Sozialhilfe: Kein Auto mehr – schärfere Regeln für Ukraine-Geflüchtete

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SozialhilfeKein Auto mehr – Kantone verschärfen Regeln für Ukraine-Geflüchtete

Die Regeln für Sozialhilfebezüge von Geflüchteten aus der Ukraine sollen verschärft werden. Besitzen sie ein Auto, müssen sie dieses in Zukunft  verkaufen, bevor sie Sozialhilfe erhalten. 

von
Dominik Fischer
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In Zukunft müssen Geflüchtete aus der Ukraine ihre Vermögenswerte liquidieren, bevor sie Anspruch auf Sozialhilfe haben. (Symbolbild)

In Zukunft müssen Geflüchtete aus der Ukraine ihre Vermögenswerte liquidieren, bevor sie Anspruch auf Sozialhilfe haben. (Symbolbild)

20min/Marvin Ancian
Wer geflüchtet ist und ein Auto besitzt, muss dies entweder verkaufen oder die Nummernschilder abgeben. (Symbolbild)

Wer geflüchtet ist und ein Auto besitzt, muss dies entweder verkaufen oder die Nummernschilder abgeben. (Symbolbild)

AFP
Zuletzt hatte der Bundesrat den Schutzstatus S für Geflüchtete aus der Ukraine bis ins Frühjahr 2024 verlängert. In Bezug auf Sozialhilfe verschärfen sich nun jedoch die Regeln. 

Zuletzt hatte der Bundesrat den Schutzstatus S für Geflüchtete aus der Ukraine bis ins Frühjahr 2024 verlängert. In Bezug auf Sozialhilfe verschärfen sich nun jedoch die Regeln. 

20min/Marvin Ancian

Darum gehts

  • Die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) verschärft die Regeln für Sozialhilfebezüge von Geflüchteten aus der Ukraine. 

  • Die unterschiedliche Behandlung von Schutzbedürftigen und anderen Personen im Asylbereich sei zuletzt zunehmend auf Kritik gestossen. 

  • In Zukunft müssen die Geflüchteten ihre bestehenden Vermögenswerte liquidieren und mit dem Erlös für ihre Lebenskosten aufkommen, bevor sie Anspruch auf Sozialhilfe haben. 

Bislang durften Geflüchtete aus der Ukraine ihre Autos behalten und frei benutzen, ohne dass ihnen deshalb die Sozialhilfe gekürzt wurde. Dies soll sich nun ändern, wie aus einer Medienmitteilung der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) hervorgeht.

Zwar soll der Schutzstatus S für Personen aus der Ukraine bis ins Frühjahr 2024 verlängert werden, die Regeln zu Sozialhilfebezügen werden jedoch an die Regeln für andere Geflüchtete angepasst. So sollen in Zukunft Vermögenswerte wie Schmuck, Autos oder Liegenschaften in der Heimat beim Berechnen des Sozialhilfeanspruchs mitgerechnet werden. 

Geflüchtete müssen sich zwischen Auto und Sozialhilfe entscheiden

Ukrainische Geflüchtete müssen in Zukunft also ihre bestehenden Vermögenswerte liquidieren und den Erlös für den Lebensunterhalt aufwenden, bevor sie Sozialhilfe beziehen dürfen. Konkret bedeutet das: Geflüchtete aus der Ukraine, die seit mehr als einem Jahr in der Schweiz leben und im Besitz eines Autos sind, müssen dieses verkaufen, bevor sie Anspruch auf Sozialhilfe haben. Ausnahmen gebe es jedoch, wenn Ukrainerinnen oder Ukrainer das Auto für den Job dringend benötigen. Ausserdem haben die Geflüchteten die Möglichkeit, ihre Nummernschilder zu hinterlegen, wenn sie das Auto nicht verkaufen wollen. 

Das SODK begründet die Verschärfung der Regeln für Geflüchtete aus der Ukraine wie folgt: «Die unterschiedliche Behandlung von Schutzbedürftigen und anderen Personen im Asylbereich stösst zunehmend auf Kritik.»

Nur ein Bruchteil der Geflüchteten besitzt ein Auto

Gegenüber dem «SRF» erklärt der Vizepräsident der SODK, Christoph Amstad, es habe negative Rückmeldungen gegeben, «vor allem wenn sportliche Fahrzeuge vor den Sozialämtern vorgefahren sind». Nur ein Bruchteil von ihnen sei jedoch tatsächlich mit dem Auto in die Schweiz geflüchtet. Gundekar Giebel von der Berner Sozialdirektion betont: «Es sind nicht sehr viele. Im Kanton Bern besitzen einige Hundert von rund 7000 ukrainischen Flüchtlingen ein Fahrzeug.»

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe begrüsst die Regelverschärfung: «Im Sinne einer Gleichbehandlung mit der einheimischen Bevölkerung ist das nachvollziehbar», so Sprecherin Eliane Engeler gegenüber «SRF». Weitaus kniffliger als bei den Autos ist die Lage jedoch bei Vermögenswerten, die in der Ukraine verblieben sind. Wie gut sich diese in die Sozialhilfe-Abklärungen miteinbeziehen lassen, bleibt abzuwarten. Mehrere Kantonsvertreter der SODK betonen, wie schwierig solche Vermögens-Abklärungen in einem Kriegsland wie der Ukraine sind. 

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