuckt»
Das Dialogteam der Kantonspolizei Basel-Stadt ist an Kundgebungen und Fussballspielen im Einsatz, um den Dialog mit Demonstrierenden zu suchen. Der Leiter des Teams gibt Einblicke in den Alltag der Einheit.

- von
- Amelie Schärer
Darum gehts
Seit 2021 ist das Dialogteam der Kantonspolizei Basel-Stadt an Demos, Fussballspielen und Kundgebungen im Einsatz.
Dieses soll den Dialog mit den Demonstrierenden suchen.
Wenn sich der gewaltbereite Teil der Demonstrierenden absplitten lasse, sei die Aufgabe des Dialogteams erfüllt.
Seit knapp zwei Jahren setzt die Kantonspolizei Basel-Stadt auf Dialogteams bei Kundgebungen und Demonstrationen. Sie sollen das Gespräch mit den Demonstrierenden suchen und ihnen das polizeiliche Vorgehen erklären, um eine Eskalation zu verhindern.
Im aktuellen Magazin der Kantonspolizei Basel-Stadt «Basilea Info» gibt der Dialogteamleiter Marco Liechti einen Einblick in seine Arbeit. Den ersten Einsatz hatte das Dialogteam am 14. Juni 2021 an der bewilligten Frauenstreik-Demo. «Wir stehen zwischen den Demonstrierenden und der Einsatzleitung, beantworten Fragen und suchen den Dialog aktiv», schildert Liechti. Die Kantonspolizei arbeite immer nach dem «3D-Prinzip»: Dialog, Deeskalation, Durchgreifen, erklärt er.
Niemand will mit dem Dialogteam reden
Auf die Frage, ob es das Dialogteam nur bei unbewilligten Demos brauche, antwortet Liechti mit einem klaren Nein. Die Arbeit seines Teams fange schon beim Bewilligungsverfahren an. «Wenn wir bei der Analyse im Vorfeld feststellen, dass es keinen Aufruf zu Gewalt und Sachbeschädigung gibt, dann besteht eine Chance auf Dialog – und dann kommen wir auch bei einer unbewilligten Demo in den Einsatz», erklärt Liechti.
Doch wie reagiert Liechtis Team, wenn die Gegenseite nicht bereit ist, einen Dialog zu führen? Liechti kommt auf eine unbewilligte Klima-Demo vom 23. Februar zu sprechen, bei der das exakt der Fall gewesen war. Per Lautsprecher seien die Demonstrierenden gefragt worden, ob sie mit der Polizei sprechen wollten. «Es erfolgten drei Gesprächsangebote über Lautsprecher, wir sind dreimal ins Leere gelaufen und ausgebuht worden», so Liechti. Die direkten Folgen in seinen Augen: «Randale, Sachbeschädigung, verletzte Polizisten.»
«Verpiss dich, du alte Sau!»
Es gelte stets, die friedlichen von den gewaltbereiten Demonstrierenden zu trennen. «Bei den Gewaltbereiten hast du praktisch keine Chance, aber der gemässigten und friedlichen Menschenmenge kann man erklären, wieso die Polizei jetzt beispielsweise Gummischrot einsetzen muss», so Liechti. Die Aufgabe sei erfüllt, wenn sich die Menschenmenge nicht mit dem gewaltbereiten Teil solidarisiere, schliesst der Polizist.
Der bisher grösste Erfolg des Dialogteams sei, so Liechti, der feministische Streik 2022 gewesen. Trotz der erreichten Ziele sei die Arbeit im Dialogteam nicht immer einfach. Liechti erinnert sich: Als er an einer Demo einer sich erbrechenden Frau helfen wollte, sei er harsch zurückgewiesen worden. «Ich wollte hingehen und fragen, ob die Frau Hilfe oder die Sanität braucht. Kaum war ich in der Nähe, wurde in meine Richtung gespuckt.» «Verpiss dich, du alte Sau», sei der Polizist von Demonstrierenden beleidigt worden.
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