Diesel-Preise: Das bedeuten die neuen Sanktionen gegen Russland

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SanktionenKein Benzin mehr aus Russland – steigen jetzt die Preise?

Wegen des Ukraine-Kriegs kappt die EU die Rohstoffgeschäfte mit Russland. Der nächste Schritt: ein Importstopp für Diesel und Co. Steigen nun die Preise an der Zapfsäule?

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Am Sonntag tritt ein neues EU-Sanktionspaket gegen Russland in Kraft.

Am Sonntag tritt ein neues EU-Sanktionspaket gegen Russland in Kraft.

20min/Taddeo Cerletti
Es sollen keine Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland importiert werden.

Es sollen keine Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland importiert werden.

Voegtlin-Meyer AG
Allerdings ist unklar, ob die Preise, insbesondere für Diesel, nun steigen.

Allerdings ist unklar, ob die Preise, insbesondere für Diesel, nun steigen.

20min/Taddeo Cerletti

Darum gehts

  • Ab Sonntag gelten neue EU-Sanktionen gegen Russland, die von der Schweiz übernommen werden.

  • Ab dann sollen keine Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland importiert werden.

  • Dadurch könnten die Preise vor allem für Diesel steigen, ein Versorgungsengpass ist jedoch noch weit entfernt.

Fast ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine greifen ab Sonntag weitere EU-Sanktionen gegen Moskau – die von der Schweiz ebenfalls übernommen werden. Schon seit Anfang Dezember darf kein russisches Rohöl mehr per Tanker eingeführt werden, ab dem 5. Februar will die EU nun auch keine Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland abnehmen. Das soll es Präsident Wladimir Putin schwerer machen, seinen Angriffskrieg zu finanzieren.

Werden Diesel und Co. knapp, wenn nichts mehr aus Russland kommt?

«Zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir die Schweiz mit Dieselöl versorgt. Sollte sich dennoch ein Versorgungsengpass abzeichnen, könnte auf Pflichtlagerbestände zurückgegriffen werden», sagt Sprecher Thomas Grünwald des Mineralölverbands Avenergy, der viele Tankstellenbetreiber vertritt, gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Bereits im vergangenen Herbst wurden Pflichtlager für Benzin, Diesel, Heizöl und Flugpetrol freigegeben. Zurzeit werden diese nicht beansprucht und sind laut dem Bundesamt für wirtschaftliche Versorgung (BWL) zu 90 Prozent gefüllt. Alleine mit diesen könnte die ganze Schweiz viereinhalb Monate versorgt werden.

Steigen jetzt die Preise?

Bereits in den vergangenen Monaten war Diesel im Vergleich zu Benzin teurer. Dass die Preise erneut steigen, ist vorstellbar, obwohl die Schweiz weder Rohöl noch andere Mineralölprodukte direkt aus Russland importiert. Da diese aus Nachbarländern bezogen werden, dürfte der Preis in der Schweiz ebenfalls steigen, wenn er dort steigt.

Dass die Preise in den Nachbarländern steigen, ist nicht ausgeschlossen. Der Düsseldorfer Energieexperte Jens Südekum entwarnt jedoch: «Ich glaube nicht, dass wir dramatische Preissprünge sehen werden.» Grund dafür sei, dass die nächste Embargostufe schon seit langem angekündigt war. «In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir an den wichtigen Häfen Rotterdam, Antwerpen oder Amsterdam regelrechte Hamsterkäufe gesehen», berichtet der Ökonom. «Das heisst, man hat vor dem Embargo rangeschafft, was noch ging. Die Diesellager sind voll bis zum Anschlag. Das wird die Preisanstiege begrenzen.»

Thomas Puls vom Institut der Deutschen Wirtschaft weist aber darauf hin, dass Diesel auf dem Weltmarkt knapp sei. Wenn die EU nicht mehr in Russland kaufe, müsse der Treibstoff aus entfernteren Gegenden kommen, etwa aus Saudiarabien. Die Kapazität der Spezialschiffe sei begrenzt, die Wege seien länger, die Transporte somit teurer.

Tankst du mit Diesel oder Benzin?

Tut das Embargo Russland wirklich weh?

Niemand in Russland gibt Sanktionsschmerzen zu. Vielmehr betont die Führung in Moskau, dass sich das Öl auf dem Weltmarkt ohnehin vermische und sie andere Absatzwege finde – in Indien etwa. Allerdings muss Russland grosse Preisnachlässe gewähren, nach Südekums Angaben etwa 30 Prozent im Vergleich zu westlichen Ölsorten.

2022 sind Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Gas und Öl nach Angaben von Vize-Regierungschef Alexander Nowak noch um knapp ein Drittel gestiegen. Die Ausfuhr von Erdöl habe um sieben Prozent zugelegt. Das EU-Embargo gegen Rohöl auf Tankern griff aber erst zum 5. Dezember. Bei Gas gibt es kein Embargo, sondern Russland selbst hat die Exporte in die EU gedrosselt.

Nowak räumt Unsicherheiten ein im Blick auf künftige Einnahmen. Zugleich hofft Russland auf Milliardengebühren, wenn es statt eigenen Öls künftig das schwarze Gold aus der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan durch die russische Druschba nach Deutschland durchleitet. 

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(DPA/smk)

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