Sanierung von Chemiemüll-Deponie: «Kein Tropfen Wasser kommt ungefiltert raus»

Aktualisiert

Sanierung von Chemiemüll-Deponie«Kein Tropfen Wasser kommt ungefiltert raus»

Die Sanierung des mit Lindan belasteten Areals neben dem Novartis-Campus dauert deutlich länger als geplant. Bisher wurden 675'000 Tonnen Erdreich vom krebserregenden Insektizid befreit.

von
lb

Claude Muller, der Projektleiter der STEIH, erklärt die Tücken der Deponie-Sanierung. (Video: lb)

Unter weissen Zelten wird neben dem Basler Novartis-Campus auf französischem Boden eine gigantische Chemiemüll-Deponie saniert. Die Bauzelte schützen Mensch und Umwelt vor Geruchs- und Staubemissionen, die noch bis 2013 die Umgebung belasteten. Die Entsorgung des Giftmülls wird voraussichtlich bis 2021 andauern.

Im November 2014 wurden die Sanierungsarbeiten des auf französischem Boden liegenden Ara-Steih-Areals nach einem Jahr Stillstand unter neuer Bauherrschaft wieder aufgenommen. Anhaltende Geruchs- und Staubemissionen führten zu Protesten und einem Sanierungsstopp. Seither werden die Rückstände des heute verbotenen Insektizids Lindan im Boden nach dem neuesten Stand der Technologie unter der Leitung von Novartis entsorgt.

Situation schwieriger als vorausgesagt

Im Schutzanzug und mit Sauerstoffmaske wird in den Bauzelten gearbeitet. Die Luft wird durch eine Lüftungsanlage gefiltert. «Kein Tropfen Wasser, der auf diese Baustelle fällt, kommt ungefiltert hier raus», erklärt Projektmanager Andi Truessel. Die Massnahmen zur Sanierung des Areals sind kostspielig und kompliziert.

Matthias Leuenberger, Länderpräsident von Novartis Schweiz, nennt das Sanierungsprojekt des Areals in Huningue (F) ein «Mammutprojekt». «Die Situation hat sich doch noch als schwieriger herausgestellt als vorausgesagt», erklärt er die Verschiebung des Abschlussdatums auf 2021.

Kontamination geht tiefer als angenommen

Ursprünglich sollten die Arbeiten schon im Herbst dieses Jahres abgeschlossen sein. Probleme seien unter anderem, dass man nicht so viel Material wie geplant mit dem Schiff abtransportieren könne. Das liege vor allem an der wechselnden Höhe des Rhein-Wasserstands. Ausserdem stelle man bei Messungen immer wieder fest, dass doch noch tiefere Schichten entfernt werden müssten, so Projektleiter Claude Muller.

«Ein realistisches Datum für das Ende der Arbeiten ist 2021. Natürlich hoffen wir, dass wir schon früher fertig werden», so Muller. Über die Kosten der Sanierungsarbeiten schweigt Novartis. Frühere Schätzungen gingen von über 200 Millionen Franken aus.

675'000 Tonnen Aushub

Bisher wurden 675'000 Tonnen Aushubmaterial saniert. Ziel des Projekts ist es, die Restkonzentrationen von Lindan-Nebenprodukten zu reduzieren und das Gebiet für die Folgenutzung vorzubereiten. «Besonders positiv wirkten sich die Arbeiten auf die Grundwasser- und Bodenqualität aus», wie Marcia Perrin, Gesundheits- und Umweltbeauftragte Novartis, erläuterte.

Gemeinsam mit den Behörden werden täglich Luftmessungen durchgeführt und auch durch regelmässige Wassermessungen werden die Arbeiten überwacht. Probleme mit Emissionen gebe es jetzt keine mehr, so Muller. Es könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es im Verlaufe der Sanierung zu vereinzelten Geruchsemissionen kommt, wie Novartis mitteilt.

Für die Dauer der Arbeiten bleibt der Radweg über das Gebiet an Wochentagen gesperrt. Was in Zukunft mit dem sanierten Gelände passieren wird, ist noch offen.

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